Abwasserkanal für Netzen geplatzt

Der Ortsteil Netzen wird auf absehbare Zeit nicht an das zentrale Abwassernetz angeschlossen. Grund: Die Gemeinde Kloster Lehnin will ihren Antrag beim Wasser- und Abwasserzweckverband Werder-Havelland für einen Anschluss von Netzen zurückziehen. Darüber verständigten sich am Dienstag die Gemeindevertreter in öffentlicher Sitzung. Mehrheitlich folgten die Abgeordneten einer von der Verwaltung vorgelegten Beschlussvorlage, die das Ergebnis einer nicht eindeutigen politischen Willensbildung im Netzener Ortsbeirat ist. Planung wird gestoppt: „Weil kein positives Votum des Ortsbeirates Netzen vorliegt, wird das Ziel eines Anschlusses nicht weiter verfolgt“, heißt es in der Vorlage. Bürgermeister Uwe Brückner wird auf der nächsten Verbandsversammlung des WAZV den Antrag zurückziehen. Der WAZV hatte die Investition in seinem Wirtschaftsplan für die Jahre 2020 und 2021 eingeplant. Problem: Im Jahr 2016 waren die Erschließungskosten mit 2,6 Millionen Euro kalkuliert worden. Aktuell würde das Vorhaben rund 5,5 Millionen Euro kosten. Die Kosten würden spürbar auf die Anschlussbeiträge und die Mengengebühr durchschlagen. Und zwar im gesamten Abrechnungsgebiet Lehnin. In Netzen folgten kontroverse Diskussionen. „Das Dorf ist in der Abwasserfrage gespalten. Deshalb ist eine Erschließung keine Option mehr“, so Bürgermeister Brückner. Durch eine Erschließung Netzens wäre mit einer Steigerung des Kubikmeterpreises um rund einen Euro pro Kubikmeter zu rechnen gewesen. Vermutlich hätte sich auch der Anschlusspreis je Quadratmeter anzurechnender Fläche von derzeit 4,35 Euro deutlich erhöht. Gegner hatten mit Flugblättern gegen die Erschließung Netzens mobil gemacht. Auch in anderen Ortsteilen des Abrechnungsgebietes wurde Kritik laut. Gebühren steigen trotzdem: Die Gebühren steigen ab Januar 2021 auch ohne die Erschließung Netzens. Vor allem für die Besitzer von Sammelgruben. So steigt der Preis für Fäkalwasser von bisher 5,88 Euro auf 7,76 Euro je Kubikmeter. Schmutzwasser aus der zentralen Kanalisation steigt von 3,64 Euro auf 3,72 Euro, Trinkwasser von 1,50 Euro auf 1,54 Euro je Kubikmeter. Von Frank Bürstenbinder