Auf den Beelitzer Spargelfeldern fehlen noch gut 1200 Erntehelfer

Der Landweg war ihnen versperrt, weil Ungarn und Tschechien ihre Grenzen wegen der Corona-Krise dicht gemacht haben. Um die Erntehelfer aus Rumänien doch noch ins Land zu holen, haben Spargelbauern Flüge gebucht und sie einfliegen lassen. Der Beelitzer Spargelbauer Jürgen Jakobs sprach von einer bundesweiten Aktion von Spargel- und Gemüsebauern, an der er sich beteiligt habe. Eine Maschine landete am Sonntag in Berlin-Schönefeld mit 190 Erntehelfern. Doch ein Teil der Plätze in den Maschinen blieb leer. Obwohl alles geregelt war, seien viele Rumänen dann doch nicht geflogen, sagte Jakobs. Trotz Luftbrücke, die es in der Geschichte des Spargelanbaus noch nie gab, reicht die Zahl der Erntehelfer nicht aus. „Wir brauchen allein in der Beelitzer Spargelregion insgesamt 2500 Erntehelfer, etwa die Hälfte ist erst da“, so Jakobs, der auch Vorsitzender des Beelitzer Spargelvereins ist. „Wie die Spargelsaison verlaufen wird, ist absolut ungewiss“: Er ist nicht böse darüber, dass das kühle Wetter das Spargelwachstum gerade bremst. So halten sich die aktuellen Erntemengen in Grenzen. „Wir hoffen, dass weitere Erntehelfer nachkommen können.“ Der Zentralverband Gartenbau setzt sich dafür ein, auf dem Landweg einen Korridor für Erntehelfer zu schaffen. Es gehe dabei nicht nur um Spargel. Helfer aus Polen und Rumänien werden später auch für die Erdbeer- und die Gurkenernte gebraucht. Der Spargel ist das erste Freilandgemüse im heimischen Anbau. Die Spargelernte wird damit zum Testlauf und zur Nagelprobe, ob die Bauern in Zeiten von Corona ihre Ernte einbringen können. „Wie die Spargelsaison verlaufen wird, ist absolut ungewiss“, sagte Jakobs. Ernst-August Winkelmann vom Spargelhof Klaistow hatte schon frühzeitig versucht, Erntehelfer ins Land zu holen. Die ersten kamen noch mit dem Bus durch, dann waren die Grenzen dicht. „Die Leute hatten die Koffer schon gepackt, deshalb haben wir entschieden, zwei Flugzeuge zu chartern“, sagte er. Bereits Anfang vergangener Woche wurden die beiden Flüge für jeweils 189 Erntehelfer gebucht. „Wir haben jetzt etwa 65 bis 70 Prozent unserer Erntehelfer da. Damit können wir bis Ende April ernten“, sagte Winkelmann und fügte hinzu: „Bis dahin beten wir, dass sich die Situation verbessert.“ Spargelbauer: Sicherheit ist jetzt Thema Nummer eins: Er sieht jetzt die Sicherheit als Thema Nummer eins. In Abstimmung mit dem Gesundheitsamt seien unter den Erntehelfern Kontaktgruppen gebildet worden, die unter sich bleiben und auch getrennt von anderen Gruppen auf die Felder gefahren werden, sagte Winkelmann. Sollte es zu einem Corona-Verdacht kommen, könne man genau analysieren, wer mit wem Kontakt hatte. Es gehe hier um den Schutz der Erntehelfer. Untergebracht sind sie in Zwei-Bettzimmern in einer ehemaligen Bundeswehr-Kaserne, die auch eine Krankenstation hatte, die bei einem Corona-Verdacht als Quarantäne-Station genutzt werden soll. „Wir haben auch einen kleinen Laden eingerichtet. Wir kaufen für die Erntehelfer nach Wunschzettel ein, so dass sie zum Einkaufen nicht in die Orte raus müssen.“ Überall seien zudem Umkleidekabinen und Desinfektionsbereiche geschaffen worden. Hofladen und Bäckerei auf dem Spargelhof Klaistow sollen erst in zwei Wochen für Kunden geöffnet werden. Frischen Spargel gibt es vorher an einem Stand am Hof direkt am Feld. Hofladen und Spargelstände sind von den verordneten Schließungen nicht betroffen, weil Lebensmittel verkauft werden. Die Gaststätten aber sind dicht. Den Umsatzanteil, den der Spargelhof Klaistow im Gastronomiebereich in normalen Jahren verzeichnet, bezifferte Winkelmann auf 30 Prozent. „Dieser Markt bricht vorerst weg.“ Spargelhof Märkerland will nur auf zwei Drittel der Felder ernten: Weil Gaststätten als Abnehmer wegfallen, „werden wir weniger Spargel produzieren“, sagte René Falkenthal vom Spargelhof Märkerland in Schlunkendorf. Nur auf zwei Drittel der Felder wird geerntet. „Wir denken, dass wir den Spargel von dieser Fläche gut über die Direktvermarktung verkaufen können.“ Und für das andere Drittel gelte: „Es tut der Pflanze mal gut, wenn der Spargel nicht angefasst wird.“ Geerntet wird auf den Märkerland-Feldern noch nicht. „Wir stehen mit unseren Leuten in ständigem Kontakt und sind guter Dinge, dass sie kommen“, sagte Falkenthal. Es sind Stammkräfte, die jedes Jahr aus Polen anreisen. „Sie sind nicht zu ersetzen. Spargelstechen muss man können.“ Im Mai wird auch Milan Machajda erwartet, mit dem die Falkenthals eine Freundschaft verbindet. „Im Mai fällt die meiste Arbeit ab, da brauchst du zähe Leute, die durchhalten und kühlen Kopf bewahren. Eben Leute wie Milan“, so Falkenthal. Von Jens Steglich

Corona in Beelitz - Trotz Luftbrücke: Auf den Beelitzer Spargelfeldern fehlen gut 1200 Erntehelfer