Glasscherben, Plastikverpackungen und einen zehn Zentimeter großer Angelhaken mit drei Zinken haben Jungen und Mädchen der Krause-Tschetschog-Oberschule jüngst aus dem Stadionteich gefischt. Der Arbeitseinsatz war ein Beitrag während der vergangenen Wochen, in denen sich die Siebent- und Achtklässler dem Gewässer gewidmet haben. Mit der schlichten Säuberung ist es allerdings noch nicht getan, wie sie seither nur zu gut wissen.
Der Nachwuchs hatte beobachtet, dass der Teich trotz Dauerfrost im März nicht komplett zugefroren war. Dafür stiegen stellenweise Blasen auf. „Ob es wohl Leichen oder Vulkanquellen am Grund gibt“, fragte also Emiliano Beelke. Die Schüler durften bei ihren Vermutungen zunächst der Fantasie freien Lauf lassen. Im Programm „Back To School“ (Zurück zur Schule), das vom Europäischen Sozialfonds exklusiv an 14 märkischen Bildungseinrichtungen finanziert wird, ist dies möglich.
Auch Stadtväter diskutieren über die Problematik
Die 14 Teilnehmer bekommen – begleitet von den Sozialpädagogen Julia Zwank und Olaf Görisch – den Freiraum, zuweilen außerhalb des Unterrichtes im Klassenverband noch praxisorientierter zu lernen. In dem Fall haben sie aus eigenem Interesse also das Biotop vor der Schultür unter die Lupe genommen. Dessen dramatischer Zustand bewegt nicht nur die Anlieger. Sondern nach einigen Beschwerden diskutieren die Stadtväter gerade über die Problematik.
Angeleitet vom Lehrerpaar Heiko und Margrit Ribbe konnte dann vor Ort das Wasser analysiert werden. Temperaturen, Sauerstoffgehalt und pH-Wert des Wassers haben die jungen Forscher mit der Messtechnik bestimmt, die ihnen leihweise die Stadtwerke-GmbH zur Verfügung gestellt hatte. Immerhin: Es gibt noch Leben im Teich. Fische, Kröten und Enten wurden augenscheinlich festgestellt, berichtet Josua Klassen. Die Flöhe konnten beim Blick unter das Mikroskop gedeutet werden.
Einverständnis der Naturschutzbehörde benötigt
Dennoch ist die Sorge der Jugendlichen nicht unberechtigt, wie Bauamtsmitarbeiter Marco Grambow ihnen bestätigen musste. Er stand ihnen ebenfalls Rede und Antwort. Denn der bis zu 1,60 Meter tiefe Teich droht zu verlanden, so der Chef des Grünflächenressorts um Rathaus. Obwohl eben von der Weitzgrunder Straße aus ein Reinigungsschacht installiert worden ist, der die Schmutzfracht vom Regen trennen soll, ehe er eingeleitet wird. Und obwohl per Kompressor zusätzlich Frischluft zugeführt wird, auf die vor allem die Tiere angewiesen sind.
Die von der Verwaltung zur Verfügung gestellten Luftbilder zeigen obendrein deutlich, wie sich der Schilfgürtel in nur fünf Jahren ausgedehnt hat. Dennoch braucht es, um dort einen offensichtlich nötigen Pflegeschnitt anzusetzen, erst das Einverständnis der Unteren Naturschutzbehörde. „Die Komplexität des Themas ist wohl klar geworden“, resümiert Olaf Görisch. Ungeachtet eines nahenden neuen Projektes werden seine Schützlinge den Stadionteich inoch eine Weile m Blick behalten.
Von Rene Gaffron