Berlinale Goes Kiez: Roter Teppich und Kino-Glamour in Kleinmachnow

Zum dritten Mal ist Kleinmachnow bereits Spielstätte von „Berlianle Goes Kiez“ – doch die Begeisterung unter den Kinofans ist nach wie vor ungebrochen: Schon zwei Stunden nach Start des Verkaufs waren die Tickets für den Film „Freud“ über den jungen Siegmund Freud vergeben, nur kurz danach waren auch keine Karten für „Schlaf“ mehr erhältlich. Je 350 Zuseher werden heute im großen Saal Platz finden, der maximal bestuhl wurde, für die Zeit davor und zwischen den Filmen wurde auch der kleine Saal vorbereitet – das Foyer wäre zu klein. Gegen 17.10 Uhr sind Robert Finster, Hauptdarsteller des jungen Sigmund Freud in dem gleichnamigen Film, der um 17.30 Uhr beginnt, und Schauspielerin Anja Kling eingetroffen. Für den zweiten Beitrag an diesem Abend (21.30 Uhr) wird Filmemacher Michael Venus erwartet. Bei der Begrüßung betonte Kammerspiele-Geschäftsführerin Carolin Huder: „Es ist jedesmal aufregend und spannend für uns.“ Sie regte alle Besucher dazu an, die neuen Toiletten zu besuchen und dort die Wandbilder zu bewundern: Filmstills aus den beiden Berlinale-Beiträgen, mit Kreide von einer Schröders-Mitarbeiterin gezaubert. Die ersten drei Folgen der Netflix-Serie „Freud“ machten den Anfang des Filmabends. Wien präsentierte sich hier von seiner dunkelsten Seite und forderte das Publikum nicht nur in Sachen Blood and Crime – bei einer Besucherin gab auch tatsächlich der Kreislauf auf, als es blutig wurde –, sondern auch sprachlich heraus. Breites Wienerisch forderte geradezu dazu heraus, dass sich Nicht-Österreich-Urlaub-Geübte stellenweise auf die englischen Untertitel verlassen mussten. Bei dem Gespräch mit der Filmcrew im Anschluss erzählte Robert Finster, dass er sich im Zusammenhang mit seiner Rolle mit den ganzen frühen Arbeiten Freuds beschäftigt hat. Dieser habe sich zu Beginn nämlich mit Aal-Hoden beschäftigt und hunderte dieser Fische auf der Suche nach solchen aufgeschnitten, unwissend, dass es sich um Zwitter handle, die Hoden erst später in ihrer Entwicklung bilden. Doch auch den Bogen zu heute spannte er: „Mir ist aufgefallen, wie viel von ihm mittlerweile schon common sense ist, ohne dass mir das bewusst war.“ Anja Kling, die ein ungarisches Medium spielt, scherzte, sie könne jetzt Ungarisch. „Aber nur solche politische Sachen.“ Szenenbildnerin Verena Wagner erklärte, dass der Eingang zu dem Windkanal, der in den ersten Folgen eine wesentliche Rolle spielt, auch den Eingang in das Unbewusste symbolisieren solle. Auch stimme es, dass die Verwinkelung in den Wien Kanälen und Freuds Wohnung symbolisch zu verstehen sei. Von der Wohnung habe es viele Fotos und Bilder gegeben. Sie liebe diese Zeit. „Ich finde, das ist eine ganz fantastische Epoche –flamboyant.“ Keine Auskunft gab es darüber, ob eine zweite Staffel geplant ist. Der zweite Film, „Schlaf“, begeisterte die Kleinmachnower vor allem durch ein Element, das eine wichtige Rolle spielte: ein Wildschwein. Als es in der letzten Einstellung noch einmal leinwandfüllend gezeigt wurde, bekam es sogar noch Extra-Applaus. Ansonsten wird in dem Film, der sich selbst im Genre des Horrors einordnet, einiges abgearbeitet: Familiengeheimnisse, Neonazis und natürlich Liebe, auch eine Sexszene gibt es. Prägend sei auch das „Drama des begabten Kindes“, erzählte Regisseur Michael Venus im anschließenden Gespräch, in dem die Tochter die Rolle der Mutter übernimmt und ihre eigenen Bedürfnisse ignoriert. Vieles habe sich inhaltlich aber erst im Laufe der Zeit entwickelt, das Team habe sich bei dem Debut-Langfilm von Venus viele Freiheiten gelassen. Ein verfilmter Traum zum Beispiel wurde auch tatsächlich geträumt. Dennoch sei das Drehbuch von Anfang an sehr stark gewesen. Damit geht um Mitternacht der sechste und letzte Tag von „Berlinale Goes Kiez“ zu Ende – und gleichzeitig auch die dritte Teilnahme von Kleinmachnow am diesjährigen Internationalen Filmfestival. Man darf gespannt sein, wann die Neuen Kammerspiele wieder dran sind. Lesen Sie inzwischen die Vorgeschichte: >>> Zwei Berlinale-Filme laufen in Kleinmachnows Kammerspielen >>> „Freud“ und „Schlaf“ in den Kammerspielen Von Konstanze Kobel-Höller

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