Brandenburger Patient schwört auf Krankenhaus Lehnin

Sein Leben lang hatte Werner Tuchen (77) aus Brandenburg nichts mit dem Lehniner Krankenhaus zu tun. Das änderte sich schlagartig in diesem Sommer. Eine schwere Krankheit machte zunächst einen stationären Aufenthalt im Klinikum der Havelstadt erforderlich. Doch nach seiner Entlassung wurde sein Zustand schlimmer. „Ich war kraftlos, habe nur gelegen, nichts gegessen, nichts getrunken“, erinnert sich der ehemalige Elektroingenieur an die Zeit, als sein Leben womöglich auf der Kippe stand. Ein kleines Wunder: Erst nach einer von der Familie eingefädelten Überweisung in die Lehniner Klinik für Innere Medizin passierte ein kleines Wunder. „Nach einer Woche bin ich über das Klostergelände spaziert. Es war toll zu erleben, wie es täglich mit mir aufwärts ging“, berichtet Tuchen der MAZ. Von Medizin hat der Rentner keine Ahnung. Doch hält er es nicht für ausgeschlossen, dass eine Umstellung der medikamentösen Therapie maßgeblich zur Besserung beigetragen hat: „Erstmal weniger Tabletten.“ Zeit für ein Gespräch: Wohltuend sei der Umgang mit den Patienten in Lehnin. Die Betreuung durch alle Mitarbeiter sei schon fast familiär gewesen. Von der Physiotherapie bis zur Küche würde sich das Personal um die Leute kümmern. Selbst der Oberarzt der Palliativstation habe sich Zeit für ein Gespräch genommen, um ihm seine Krankheit verständlich zu erklären, so der Brandenburger. Dass sich insbesondere die Lehniner und die Menschen der Region jetzt für den Erhalt des Krankenhausstandortes stark machen, könne er nach seinen eigenen Erfahrungen nur zu gut verstehen, sagte Tuchen. Er wolle seine eigene Krankengeschichte nicht in den Vordergrund stellen, doch hätten die Mitarbeiter es verdient weiterhin am Standort Lehnin für kranke Menschen da sein zu können. „Auch für die Region wäre es schlimm, sollte die Innere Klinik geschlossen werden“, steht für den dankbaren Patienten fest. Bis heute ist der Brandenburger zwar nicht gesund, doch die Therapie im Lehniner Krankenhaus hat ihm ein Leben in seiner Zwei-Zimmer-Wohnung in Nord weiterhin möglich gemacht. „Ich fahre Auto, kann einkaufen gehen und in meinem Garten nach dem Rechten schauen.“ Seine ärztliche Betreuung erfährt Tuchen inzwischen in einer onkologischen Schwerpunktpraxis in Brandenburg. Nicht allein: Mit seiner Forderung nach dem Erhalt des Lehniner Krankenhauses steht Tuchen nicht allein da. Über 2000 Menschen haben für die Bewahrung des Standortes unterschrieben. Der Kreistag Potsdam-Mittelmark und die Gemeinde Kloster Lehnin haben Petitionen an den kirchlichen Krankenhausträger verabschiedet. Bekanntlich plant das Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin die Schließung der Klinik für Innere Medizin mit 55 Betten, um dafür die Geriatrische Rehaklinik aufzustocken. Begründet werden die Schließungsabsichten mit der fehlenden Rentabilität des Krankenhausbetriebes. Dahinter stecken gesetzliche Grundlagen, die kleineren Häusern das Überleben schwer machen. Bislang hat der Krankenhausträger auf die öffentlichen Forderungen nicht reagiert. Werner Tuchen aus Brandenburg meint dazu: „Ich wünsche mir, dass mit den Protesten das Verständnis dafür reift, dass man nicht alles platt machen darf.“ Von Frank Bürstenbinder