Stadtwerke bauen im Klärwerk Bad Belzig ein drittes Belebungsbecken

Die neueste Errungenschaft der Stadtwerke Bad Belzig hat ein Fassungsvermögen von 1860 Kubikmetern. Mit einem Durchmesser von 23 Metern steht sie sechs Meter tief im Sand der Seedoche. Es ist der Rohbau für das dritte Belebungsbecken im Klärwerk. „Die Erweiterung der Anlage ist sehr wichtig, um die Entsorgung weiterhin nach den ökologischen Vorgaben, aber auch ökonomisch vertretbar gewährleisten zu können“, sagt Karsten Kohl, der bei dem kommunalen Unternehmen für das Abwasser verantwortlich zeichnet. Damit rüstet sich Bad Belzig für die Zukunft, wie es heißt. Denn nach Jahren mit stagnierender Einwohnerzahl verzeichnet das Städtchen jetzt Wachstum. Wo es mehr Haushalte gibt, entsteht mehr Abwasser. Vor 20 Jahren passend gebaut: „Die Kapazität der beiden bestehenden Belebungsbecken ist bereits ausgereizt“, sagt Karsten Kohl. Als die Stadtwerke Bad Belzig vor reichlich 20 Jahren ihr Klärwerk modernisiert haben, wurde es –als Lehre aus teils überdimensionierten Bauten in anderen Kommunen – passgerecht für sogenannte 10.000 Einwohnergleichwerte gebaut. Aktuell muss jedoch bereits das Abwasser von etwa bis zu 13.000 Einwohnerwerten regulär gesäubert werden. Bis zu 1100 Kubikmeter pro Tag werden per Kanal aus der Kernstadt und Borne durch die Ortspumpenwerke dorthin gefördert. Weitere 100 Kubikmeter werden vom Gruboer Unternehmen Michael Borchhardt aus den abflusslosen Gruben von den Grundstücken einiger Ortsteile angeliefert. Papier war geduldig: Hydraulisch war eine spätere Erweiterung mit einem dritten Belebungsbecken schon Ende der 90er-Jahre berücksichtigt worden. Indes berichtet Ingo Krugmann als Technischer Leiter der Stadtwerke von der nicht ganz einfachen Vorbereitung auf dem Papier. Sie währte seiner Aussage nach mehr als zwei Jahre. Demzufolge ist es ein offenes Geheimnis, dass zunächst der Antrag für ein Havarie-Becken gestellt worden war. Inzwischen zweifelt die Genehmigungsbehörde nicht an der Notwendigkeit des Neubaus. Dann mussten Budget im Unternehmern, Fördergeld und Baugenehmigung vorliegen. Zum Jahreswechsel war es soweit: Die SBB Beutler und Lang-GmbH aus Brandenburg/Havel konnte –ungeachtet der aufkommenden Pandemie – das Bauwerk errichten. 16 Prozent Fördergeld akquiriert: Rund 1,2 Millionen Euro betragen unter dem Strich die Kosten. 207.000 Euro davon stammen aus dem Förderfonds des Landes Brandenburg. Die Investition findet anteilig Eingang in die Kalkulation, die alle zwei Jahre vorgenommen wird. Auswirkungen auf die Gebühren nicht ausgeschlossen. In Bad Belzig wird Bauland knapp. Die Nachfrage wächst, doch die Planungen für die insgesamt rund 100 Parzellen sind überschaubar. Das größte Areal an der Lübnitzer Straße wird bereits bebaut. Die Erschließung einer Lücke in der Friedrich-Engels-Straße ist abgeschlossen. Geprüft wird noch die Besiedlung des Weinberges. Außerdem will die Heilort-Initiative ein Wohn- und Gesundheitsquartier an der Rosa-Luxemburg-Straße etablieren. 7862 Einwohner zählte die Kernstadt Bad Belzig am 1. Januar dieses Jahres. Ein Jahr zuvor waren es zehn weniger. Im Sommer soll erst einmal das dritte Becken in Betrieb gehen. Bis dahin müssen Rührwerke und sogenannte Belüfterkerzen installiert werden. Neben dessen Ausrüstung sind die biologischen und chemischen Prozesse zur Abwasserbehandlung in Gang zu bringen. Bakterien und Sauerstoff werden binnen einiger Wochen für die Reinigung sorgen. Unzählige Mikroorganismen befreien die Abwässer dann unter anderem von schädlichem Amoniak und wandeln ihn in Stickstoff um. Das entsprechend technischen und behördlichen Vorgaben gereinigte Abwasser wird dann auf dafür vorgesehene Bodenfilter aufgeleitet und versickert. „Kohlenstoff-, Stickstoff- und Phosphatwerte sind dort konstant niedrigen Niveau. Das zeigen die Gewässerschutzberichte der vergangenen Jahre, aber auch die wöchentlichen Abwasseranalysen“, heißt es vom Entsorger. Folgerichtig ist der Betrieb der Kläranlage bis mindestens 2034 von der Unteren Wasserbehörde genehmigt worden. Von René Gaffron

Infrastruktur - Weil Bad Belzig wächst, muss auch das Klärwerk wachsen