Drama im Damwildgatter: Mühlenbesitzer bei Neschholz verliert zehn Tiere

Für Werner Niendorf begann das neue Jahr mit einem Schock. Bei einer mutmaßlichen Wolfsattacke auf sein Damwildgatter im Bad Belziger Ortsteil Neschholz verlor der Landwirt drei trächtige Alttiere und sieben Kälber. Der Vorfall passierte in der Nacht zum Sonntag in Nachbarschaft der an der Plane gelegenen Wühlmühle, wo Niendorf auch eine Pferdepension betreibt. Ein Rissgutachter machte sich trotz Schneetreibens noch am Sonntag auf den Weg zu dem abgelegenen Weiler. Der Experte geht mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Wolf als Angreifer aus. Alle aufgefundenen Tiere wiesen Kehlbisse auf. Endgültige Gewissheit über den Verursacher gibt es erst nach der Untersuchung der DNA-Proben. „Am Samstagabend war im Gatter noch alles in Ordnung. Doch als wir am Sonntag gegen 6.30 Uhr die Pferde rausbringen wollten, haben wir das Drama im Scheinwerferlicht gesehen“, berichtet Niendorf. Er zählte neun tote Stücken Damwild, ein zehntes Tier musste der Halter wegen schwerer Verletzungen von seinem Leiden erlösen. An diesem Montag werden die Kadaver vom Abdecker entsorgt. „Es tut einem in der Seele leid, wenn man seine Tiere auf diese Weise verliert. Ich bin nicht für eine Ausrottung der Wölfe, doch eine Begrenzung der Population halte ich unverändert für nötig“, steht für den Tierhalter fest. Zaun war kein Hindernis: Vor einigen Jahren war der Wolf schon einmal in seinem Gatter, deshalb hat der Landwirt aufgerüstet. Das gesamte 6,5 Hektar große Gehege ist von einem zwei Meter hohen Wildgattergeflecht umgeben. Davor steht zusätzlich ein elektrischer Weidezaun. Unterwühlte Stellen wurden nicht gefunden. „Ich gehe davon aus, dass der oder die Angreifer den Zaun übersprungen haben“, mutmaßt Niendorf. Ihm sind nach dem Vorfall vom Wochenende 16 Stücken Damwild geblieben. Er kann nicht verstehen, warum Damwildfleisch aus Neuseeland nach Deutschland eingeführt wird, während die heimische Haltung inzwischen nahezu unmöglich und nur mit hohem Risiko möglich ist. Nach den jüngsten Berichten in der MAZ über weitere mutmaßliche Wolfsrisse in Potsdam-Mittelmark ist die Bürgerinitiative Allianz Wolf Brandenburg auf den Plan getreten. In einem Brief an die Redaktion bezeichnet BI-Sprecher Hans-Holger Liste die Pressebeiträge als „unsachlich, die Tatsachen verzerrend, unausgewogen, tendenziös wolfsfeindlich und populistisch“. Für den Ökologen aus Beelitz ist das Reißen von Beutetieren keine Untat des Wolfes, sondern evolutionär unausweichlich und unbedingt notwendig für dessen Ernährung und das Überleben von Individuum und Art. Für die Konflikte zwischen Wölfen und Weidetieren macht das Wolfsbündnis dagegen den Menschen verantwortlich. „Tatsache ist doch vielmehr, dass es die Untaten und Untätigkeit von offenbar unbelehrbaren Tierhaltern sind, die zum vorzeitigen Tod von unzureichend geschützten Weidetieren führt“, heißt es in der Presseerklärung weiter. Werner Niendorf von der Wühlmühle kann über diese Ansicht nur den Kopf schütteln. Seine Zaunkombination galt als wolfssicher, weshalb sich Niendorf Hoffnung auf eine staatliche Entschädigung macht: „Einen Antrag werde ich stellen. Ob es tatsächlich Geld gibt, bleibt abzuwarten.“ Von Frank Bürstenbinder