Trotz 80.000 Besuchern: Steintherme in Bad Belzig macht eine Million Euro weniger Umsatz

Die Steintherme in Bad Belzig verzichtet im nächsten Sommer auf die sonst übliche Revisionsschließzeit. Die anderthalbwöchige Schließung im Juni wird in der Regel genutzt, um Technik zu warten, Verschleißteile zu wechseln und Anlagen zu reinigen. Nicht aufschiebbare Arbeiten sollen jetzt zu Jahresbeginn vorgezogen werden. „Das bedeutet aber, dass wir eine Richtschnur haben müssen, wann und unter welchen Bedingungen der Betrieb wieder starten darf“, sagt Ina Fink. „Außerdem sind wir darauf angewiesen, dass Handwerker und Lieferanten kurzfristig diese Aufträge übernehmen können“, weiß die Geschäftsführerin der Kurgesellschaft. Ihrer Aussage nach betrifft das beispielsweise die Kühlaggregate in der Gastronomie, deren Austausch notwendig ist. Fünf Monate war geschlossen: Die 33-jährige Chefin wünscht sich sehnlichst die derzeit nicht absehbare Wiedereröffnung. Immerhin 80.000 Besucher zählte die Therme ihren Angaben nach im letzten Jahr. Das ist infolge der insgesamt fünf Monate währenden Schließzeit erwartungsgemäß ein Rekordtief seit der Eröffnung 2002. Zur Erinnerung: Für gewöhnlich können jährlich mehr als 140.000 Menschen in der Sauna- und Badewelt begrüßt werden, zuzüglich Gäste und Patienten im Medi-Fit-Zentrum. „Der Sommer, in dem zwar viele Deutsche ihren Urlaub im Inland verbrachten, konnte das Manko nicht ausgleichen“, sagt Fink. Thermalbäder waren für Reisende nicht die erste Adresse. Immerhin hätten einige Gastgeber im Hohen Fläming mehr Übernachtungen zu verzeichnen gehabt. Die zweite Welle der Covid-19-Pandemie trifft nun alle um so stärker. Eine Million Euro weniger Umsatz: 40 Prozent weniger Besucher bedeuten einen entsprechenden Umsatzeinbruch von über einer Million Euro. Dennoch sind auch derzeit mindestens 35 Prozent der Fixkosten für die Einrichtung fällig, auch wenn die Türen geschlossen bleiben, so Fink. Immerhin: Weil es eine finanzielle Reserve gibt und im Frühjahr eine einmalige Soforthilfe von 60.000 Euro sowie das Kurzarbeitergeld in Anspruch genommen werden konnte, ist das Unternehmen liquide, wie die Chefin berichtet. Selbst die Tatsache, dass die sogenannte November- und Dezember-Hilfe wohl mit mindestens zwei Monaten Verspätung überwiesen werden, bringt die städtische Gesellschaft noch nicht in Bredouille, so wird versichert. Gleichzeitig zähle jeder Monat, zumal das Unternehmen von allen weiteren Überbrückungshilfen sowie Ausbildungsprämien des Bundes ausgeschlossen wurde. Kurorteverband schlägt schon Alarm: Anderenorts herrscht mitunter sogar Insolvenzgefahr. Das geht aus einer Mitteilung des Gesundheits- und Kurorteverbandes Brandenburg hervor. Die Einrichtungen und Thermen in kommunaler Hand fallen inzwischen durch das Förderraster der Investitionsbank des Landes Brandenburg. Kein Grund sich in Bad Belzig zurückzulehnen, meint Ina Fink. Denn langfristig braucht die Kurstadt ihre Infrastruktur wie Kurpark, Sport- und Freizeitangeboten sowie der Partner der Gesundheitswirtschaft, der Gastronomie und des Einzelhandels, die wegen der Corona-Krise gerade erhebliche Einbußen erleiden Viele Beschäftigte in Kurzarbeit: Für 46 der 54 Beschäftigten der Stein-Therme ist Kurzarbeit angemeldet. Hier zahlt die Arbeitsagentur anteilig die Löhne und Gehälter. Wobei nicht alle Kollegen komplett frei haben. „Winterdienst oder Pflegearbeiten, die sonst von Dritten erledigt werden, übernehmen die Mitarbeiter und leisten so ihren Beitrag zur Kostensenkung und können zumindest stundenweise beschäftigt werden“, erklärt Ina Fink. Gut eingespielt hat sich dem Vernehmen nach die Arbeit der Therapeuten im Medi-Fit-Zentrum. Wurden im Frühjahr häufig noch Behandlungen ausgesetzt, nehmen die Patienten nun die medizinisch verordneten Anwendungen wahr. Fast alles sind Einzelanwendungen und auf Einhaltung der Abstands- und Hygiene-Regeln wird geachtet. Wöchentlich werden die Angestellten getestet. So herrscht zumindest etwas Leben in der Stein-Therme. Von René Gaffron