In der Corona-Warteschleife: Barfußpark und Baumkronenpfad in Beelitz dürfen trotz Schutzkonzept noch nicht öffnen

In normalen Jahren wäre es ein Saisonstart geworden wie er im Buche steht. „Sechs Wochen sonniges Wetter – das wäre wie ein Sechser im Lotto. Und jetzt stehen wir da und fegen die Wege und niemand darf kommen“, sagt Georg Hoffmann, Geschäftsführer der HPG Projektentwicklungs GmbH, die den Baumkronenpfad in Beelitz-Heilstätten betreibt. Die 40 fest angestellten Mitarbeiter werden zum 1. Mai in Kurzarbeit geschickt und auch die 60 Saisonkräfte und selbstständigen Guides, die normalerweise Besucher zu den spannenden Orten auf dem Gelände führen, haben keine Arbeit mehr, weil der Baumkronenpfad geschlossen bleiben muss. „Wir fühlen uns vergessen. Es ist niemand zuständig für uns“, sagt Hoffmann. „Die Ungleichbehandlung kann ich nicht nachvollziehen“: Nebenan im Barfußpark wird das genauso gesehen. „Was mich stört, ist nicht die Corona-Eindämmungsverordnung, sondern die Ungleichbehandlung, die ich nicht mehr nachvollziehen kann“, sagt Thomas Müller-Braun, Geschäftsführer des Barfußparks. Zoos und Tierparks dürften wieder öffnen, der Optikpark Rathenow habe schon seit dem 22. April wieder auf. „Unser Problem ist, dass wir als Freizeitpark geführt werden. Die dürfen noch nicht öffnen“, sagt Müller-Braun, der die Einstufung für falsch hält: „Wir werden mit großen Freizeitparks wie die in Rust und Soltau mit ihren Fahrgeschäften gleichgesetzt. Das sind wir aber nicht.“ Im Barfußpark könnten sich Besucher in freier Natur bewegen und gut aus dem Weg gehen. „Wir würden unser Schutzkonzept gern jemanden vorstellen“: „Die Abstände einzuhalten, ist überhaupt kein Problem“, sagt Müller-Braun und verweist auf Sicherheitskonzepte, die für den Barfußpark und den Baumkronenpfad erarbeitet wurden, um die Freilufteinrichtungen in Corona-Zeiten öffnen zu können. „Für uns gibt es derzeit aber keine Regelung. Wir hängen in der Luft“, sagt er und fügt hinzu: „Wir würden unser Schutzkonzept gern jemanden vorstellen, der nach einer Prüfung auch sagen kann: Ihr könnt wieder öffnen.“ Das Ordnungsamt habe sich aber für nicht zuständig erklärt und auch mit dem Gesundheitsamt und dem Katastrophenschutz habe er gesprochen – bislang ohne Ergebnis. Besuchereinnahmen sind die Existenzgrundlage: Das besagte Schutzkonzept sieht unter anderem vor, dass die drei Barfußpfade im Park als Einbahnstraßensystem genutzt werden. An der Kasse und an den Sanitärbereichen werden Möglichkeiten für Besucher geschaffen, sich die Hände zu desinfizieren. „Die Mitarbeiter statten wir mit Handschutz und Masken aus. Wir würden auch die Zahl der Besucher, die täglich in den Barfußpark hinein dürfen, begrenzen“, sagt Müller-Braun. Er betont freilich: „Wir haben 15 Hektar Fläche. Da kann man gut Abstand halten.“ Er vermisse momentan eine Perspektive. „Wir haben Signale bekommen, das die neue Eindämmungsverordnung, die nach dem 9. Mai gelten soll, auch keine Lösung für uns enthalten soll“, so der Barfußpark-Geschäftsführer. „Die Besuchereinnahmen sind aber unsere Existenzgrundlage. Wir verlieren jeden Tag im Schnitt 5000 Euro Umsatz. Wir können das nicht wieder aufholen“, sagt er. Kreis: Antrag auf Ausnahmegenehmigung kann gestellt werden: Laut Kreissprecherin Andrea Metzler müsste in solchen Fällen ein gesonderter Antrag auf Ausnahmegenehmigung an den Katastrophenstab des Landkreises gestellt und das Schutzkonzept beigefügt werden. „Dann wird das Gesundheitsamt es prüfen und eine Entscheidung treffen“, sagt sie. Laut Georg Hoffmann, Geschäftsführer des Baumkronenpfades, ist so ein Antrag schon gestellt worden. „Man hat uns gebeten, Geduld zu haben“ – und auf einen großen Stapel an Anträgen verwiesen. „Bei allem Verständnis für die Behördenmitarbeiter, die uns in der gegenwärtigen Lage auch leid tun. Wir haben aber den Eindruck, dass das ganze System überlastet ist und wir darunter leiden“, sagt er. Baumkronenpfad verliert pro Tag etwa 15 000 Euro Umsatz: Dem Baumkronenpfad gingen laut Hoffmann im Schnitt pro Tag 15 000 Umsatz verloren. „Bei uns arbeiten fast 100 Leute, die dringend ihr Geld brauchen“, so Hoffmann. Für das Corona-Schutzkonzept habe man einen Riesenaufwand betrieben. „Für die Umsetzung haben wir 20 000 Euro investiert und dann soll das alles für die Katz sein“, fragt er. Laut Hoffmann wurden auf dem Gelände unter anderem auch neue Wege angelegt. Oben auf dem 2.20 Meter breiten Baumkronenpfad soll für Besucher eine Einbahnstraßenregelung gelten. „Es gibt also keinen Gegenverkehr mehr.“ Auf einer Seite geht es herauf, auf der anderen herunter. „Eigentlich könnten die Leute bei uns in einem 50 Hektar großen Park ungefährdet Stress abbauen“, sagt Hoffmann. Lesen Sie auch: Nach der Winterpause kam Corona: Virus verhagelt den Start in die Freiluftsaison Brandenburgs größter Barfußpark öffnet 1,3 Millionen Euro für Sicherung und Ausbau des Heilstätten-Areals Barfußpark und Baumkronenpfad haben Corona-Pandemie und Eindämmungsverordnung hart getroffen, weil sie als Freilufteinrichtungen Winterpausen haben. „Die Saison ist bei uns kurz. Die Einnahmen werden von April bis Ende September gemacht“, so Barfußpark-Chef Thomas Müller-Braun. Der Saisonstart fiel aus und die Einnahmen fielen weg, die die Winter-Durststrecke hätten ausgleichen können. Das Unternehmen hat 9000 Euro staatliche Soforthilfe bewilligt bekommen. „Das reicht aber nur für zwei Tage“, sagt Müller-Braun. Die Baumkronenpfadbetreibe r haben 30 000 Euro Soforthilfe bekommen. „Das entspricht den Umsätzen von zwei Tagen“, sagt Geschäftsführer Georg Hoffmann und fügt hinzu: „Wir würden lieber wieder öffnen.“ Von Jens Steglich

Corona in Beelitz-Heilstätten - „Wir fühlen uns vergessen“: Barfußpark und Baumkronenpfad in der Corona-Warteschleife