Geflügelpest: Der Weihnachtsgans droht Gefahr

Noch hat Andreas Schulz vom mittelmärkischen Veterinäramt keine Anordnungen für die sich ausbreitende Geflügelpest bekommen, sagt der Landwirt. Auf seinem Hof fühlen sich rund 300 Gänse und Flugenten wohl, die von Juni bis Dezember den Auslauf im Freien sowie die frische Luft genießen. In einigen Gemeinden von Potsdam-Mittelmark gilt seit dem 10. Dezember Stallpflicht. Schielowsee, Werder und Beelitz gehören unter anderem dazu. Der Hohe Fläming ist noch nicht betroffen. „Wenn die Tiere jetzt in den Stall müssten, wäre das in den letzten Tagen vor der Schlachtung kein großer Beinbruch, denn sie sind seit Monaten draußen und haben sich gut entwickelt“, sagt der 57-Jährige. Durch die Bewegung haben sich die Muskeln der Tiere gut ausgebildet. Ein Garant für zartes Fleisch. „Das ist der Unterschied zur Stallhaltung. Bei den Tieren entwickeln sich Keule und Brust nicht so gut“, erklärt der Experte. Aufgrund der Geflügelpest gelten gegenwärtig besondere Hygiene-Vorschriften. Hände sollen unmittelbar vor Betreten und nach dem Verlassen des Stalls gewaschen und desinfiziert werden. Beim Betreten des Stalls sollte man bestandseigene Schutzkleidung inklusive Schuhwerk tragen. Halter von Hunden und Katzen sollen sicherstellen, dass diese nicht frei herumlaufen und sich den Stallungen nähern. Futter, Einstreu und sonstige Gegenstände, mit denen Geflügel in Berührung kommen kann, sind für Wildvögel unzugänglich aufzubewahren. Telefonisch erreichbar ist das Team Veterinärwesen, das für die Tierseuchenbekämpfung zuständig ist, unter 03381/533271 oder FB3@Potsdam-Mittelmark.de. Bereits in den letzten Wochen haben die Gänse und Enten von Andreas Schulz das Futter draußen abgefressen und sogar die Borke von den Bäumen heruntergefressen. Jetzt wird es ernst für die Tiere. Diese Woche fand bereits die erste Schlachtung in den eigens dafür hergerichteten Räumlichkeiten auf seinem Hof statt. Die Hauptschlachtung ist dann drei, vier Tage vor Weihnachten, erläutert der Landwirt. Das Geflügel wird bratfertig vorbereitet, sagt Schulz, der seit 1990 Landwirt ist. Alle Tiere sind bereits reserviert. „Nach Weihnachten ist der Stall bei uns leer. Erst ab Juni geht es bei uns wieder weiter.“ Finanzielle Einbußen aufgrund der sich ausbreitenden Geflügelpest hat Andreas Schulz nicht zu beklagen. Dennoch bemerkt er ein verändertes Verhalten bei den Verbrauchern. „Die Besonderheit in diesem Jahr ist, dass viele Anfragen für kleine Tiere kommen und die Termine zur Abholung weiter auseinandergesetzt sind“, sagt Andreas Schulz. Der Brücker vermutet, dass öfter in diesem Jahr gefeiert wird. Weihnachtsfeier in kleinen Gruppen: „Vielleicht trifft sich der eine Teil der Familie zum 3. Advent, der andere Teil dann zu Weihnachten. Aufgrund der Corona-Pandemie möchten die Menschen nicht in großen Gruppen feiern und bestellen daher in diesem Jahr mehr und kleine Geflügel.“ In den Gesprächen mit den Verbrauchern hört der Landwirt auch Skepsis heraus, wie Weihnachten in diesem Jahr wird. „Aber die Bestellungen sind trotzdem da.“ Kurz vor Weihnachten schaut auch Landwirt Tino Baatz aus Planebruch entspannt auf die Geflügelpest, die im Anmarsch ist. „Nächste Woche werden die Tiere eh geschlachtet“, sagt der 46-Jährige. Insgesamt 200 Gänse und 300 Enten fühlen sich auf seinem Ackerland wohl. Seine Tiere genießen ebenfalls die Bewegung an frischer Luft, wo sie sich am besten entwickeln. „Nur nachts sperre ich die Enten und Gänse ein, um sie vor dem Fuchs zu schützen“, sagt Baatz. Größere Nachfrage nach Geflügel: Wenn die Anweisung kommen sollte, die Tiere einzusperren, um sie vor dem Virus zu schützen, dann würden sie das für die paar Tage noch verkraften, sagt der Landwirt. „Glücklich sind sie natürlich, wenn sie draußen sind.“ Eine größere Nachfrage nach seinem Geflügel hat Tino Baatz ebenfalls festgestellt. „Weil die Gaststätten coronabedingt geschlossen haben, werden mehr Enten und Gänse bestellt.“ Besondere Schutzmaßnahmen auch für Hobbyhalter sind wichtig, erklärt der Landkreis Potsdam-Mittelmark in seiner jüngsten Pressemittelung. „Im Norden von Brandenburg liegt seit dem 3.12.2020 ein Beobachtungsgebiet für die hochansteckende Geflügelpest durch einen Ausbruch in Mecklenburg-Vorpommern“, ist im Papier zu lesen. Insbesondere Klein-und Hobbyhalter von Geflügel sind daher bereits jetzt aufgerufen, Vorkehrungen für den Fall einer amtstierärztlichen Anordnung zur Aufstallung zu treffen. Ist nicht genügend Stallkapazität vorhanden, kann eine überdachte Voliere so errichtet werden, dass keine Wildvogelkontakte entstehen – auch nicht Exkremente von Wildvögeln in die Voliere eingetragen werden können. „Schlachtreifes Geflügel sollte alsbald geschlachtet werden.“ Wer Geflügel hält, also Hühner, Truthühner, Enten, Gänse, Fasanen, Perlhühner, Rebhühner, Wachteln und Tauben, muss seinen Tierbestand beim zuständigen Veterinäramt melden, sagt Amtstierärztin Petra Thiem. „Es soll auch kein Geflügel über Märkte, Börsen oder mobile Händler zugekauft werden. Der Besuch anderer Geflügelbestände soll ebenfalls unterbleiben. Fremde Personen erhalten keinen Zutritt – außer der Tierarzt oder Amtstierarzt.“ Lesen Sie auch: Treuenbrietzener Wirtspaar verrät Rezept für leckere Weihnachtsgans Gans „to go“ und ein paar Geschäftsreisende: Wie zwei Hoteliers im Hohen Fläming durch den Dezember kommen So kommt das komplette Festtagsessen ins Haus Von Johanna Uminski