Brielow: Alter Heerweg wird Fahrradstraße - Autos müssen draußen bleiben

Strabag hat die Nase vorn, Oevermann zieht nach. Auf dem alten Heerweg bewegen sich zwei Baufirmen aufeinander zu. Aus Richtung Brielow ist die einst holprige Wegeverbindung schon nicht mehr wiederzuerkennen. Strabag-Leute haben eine 3,50 Meter breite Asphaltbahn in Richtung Nachbarort ausgerollt. In Hohenferchesar sind Baumaschinen noch dabei den Untergrund für die Schwarzdecke einzubauen. Eine befestigte Fahrbahn soll bald über 3,4 Kilometer der Land- und Forstwirtschaft als auch dem Radtourismus zur Verfügung stehen. Anradeln noch 2020: „Ich gehe davon aus, dass wir noch in diesem Jahr zu einem Anradeln einladen können“, sagte Amtsdirektor Guido Müller der MAZ. In zwei Baulosen realisieren Strabag und Oevermann das derzeit größte kommunale Tiefbauprojekt im Amt Beetzsee. Die Gemeinde Beetzsee und die Stadt Havelsee setzen dabei über eine Million Euro Fördermittel von Bund und Land aus der Gemeinschaftsaufgabe Agrarstruktur und Küstenschutz für den ländlichen Wegebau ein. Die Eigenanteile in jeweils sechsstelliger Höhe teilen sich die Kommunen entsprechend ihrer Wegelänge bis zur gemeinsamen Gemarkungsgrenze. Doch warum müssen Schranken sein? Schon zu Zeiten von Postkutsche und Bauernwagen war der alte Heerweg eine öffentliche Straße zwischen Brielow und Hohenferchesar. Für die Zukunft bleibt der Kfz-Verkehr ausgeschlossen. So haben es die Kommunalpolitiker in den beiden Anliegerkommunen beschlossen. Sie befürchten, dass die Ortsverbindungsstraße nach ihrem Ausbau als Abkürzung und gut ausgebaute Rennstrecke für den motorisierten Individualverkehr genutzt wird. „Außerdem war die Abschrankung eine Forderung des Landesamtes für Bauen, Wohnen und Verkehr wegen der Förderung in Millionenhöhe“, so Amtsdirektor Müller. Für Autofahrer hat sich damit auch der Schleichweg über den ehemaligen Schießplatz nach Fohrde erledigt. Kritiker des Bauprojektes hatten immer wieder auf konkrete Beschlüsse zur Einschränkung des allgemeinen Verkehrs gepocht. Einwendungen möglich: Auf dem Wege einer sogenannten Teileinziehung läuft derzeit das formale Verfahren zum Ausschluss des allgemeinen und individuellen Kfz-Verkehrs auf der uralten Ortsverbindung. Stattdessen soll eine Ausschilderung als Fahrradstraße mit der Zulassung für Land- und Forstwirtschaft erfolgen. So war es bereits bei den ersten Planungen angekündigt worden. Mit der Veröffentlichung der Absicht der Teileinziehung im nächsten Amtsblatt des Amtes Beetzsee können Bürger drei Monate lang gegen den Beschluss Einwendungen vorbringen. Eine nachfolgende Abwägung mündet dann in abschließende Beschlüsse in Havelsee und Beetzsee. Wirksam wird die mögliche Teileinziehung erst mit ihrer öffentlichen Bekanntmachung. Mit dem Ausbau der bislang unbefestigten Verbindung zwischen Brielow und Hohenferchesar erhoffen sich die Kommunen eine höhere Attraktivität des Radwegenetzes. Der Allee-Charakter des Weges bleibt trotz der Tiefbauarbeiten unverändert. Weil sie nicht mehr standsicher waren, mussten allerdings 30 Bäume entfernt werden. In Brielow hat die Trasse Anbindung an den um den Beetzsee führenden Storchenwanderweg. „Wir sehen die neue Investition auch als wichtige Voraussetzung für einen weiteren Schritt. Nämlich eine weiterführende Radwegverbindung von Hohenferchesar nach Fohrde. Damit wäre eine Anbindung der Beetzsee-Region zum Havelradweg perfekt“, so Havelsee-Bürgermeister Günter Noack. Noch Zukunftsmusik: Noch aber bleibt eine auf gut zwei Kilometer ausgebaute Radwegverbindung nach Fohrde Zukunftsmusik. „Für dieses Jahr sind keine Fördermittel mehr zu erwarten. Aber der genehmigungsreife Antrag bleibt im Spiel“, teilte Verwaltungschef Müller den Stadtverordneten von Havelsee auf ihrer jüngsten Sitzung mit. Von Frank Bürstenbinder