Friseurmeisterin aus Brück: So rette ich meine Frisur über den Lockdown

Seit September 2014 führt Nancy Schulz ihr Geschäft „Hair und Flair – Ihr Stadtfriseur“ in Brück. Die neuerliche Schließung des Ladens im zweiten Lockdown war für sie und ihre Mitarbeiter ein Schock. Im Interview mit der MAZ spricht die Friseurmeisterin über ihre Hoffnung, bald wieder öffnen zu dürfen – und gibt augenzwinkernd ein paar Tipps, wie man seine Frisur über den Lockdown retten kann. Frau Schulz, wie lange kann man eigentlich die Zeit bis zum nächsten Friseurbesuch strecken? Nancy Schulz: Das ist ganz unterschiedlich und hängt natürlich vom jeweiligen Schnitt ab. Für Kurzhaarige wird es nach vier bis sechs Wochen schon schwer, Langhaarige können da länger überbrücken. Und auch für ältere Menschen, die jede Woche kommen, ist es schwierig. Da würde ich auf jeden Fall den Tipp geben, sich zum Beispiel von der Tochter helfen zu lassen beim Föhnen oder Eindrehen der Haare. Was glauben Sie, bei wie vielen Ihrer Kunden müssen Sie nach dem Lockdown die Frisur retten, weil im Selbstversuch was schief gelaufen ist? Wir hoffen natürlich, dass wir nicht so viel retten müssen. Wie waren da Ihre Erfahrungen nach dem ersten Lockdown? Es musste erstaunlich wenig korrigiert werden, da unsere Kunden gewartet haben, bis wir wieder aufmachen durften. Jetzt werden wir leider länger geschlossen bleiben müssen, da kann es schon anders aussehen. Vor dem neuen Lockdown haben wir Nachtschichten eingelegt, um noch möglichst viele Kunden bedienen zu können. Aber alle, die auch da keinen Termin mehr bekommen haben, für die wird die Zeit jetzt allmählich lang. Keine Haushaltsschere benutzen: Was braucht man denn, wenn man tatsächlich selbst Hand anlegen will? Einen Kamm, eine Schere und Abteilklammern. Aber auf keinen Fall eine handelsübliche Haushaltsschere, es sollte ein gutes Modell sein, das sich zum Haare schneiden eignet. Am besten ist es jedoch, wenn man wirklich wartet, bis die Friseure wieder an die Haare dürfen. Muss man trotzdem mal seinen Pony schneiden, dann sollte man jemanden in der Familie um Hilfe fragen. Allein könnte es böse enden, denn vor dem Spiegel kann viel schief gehen. Welche großen Fehler kann man als sein eigener Friseur machen? Sehr viele. Es kann krumm und schief werden und man kann unschöne Lücken in die Frisur schneiden. Also schaltet man besser noch mal einen Gang zurück und kümmert sich zunächst um den Ansatz, der inzwischen rausgewachsen und deutlich zu sehen ist. Welche Tipps können Sie da geben? Es gibt ein Ansatzfarbspray, um erst mal überbrücken zu können. Oder man verschiebt den Scheitel etwas, damit er nicht ganz so gerade läuft – und dann kann man das Ganze auch ein bisschen „vertuschen“. Der wichtigste Tipp ist in jedem Fall: Man sollte Ruhe, Zeit und ein bisschen Geschick haben. Und den Pony würde ich trocken schneiden, denn er lässt sich, wenn er nass ist, zu lang ziehen – und kann dann schnell unförmig aussehen, wenn er getrocknet ist. Lesen Sie auch: Darf mein Friseur mich zu Hause besuchen, um mir die Haare zu schneiden? So dringend warten Unternehmerinnen auf Staatshilfen Wie eine Jungunternehmerin durch die Krise kommt Nun noch mal Spaß beiseite, Frau Schulz. Wie geht es Ihnen ganz persönlich mit diesem neuerlichen Berufsverbot? Schlecht, so wie anderen Kollegen auch. Man hatte uns versprochen, dass wir nur ein Mal schließen müssen, nun ist doch ein zweites Mal dazu gekommen. Das war ein Schock für mich und meine Mitarbeiter. Ich habe vier Angestellte und einen Lehrling – sie alle sind jetzt in Kurzarbeit. Wie lange können Sie die Schließung noch durchhalten? Hoffentlich so lange wie möglich. Aber es wird immer enger und man kann froh sein, dass man sich privat etwas angespart hat. Wir müssen so schnell wie möglich wieder öffnen. Alle müssen durchhalten: Haben Sie die vom Staat eingerichtete Unterstützung beantragt und bekommen? Wir haben im zweiten Lockdown keinen Anspruch auf die Dezemberhilfe – denn die ist unmittelbar an die Novemberhilfe geknüpft. Im November hatten wir aber noch geöffnet. Es wird immer nur geredet, aber leider kommt nichts. Wir haben noch keine Unterstützung bekommen. Für Januar wurde noch nichts beschlossen und wenn doch irgendwann die Anträge gestellt werden können, dann kann es noch ewig dauern bis man was bekommt. Wir brauchen eine angemessene Entschädigung um überleben zu können und um Arbeitsplätze zu sichern. Auch die Handwerkskammer ist machtlos, viele stehen vor dem Aus. Haben Sie viele Anfragen von Kunden bekommen, ob Sie nicht doch eine Ausnahme machen können? Ich weiß von meinen Angestellten, dass ein paar Nachfragen gekommen sind, ja. Wir haben ihnen eine Absage erteilt und um Verständnis gebeten. So gerne wir arbeiten würden, wir dürfen es nicht. Deshalb gilt für unsere Kunden, was auch für uns gilt: durchhalten. Von Josephine Mühln