Gemeinsam statt einsam im Kleinmachnower Coworking Space

Selbstständig und doch nicht allein im Büro – das Konzept des Coworkings möchte der Architekt Martin Schiefer nach Kleinmachnow bringen. „Es ist mir ein persönliches Anliegen“, sagt der 45-Jährige. „Es wäre einfach schön, wenn man dort, wo man wohnt, auch arbeiten könnte.“ Seit zwei Jahren wohnt der Krefelder, den es vor rund 20 Jahren für sein Architekturstudium nach Berlin verschlagen hat, mit seiner Familie in Kleinmachnow. Mit dem Arbeitsplatz in Berlin-Mitte musste er jedoch bald feststellen: „Die Pendelzeiten sind wahnsinnig.“ Nun hofft er darauf, dass er sich schon bald im neu ins Leben gerufenen „Gemeinschaftsbüro Wiesenrainland“ mit anderen sympathischen Menschen den Arbeitsraum teilen kann. „Um nicht allein im Kämmerchen zu sitzen.“ Freiberufler bevorzugt: Insgesamt sechs Arbeitsplätze finden in dem ehemaligen Blumengeschäft „Querbeet“ Platz, in dem er seinem Coworking Space startet, wie solche Gemeinschaftsbüros auch genannt werden. Vier große Tische mit je einem angrenzenden Regal stellt er davon zu einem Unkostenbeitrag von 300 Euro plus Mehrwertsteuer monatlich seinen künftigen Kollegen zur Verfügung. „Gerne Freiberufler aus dem kreativen Bereich, zum Beispiel Grafiker oder Architekten“, sagt er. Jeder bekommt einen festen Arbeitsplatz, es gibt kein Stunden- oder Wochenmodell. Dazu wäre sonst ein Empfang möglich, der die Verwaltung der Plätze übernimmt. Und: „Es geht auch um Vertrauen, wenn die Leute ihre Sachen liegen lassen.“ Im Preis inklusive sind das WLAN, die Nutzung des Druckers und des Besprechungsraums mit Küchenzeile, der über ein Buchungssystem reserviert wird. Hier können nicht nur Kunden empfangen, sondern etwa auch in Ruhe Telefonate geführt und Kaffee gekocht werden. Vor dem Gebäude möchte Schiefer außerdem einen kleinen Sitzbereich einrichten, wo bei schönem Wetter ebenfalls Besprechungen stattfinden können. Und vielleicht wird auch das eine oder andere Mal abends gechillt und gegrillt, sagt er. Mit den unmittelbaren Nachbarn dürfte es dabei keinen Ärger geben: Schiefer wohnt selbst mit seiner Familie direkt über dem Büroraum. Kunst inklusive: Nun hofft der Architekt noch auf Kollegen, die regelmäßig ins Büro kommen, damit sich eine Gemeinschaft entwickeln kann. „Im besten Fall ergeben sich auch Kooperationen“, sagt er. Auf diese Weise hat er etwa in einem anderen, deutlich größeren, Coworking Space seinen „Haus- und Hof-Fotografen“ gefunden. Auch den Austausch mit anderen Bereichen findet er spannend. Kein Wunder also, dass er sich auch ein Konzept für die weißen Wände überlegt hat: Hier möchte Schiefer Künstlern und Kunstgruppen die Möglichkeit geben, ihre Werke auszustellen. Vielleicht jedes halbe Jahr könnte es eine Vernissage geben, überlegt er. Die Schaufenster mit der tiefen Auslage und der kleine Vorplatz könnten dabei ebenfalls mit einbezogen werden. Die primäre Nutzung sei aber der Arbeitsraum, die Kunstaktion wäre erst einmal für festgelegte Veranstaltungen. „Die Leute sollen ja in Ruhe arbeiten können.“ Neugierde ist geweckt: Noch ist Schiefer aber auf der Suche nach seinen neuen Kollegen in dem selbstorganisierten Gemeinschaftsbüro, das ab 1. Oktober dann ziemlich sicher das erste seiner Art in Kleinmachnow ist. „Aber heute waren schon drei Leute da und haben sich erkundigt. Der Raum ist für sich die beste Werbung“, sagt er. Immer wieder sehen Menschen durch die Fenster, sind neugierig, was dahinter geschieht. „Was ich auf den sozialen Medien gepostet habe, ist dagegen mehr oder weniger einfach verpufft. Es ist schwierig, hier einen Kanal zu finden.“ Martin Schiefer ist erreichbar unter wuwu@gmx.de, der Raum befindet sich in Wiesenrain 2. Von Konstanze Kobel-Höller