Beziehung unter Kollegen: Die Lehniner Gemeindepfarrerin Almuth Wisch und ihr Mann Thomas Wisch, Superintendent des Kirchenkreises Mittelmark-Brandenburg, über ihre Ehe

Wie arbeiten Kollegen zusammen, die zugleich auch ein Paar sind? Wie ist es, wenn einer sogar vielleicht der Dienstvorgesetzte ist? Was ist besonders schön in der Zusammenarbeit und was vielleicht auch manchmal ein bisschen schwierig und was bedeutet es für die Partnerschaft? Diese Fragen stellte die MAZ Almuth und Thomas Wisch aus Lehnin. Sie ist Lehniner Gemeindepfarrerin und er Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Mittelmark-Brandenburg, zu dem ihre Pfarrei gehört. Eines macht Thomas Wisch schnell klar: „Ich bin nicht der Vorgesetzte meiner Frau.“ Als einzige Mitarbeiterin des Kirchenkreises hat sie einen anderen Chef. Es ist der erste stellvertretende Superintendent Pfarrer Matthias Stephan, der mit Almuth Wisch die Personalgespräche führt. „Das wissen die Kollegen“, sagt die Gemeindepfarrerin, nach außen hin jedoch wohl nicht viele. Anfangs hätte es Stimmen gegeben, sie solle in einem anderen Kirchenkreis arbeiten. „Aber warum? Nur weil mein Mann hier Superintendent ist?“ Seit 1990 sind die beiden zusammen und seit 1991 verheiratet. „Und immer noch sind wir glücklich“, sagt Thomas Wisch. „Wir kennen uns auch schon seit 1987“, fügt der Superintendent hinzu. „1989“, sagt seine Frau, „nein doch, 1987, du hast recht.“ In der Wendezeit kennen gelernt: Seit 28 Jahren verheiratet gehen sie nun der Perlenhochzeit entgegen. Sie haben vier Kinder: Drei Töchter im Alter von 28, 21 und 18 Jahren und einen zwölfjährigen Sohn sowie zwei Enkel. Die mittlere Tochter studiert Theologie. In der Wendezeit lernten sie sich kennen. „Mitten in der heißen Zeit“, sagt Thomas Wisch. Am Sprachenkonvikt in Berlin, einer kirchlichen Ausbildungsstätte. Anfang 20 waren sie. Immerzu seien Kommilitonen „im Knast gewesen“, erinnert sich die Pfarrerin. „Man hat gemerkt, dass man gemeinsam die Friedliche Revolution und damit einen historischen Moment erlebt.“ Keine rosarote Brille: Drei Jahre kannten sie sich, als sie ein Paar wurden. „Deswegen ging es so schnell, weil wir keine rosarote Brille hatten und uns gut kannten. Wir haben gleich Nägel mit Köpfen gemacht und uns nicht mehr lange herumgeziert“, erzählt Almuth Wisch. Es sei ja gelungen, schiebt die Journalistin ein. „Bis eben ja“, sagt Almuth Wisch und ihr Mann lacht. „Ja, man gibt keine Garantien ab, dazu haben wir zu viele Beziehungen auch zerbrechen sehen.“ „Es ist ein Stück Gnade, dass wir das haben“, ergänzt Thomas Wisch. Doch wie ist die Beziehung der beiden, als verheiratete Kollegen? Auch da wird große Harmonie deutlich: Beim Frühstück sind schon viele Ideen für Predigten entstanden und wurden an Textabschnitte gefeilt. Feinschliff, sagen sie dazu. „Wir sind beides Vollblut-Theologen und mit Leib und Seele Pfarrer.“ Das sei ein „Schatz“, so Thomas Wisch. Bei Gottesdiensten eingesprungen: Auch bei Trauerfeiern, etwa wenn ein junger Mensch gestorben ist, können sie sich stützen in der Arbeit. „Wenn mein Mann da ist, weicht die Anspannung von mir.“ Auch bei Trauerfeiern, die ihr Mann gestalte, sei sie manchmal dabei. „Wenn alle Stricke reißen, kann man übernehmen. Aber es ist nicht nötig, weil schon das Gefühl, der andere ist anwesend, hilft.“ Als seine Frau für drei Wochen zur Kur war, sprang Thomas Wisch bei zwei Gottesdiensten ein. Doch nur als Ausnahme. „Es hat Spaß gemacht“, sagt der Superintendent, „wieder in diese Aufgabe als Gemeindepfarrer für die Gottesdienste zu schlüpfen.“ Und was ist manchmal schwierig? „Wir haben selten zusammen frei“, sagt Almuth Wisch.„Gemeinsame Termine zu finden, da brauchen wir schon anderthalb Jahr Vorlauf“, ergänzt Thomas Wisch, der selbst 15 Jahre lang Gemeindepfarrer war. War damals seine Frau etwas genervt, wenn die Familie auf gepackten Koffern abreisebereit für den Ferienstart war und ein Gemeindemitglied klingelte und ihr Mann verschwand „kurz zu einem Gespräch“ als Seelsorger, ist es nun andersherum. „Heute klingelt es bei mir und mein Mann wartet mit den Kindern. Heute weiß ich, dass ich damals zu streng mit ihm war.“ Einander lassen, wie man ist: Was war der Impuls, sich zu ihm hingezogen zu fühlen? „Es war seine Art, die in einem selber das Beste motiviert, das schätze ich sehr. Da ist jemand, der lässt einen sein, wie man ist, der traut einem etwas zu. Da war auch der Moment, wo ich fühlte, der ist es.“ Und wie ist es umgekehrt? „Das mag jetzt komisch klingen“, beginnt Thomas Wisch. Seine Frau lacht: „Überleg dir gut, was du sagst.“ Er fährt fort: „Meine Frau ist sehr bodenständig, sie ist kein Püppchen, ich wusste, wenn wir uns einig sind, steht alles auf soliden Füßen. Meine Frau hat eine tolle Gabe zuzuhören über die Maßen und einem das Gefühl zu geben, dass man wichtig ist.“ Eintritt durch den offiziellen Eingang: Und gibt es manchmal Streit? „Natürlich gibt es auch bei uns italienische Momente, wo eine Tür mal knallt. Aber es geht nicht an die Substanz. Man kann mit meiner Frau toll streiten.“ Auch wenn die Superintendentur unter einem Dach noch ist mit dem Lehniner Pfarrhaus, ist es nicht so, dass sich beide ständig über den Weg laufen. Wie auch? Rund 30.000 Kilometer fährt Thomas Wisch im Jahr durch den großen Kirchenkreis. Und geht Almuth Wisch mal von ihrem Pfarrbüro über den Flur in die Suptur, wählt sie den offiziellen Eingang und nicht den kurzen Dienstweg von ihren Privaträumen aus – obwohl das möglich wäre, weil Familie Wisch auch in dem Gebäude wohnt. Lesen Sie dazu auch: Paare aus Brandenburg verraten das Erfolgsgeheimnis ihrer Beziehung Ratgeber: Gemeinsame Hobbys reichen nicht aus Welchen Einfluss haben Lebensmittel auf das Liebesleben? Von Marion von Imhoff

Beziehungsleben in Kloster Lehnin - Wenn Paare Kollegen sind: Der Superintendent und die Gemeindepfarrerin