Borkheider Unternehmen und Selbstständige in der Corona-Krise.

Farbenfroh, leuchtend und bunt präsentieren sich die roten, gelben, weißen, blauen und orangenfarbene Stiefmütterchen und Primeln in der Gärtnerei von Anette Mahs aus Borkheide. Der Verkauf dieser beliebten Frühblüher läuft normalerweise in diesen Wochen auf Hochtouren. Doch aktuell bleibt die Kundschaft aus, berichtet die Inhaberin. „Wenn wir Pech haben, werden viele Stiefmütterchen und Primeln nicht verkauft“, sorgt sich die Borkheiderin, die die beliebten kleinen Blümchen so schnell wie möglich an den Mann und die Frau bringen möchte, damit sie Platz im Gewächshaus für die Sommerblumen wie Geranien und Fuchsien hat. „Der Platz im Zelt muss schnellstmöglich für die Beet- und Balkonpflanzen frei werden“, erklärt die Expertin, die ihr Geschäft dank Sonderregelungen öffnen darf. Einschränkungen hinterlassen Spuren: Damit die Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus eingedämmt wird, greifen die Brandenburger Rechtsverordnungen, die das Leben im gesamten Land in weiten Teilen zum Erliegen bringen. Die Maßnahmen sind richtig und wichtig, hinterlassen aber bei den Unternehmen und Selbstständigen tiefgreifende Spuren. Das Soforthilfeprogramm der Landesregierung richtet sich an kleine und mittlere Unternehmen und Freiberufler, die durch die Corona-Krise in eine existenzbedrohliche wirtschaftliche Schieflage und in Liquiditätsengpässe geraten sind. Die Soforthilfe wird als einmalige, nicht rückzahlbare Leistung als Zuschuss gewährt. Die finanzielle Unterstützung ist nach Zahl der Erwerbstätigen gestaffelt. Weitere Informationen unter www.ilb.de Insgesamt sieben Mitarbeiter beschäftigt die Diplom-Biologin in ihrem Geschäft. Existenzängste habe Anette Mahs nicht, aber Bedenken, sagt sie. „Es ist eine neue Situation, die wir in dieser Art und Weise noch nicht erlebt haben.“ Die Expertin wirkt bedrückt und hofft, dass die Maßnahmen Erfolg bringen. „Ich wünsche mir, dass wir in gut acht Tagen einen kleinen Lichtblick sehen.“ Betroffen von den neuen Eindämmungsverordnungen ist auch Annett Giese, staatlich anerkannte Kosmetikerin aus Borkheide. „Es ist schon komisch, wenn die Leute anrufen und eine Absage nach der anderen kommt, auch wenn sie berechtigt sind.“ Über ihre berufliche Zukunft macht sich die Borkheiderin erst einmal keine Gedanken. „Es liegt jetzt alles auf Null, aber es geht uns gut und danach geht es weiter“, sagt die 46-Jährige optimistisch. Fahrschüler zeigen größtenteils Verständnis: Bereits seit dem 18. März hat Verena Schulz Arbeitsverbot, erzählt die Fahrschullehrerin aus Borkheide. „Die Nachricht kam quasi von heute auf morgen“, sagt die 41-Jährige. „Das ist schon komisch und auch schwierig gewesen. Die Schüler haben gehofft, jetzt so schnell wie möglich die praktische Ausbildung und die Prüfungen hinter sich zu bringen. Die fanden es sehr schade, dass ich nicht mehr arbeiten darf, haben aber größtenteils dafür Verständnis.“ Wirtschaftlich treffe es die Fahrlehrerin hart, berichtet die Borkheiderin weiter. „In meiner Branche kann ich nicht viele Rücklagen bilden. Zwei, drei Wochen bekomme ich es noch hin. Dann hoffe ich auf die Unterstützung der ILB, dann ist es zu schaffen.“ Verständnis für die Vorkehrungen und Maßnahmen habe sie aber trotzdem. „Wir alle wollen, dass wir den Virus in Griff bekommen und wünschen uns nicht solche Zustände wie in Italien oder Spanien“, betont die Mutter einer 14-jährigen Tochter. Zehn Angestellte im Baustoffhandel sowie sieben weitere im Betonwerk beschäftigt Dagmar Kerker. „Es ist schon schwierig, aber wir haben das Glück, noch arbeiten zu können“, sagt die Borkheiderin. Seit einigen Tagen wird im Borkheider Baustoffhandel der Verkehr für die Privatkunden eingedämmt, erklärt Kerker. Man müsse vorsichtig sein und Verständnis für die Situation haben, betont sie weiter. Existenzängste haben im Moment viele, sagt Dagmar Kerker. „Die Firma gibt es seit 27 Jahren im Ort. Einige Mitarbeiter sind von der ersten Stunde dabei, andere haben wir auch schon in die Rente verabschiedet.“ Das Hotel und Restaurant „Fliegerheim“ im Ort hat seine Türen für die nächsten drei Wochen komplett geschlossen. „Ja, wir fürchten schon um unsere Existenz, wenn wir vom Staat keine Hilfe bekommen“, sagt Stephan Rüde-Mösenthin. Man stehe mit dem Rücken an der Wand, betont der Borkheider weiter. „In den vergangenen 30 Jahren haben wir so mache Höhen und Tiefen auch schon überstanden. Wenn es nicht noch länger dauert, dann sollten wir das aber schaffen. Ich bin da optimistisch.“ Seine zehn Mitarbeiter habe er bereits in die Kurzarbeit schicken müssen. „Ich wünsche mir nur, dass wir alle gesund bleiben und die Krise überstehen.“ Von Johanna Uminski

Mittelmark - Borkheider Unternehmer fürchten um ihre Existenz