10. Kunstwoche: Kleinmachnower Mudusenhaupt als Papierabdruck

Vier Gastkünstlern und -künstlerinnen kann in der kommenden Woche im Kleinmachnower Landarbeiterhaus bei der nun schon zehnten Kunstwoche beim Arbeiten über die Schulter geschaut werden, zwei von ihnen werden dabei Werke mit besonderem lokalem Bezug erzeugen. Astrid Weichelt wird von Organisator Rainer Ehrt „quasi als Highlight“ bezeichnet. Die Berlinerin formt außergewöhnliche Papierplastiken. In Kleinmachnow wird sie das archäologische Verfahren der Papierabformung anwenden. Das ausgewählte Objekt erhält dabei eine dünne „Haut“ aus feuchten Papierbögen, die ihm nach der Trocknung wieder abgezogen wird. „Diese ’Haut’ zeigt die Präsenz des abgeformten Originals und gleichzeitig seine offensichtliche Abwesenheit in der Abformung, die nur leere Hülle ist und an die stattgefundene Berührung erinnert“, erklärt sie. Relikt eines verschwundenen Gebäudekomplexes: Bei ihren Installationen sucht sie möglichst immer einen Bezug zum jeweiligen Ort. In Kleinmachnow musste sie zunächst einmal mit dem Denkmalschutz verhandeln. „Sie hat aber alle Instanzen überwunden und darf das Medusenhaupt am Tor zur ehemaligen Hakeburg in Papier abformen“, sagt Ehrt. Als Relikt eines verschwundenen Gebäudekomplexes sei dieses für sie von besonderem Interesse, so Weichelt. Ehrt hofft nun, dass sich jemand finde, der das Werk am Ende auch kauft, damit es in Kleinmachnow bleibt. Er werde auf jeden Fall die Werbetrommel dafür rühren. Doch auch die Potsdamerin Kathrin Ollroge wird mit ihrer Kunstaktion „Raum für Gedanken“ in der Gemeinde präsent sein: Sie plant den Dialog mit den Bürgern und Bürgerinnen. Mit ihrem Projekt reist sie seit 2014 durch vorwiegend ländliche, periphere und auch strukturschwache Regionen Ostdeutschlands und befragt dort die Menschen vor Ort zu Alltagsthemen und zu ihren Ansichten. Die Aussagen werden anonym als Texte verfasst, dazu gibt es fotografische Ortsportraits. So soll mit einzelnen lokalen Biografien ein Stimmungsbild zum Zustand unserer Gesellschaft aufgezeichnet werden und die Lebenswelten von Einzelschicksalen widergespiegelt werden. Raum für Gedanken und Meinungen: Vor zwei Jahren wurde die Potsdamerin für ihr Kunstprojekt „Raum für Gedanken” zur Stimmungslage im ländlichen Raum zu den Themen Asyl, Flucht und Integration mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet. Das Projekt sei ein „herausragendes Beispiel für persönliches Engagement und in besonderer Weise dazu geeignet zu zeigen, wie wirkungsvoll Einsatz für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sein kann“, hieß es in der Begründung. Als Bildhauer wird Adelbert Heil aus Bamberg in einem Zelt vor Ort sein. Er schafft oft ironische Kleinplastiken aus Bronze und Gusseisen, die er nach seinem selbst entwickelten Verfahren gießt und bringt nicht nur Skulpturen zur Ausstellung mit, sondern wird auch an einer Tierskulptur arbeiten. Kornelia Thümmel, die in Dresden und Halle lebt, wird unterdessen einen etwa ein Meter hohen Lindenholzstamm „aus der Natur heraus“ bearbeiten. Sie möchte daraus mit Holzeisen einen menschlichen Körper hauen. Besucht werden können die vier Künstler und Künstlerinnen während ihrer Arbeit vom 17. bis 21. August jeweils von 11 bis 18 Uhr am Zehlendorfer Damm 200 von allen, die Interesse daran haben, beim Werden der Werke dabei zu sein. Aber auch alle Kunstjahrgänge des Weinberg Gymnasiums werden zu Ehrts Freude „in voller Stärke“ an der Kunstwoche teilnehmen. „Sie bekommen konkrete Aufgaben“, so der Kleinmachnower. So werden die Schüler und Schülerinnen etwa Kunstwerke skizzieren und darüber schreiben, oder auch selbst etwas schaffen. Auf jeden Fall sollen sie mit den Gastkünstlern kommunizieren. Neben der Vernissage am Sonntag, dem 16. August, die ab 16 Uhr im Landarbeiterhaus stattfindet, gibt es am 22. August ab 18 Uhr auch ein Open-Air-Künstlerfest in Zusammenarbeit mit dem KultRaum. Hier wird auch bereits zum dritten Mal Comedian Michael Krebs & friends mit Musik und Poetry Slam auftreten, inspiriert von den Kunstwerken, die während der Kunstwoche entstanden sind. Die Ausstellung kann dann noch bis zum 13. September jeweils am Sonnabend und Sonntag von 14 bis 18 Uhr besichtigt werden. Lesen Sie hier mehr: Mit „Abstand“ in den Kleinmachnower Kunstsommer Vier Künstler arbeiten öffentlich bei der neunten Kunstwoche in Kleinmachnow Von Konstanze Kobel-Höller