Schnee, Eis und Kälte: So erlebt der Hohe Fläming den Wintereinbruch

Wer kann, bleibt zu Hause. Das ist seit dem Wochenende erst recht die Devise im Hohen Fläming. Denn neben der Covid-19-Pandemie hält jetzt der Wintereinbruch neue Risiken bereit. Die Rettungsstelle im Ernst-von-Bergmann Klinikum Bad Belzig wird bereits des öfteren aufgesucht. „Die Patienten sind hauptsächlich höheren Alters, da Schutzreflexe zum Ausbalancieren von Stürzen nicht mehr so gut funktionieren. Dazu kommt, dass Knochen mit zunehmenden Alter schneller brechen“, berichtet Heike Köpping. Verletzte Wintersportler sind laut Unternehmenssprecherin wegen der coronabedingten Einschränkungen wenig zu verzeichnen. Notaufnahme ist gerüstet: Das Krankenhaus Bad Belzig allgemein und die Notaufnahme speziell seien ungeachtet der weiteren Herausforderungen gut auf die Situation vorbereitet. Material und Technik, wie digitales Röntgen und CT, stehen bereit. Mehrere Fachärzte, auch mit unfallchirurgischer Ausbildung, sind im Dienst. „Nicht jeder Bruch muss operativ versorgt werden“, weiß Thorsten Schuhr, Chef der Chirurgie, zu berichten. „Im MVZ direkt auf dem Gelände können für Patienten, die wir nicht stationär versorgen müssen, eine Nachbehandlung absichern“, sagt der Mediziner. Schneehöhe über 20 Zentimeter: Damit es überhaupt möglichst keine Stürze oder Unfälle mit Verletzten gibt, wird allerorten versucht, der Schneemassen irgendwie Herr zu werden. Die meisten Anlieger greifen zum Schneeschieber, hier und da kommt große Technik zum Einsatz. Denn es handelt sich um eine Menge. „Am Sonntagabend betrug die Höhe bereits 20 Zentimeter“, so der Hobbymeteorologe Tobias Mundil aus Bad Belzig. Im Verlauf des Montags dürfte einiges hinzugekommen sein. Die Bauhöfe sind quasi rund um die Uhr im Einsatz und versuchen, der Schneemengen Herr zu werden. „Das gleicht jedoch einer Sisyphusarbeit“, bilanziert Sophia Petzold. Der stetig neu Schneefall sowie die Verwehungen hält die Kollegen auf Trab. Trotzdem waren sie Montagnachmittag machtlos, als quer stehende LKW den Bussen die Zufahrt zur Robert-Koch-Grundschule blockierten. Das freilich bleibt eine Nuance für Regiobus Potsdam-Mittelmark. Busse und Bahnen mit Verspätungen: „Die Botschaft lautet: Es haben sich keine Unfälle ereignet“, teilt Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennig mit. Aber fast alle Linien zwischen Fläming und Havel wurden am Montag bedient. Mit Verspätungen, wie sich ahnen lässt. „Im stadtnahen Bereich bei Brandenburg an der Havel und Potsdam waren es fünf bis zehn Minuten. Auf dem Lande 20 bis 30 Minuten“, heißt es im Protokoll. Außerdem wird um die Steigung vor der Reha-Klinik in Bad Belzig gleich ein Bogen gemacht. Was wichtig ist: Die Fahrgäste reagieren mit Verständnis. Auch der Regionalexpress 7 zwischen Dessau und Berlin rollt wieder. Wenn auch nicht planmäßig. Stromversorgung ungestört: Indes sind Schulen, Kitas und Verwaltungen alle geöffnet gewesen. Die Stromversorgung verläuft allerorten störungsfrei, wie Thomas Lennecke bekräftigt. Weder Sturmböen noch die Bäume mit ihrer Schneelast sind den noch zahlreichen Freileitungen im Südwesten von Potsdam-Mittelmark zu nahe gekommen. Die freiwillige Feuerwehr ist in Bereitschaft, falls Hindernisse aus dem Weg geräumt werden müssen, erklärt Jens-Uwe Werner vom Ordnungsamt der Gemeinde Wiesenburg/Mark. Nochmals eingeschränkt hat die Abfallwirtschaft Potsdam-Mittelmark ihre Dienstleistungen. Während sie schon vorab auf mögliche Verspätungen bei der Müllabfuhr hingewiesen hat, wurde nunmehr mitgeteilt, dass vereinbarte Sperrmüll- und Elektroschrott-Abholungen. „Grund sind die Schneemengen, unter denen die Gegenstände dann begraben sind“, erklärt APM-Sprecherin Mona Belz und bittet die Kunden um Geduld. Arbeit lieber daheim: Präventiv hat auch Tischler Uwe Friedrich aus Reetz darauf verzichtet, seine Angestellten auf die Baustelle zu schicken. „Lieber können sie in der Werkstatt arbeiten, als auf dass sie auf der Autobahn stehen“, sagt der Handwerksmeister. Ähnlich die das Entgegenkommen für Oliver Heine. Er hätte im Außendienst für seinen Arbeitgeber eigentlich nach Heilbronn gemusst. Die Tour ist um einen Tag verschoben. Der Bad Belziger hat zumindest den Wagen schon vom Schnee von vorgestern befreit. Von René Gaffron