Asbest-Grundstück in Borkheide wird von einer Firma aus Caputh beräumt.

Mit Brecheisen, Hammer, Schutzanzügen und Atemmasken ausgestattet bearbeiten drei Männer mit vereinter Muskelkraft die Holzplatten, entfernen die damit freigelegten und krebserregenden Kunstmineralfasern. Das Trio verstaut sie in große weiße Säcke, sogenannte Big Bags. Diese werden wiederum in einem etwa 22 Kubikmeter großen Container aufbewahrt und anschließend entsorgt. Seit einigen Tagen laufen die Rückbau- und Entsorgungsmaßnamen auf dem Borkheider Grundstück im Tränkeweg, das von der Bundesanstalt für Immobilienaufgabe (BImA) verwaltet wird. Die geplanten Arbeiten waren bereits für Januar dieses Jahres angesetzt. „Die Rückbau- und Entsorgungsmaßnahmen werden Ende Januar 2020 abgeschlossen sein“, erklärte die Gesellschaft zur Entwicklung und Sanierung von Altstandorten (Gesa) Ende letzten Jahres, die von der BImA mit der Entsorgung des Mülls beauftragt wurde. Der Arbeitseinsatz ist für den verantwortlichen Bauleiter Jörg Mandel und seine Kollegen von der Firma ERA aus Caputh nicht außergewöhnlich. „Aber es kommen diesmal kaum Maschinen zum Einsatz“, erklärt Mandel. „Wir brauchen vor allem Personal. Die Bäume stehen auf dem Grundstück sehr dicht und wir müssen uns einen Weg mit der Schubkarre suchen. Der Wald und die Bäume dürfen nicht beschädigt werden.“ Lediglich das Verladen der schweren, befüllten Big Bags übernimmt der Maschinist in seinem Bagger. Die vollen Beutel wiederum landen im Container, in dem ebenfalls ein großer Big Bag liegt und die Säcke zudeckt. Die Männer gehen bei ihrer Arbeit behutsam und akribisch vor. Etwa zehn Tonnen Asbest, eine Tonne Kunstmineral-Wolle, 25 Tonnen behandeltes Holz, etwa 50 Tonnen Bauschutt sowie fünf Tonnen Baumischabfall und zwei Tonnen Glas wird die Firma in den nächsten Tagen von dem Grundstück separieren und im Anschluss fachgerecht entsorgen, berichtet Mandel weiter. „Wir werden damit noch die komplette Woche beschäftigt sein.“ Laut dem Bundesamt für Umwelt ist die konkrete Entsorgung asbesthaltiger Abfälle durch Vorschriften der Bundesländer geregelt, die sich in Details unterscheiden können. Die Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft hat hierzu eine „Vollzugshilfe“ herausgegeben, die immer wieder aktualisiert wird. Dort ist unter anderem vermerkt: „Die Lagerung asbesthaltiger Abfälle bedarf in Abhängigkeit von der zu lagernden Abfallmenge einer Genehmigung nach Bundesimmissionsschutzgesetz oder nach dem Baurecht. Die Lagerung hat geschützt vor Witterungseinflüssen und mechanischen Beanspruchungen in geeigneten und gekennzeichneten Behältnissen zu erfolgen, so dass keine Asbestfasern freigesetzt werden.“ In der Mitteilung heißt es ebenfalls: „Insbesondere bei Produkten mit schwacher Faserbindung oder zerbrochenen Asbestzementprodukten besteht eine erhöhte Gefahr der Freisetzung von Asbestfasern. Eingeatmete Asbestfasern können Asbestose verursachen und sind krebserzeugend.“ Seit Jahren kämpft Jürgen Fröschler für die Beseitigung der Müllablagerungen auf dem Nachbargrundstück. Der Borkheider, der 2015 das idyllische Grundstück im Tränkeweg erwarb, hatte fast nicht mehr damit gerechnet, auch nicht, als die Gesa die Rückbau- und Entsorgungsmaßnahmen des angrenzenden Grundstückes Ende des letzten Jahres ankündigte, sagt der Borkheider. „Es hat sich für mich nicht danach angehört, dass man ernsthaft bemüht ist, eine Lösung für das Problem zu finden.“ Die Gefahr, die von den asbesthaltigen Stoffen auf dem Grundstück kommen, könne man nicht riechen und nicht sehen, sagt Fröschler. „Asbest ist wirklich gefährlich. Das ist nicht nur für die Umwelt belastend, sondern auch für die Kinder, die im Wohngebiet wohnen und draußen spielen. Die Fasern der Asbestwolle verteilen sich überall“, erklärt er weiter und freut sich, dass endlich gehandelt wird. „Die Firma arbeitet sehr akribisch, nach den Vorschriften und mit Schutzbekleidung. Das sind Asbestmaterialien in großen Mengen. Da merkt man, dass es doch nicht harmlos ist, wie es die BImA dargestellt hat“, so der Vorwurf des Borkheiders, der das Vorgehen das ausführende Unternehmen lobt. „Die Einwohner wurden im Vorfeld über die bevorstehenden Arbeiten informiert.“ Borkheide bewirbt sich für den Landeswettbewerb: Dass nicht nur der Müll, sondern vor allem die asbesthaltigen Stoffe beseitigt werden, befürwortet Jürgen Fröschler mehr denn je. „Die Asbestwolle hat sich immer weiter verbreitet. Das war schon zu sehen.“ Außerdem, so der Borkheider weiter, freue er sich, dass es „in Borkheide eine dreckige Ecke weniger gibt.“ Nun hat er ein neues Ziel. „Wir wollen uns für den Landeswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft bewerben und da passt das jetzt ganz gut rein.“ Lesen Sie hierzu mehr: Asbest mitten im Wohngebiet – und die Behörden schauen weg Nach MAZ-Bericht: Asbest-Abfall in Borkheide kommt weg Asbest in Borkheide: Im Januar ist endlich alles weg Von Johanna Uminski

Borkheide - Endlich: Tonnenweise Asbest wird aus Wohngebiet abgefahren