Das sind die Revierpolizisten in Kloster Lehnin

Es gibt Berufe, da müssen sich Kollegen blind vertrauen können. Da hängt die Sicherheit des einen ab von der richtigen und schnellen Reaktion des anderen. Bei den beiden Revierpolizisten von Kloster Lehnin ist das so. „Ohne Vertrauen können wir gleich aufhören“, sagt Manfred Hoffmann. „Wir können uns aufeinander verlassen, das ist die Grundvoraussetzung, sonst müsste man sich trennen.“ Manfred Hoffmann ist erst seit wenigen Wochen als Revierpolizist für Kloster Lehnin zuständig und Nachfolger seines langjährigen Vorgängers Fred Triptow. An seiner Seite ist Anett Klingner-Peters, sie ist seit Oktober 2019 in Kloster Lehnin als Revierpolizistin eingesetzt. Sie schätzt an ihrem Kollegen, „dass er die Ruhe bewahrt und nicht gleich abgeht wie eine Rakete. Das ist wichtig.“ Bei jungen Kollegen fehlt noch manchmal das Vermögen, „eine Situation richtig einzuschätzen. Wir mit unseren Berufsjahren sind da viel erfahrener“, so Anett Klingner-Peters. Da geht es um Fragen etwa, sich nicht selbst bei Einsätzen in Gefahr zu bringen und zu wissen, wann es gut ist, Verstärkung zu rufen. 35-jähriges Dienstjubiläum: Anett Klingner-Peters feiert am 1. Februar ihr 35-jähriges Dienstjubiläum. Die 56-Jährige ist Polizeioberkommissarin und seit 1986 im Dienst. Zunächst war sie in Brandenburg an der Havel, dann 16 Jahre lang in Werder. „Immer im Wach- und Wechseldienst“, das bedeutet Schichtdienst und Einsätze dort, wo es gerade brennt. Oktober 2019 ist sie Repo in Kloster Lehnin. Manfred Hoffmann, ein ebenfalls sehr erfahrener Polizist, war bis 1989 bei der Autobahnpolizei. Nach der Wende ging auch er in den Wach- und Wechseldienst. Eingesetzt war der heute 58-Jährige in Bad Belzig, wo er auch geboren war. „Da ist man schon eine Stunde unterwegs, bis man dort ist, wo man hin soll.“ Auch deswegen schätzt der Polizeihauptmeister seine neue Stelle als Repo sehr. „Die Strecken sind kürzer. Es ist entspannter.“ Hunderte Kilometer die Woche: Doch auf 500 bis 600 Kilometer pro Woche im Streifenwagen kommen Anett Klingner-Peters und Manfred Hoffmann auch, wenn sie die 14 Kloster Lehniner Ortsteile abfahren. Im Schnitt kommen sie zwei mal die Woche durch jedes der Dörfer. Wer den Streifenwagen sieht, kann einfach die Hand heben. Die Repos halten an und stehen bereit, um zu helfen oder Rat zu geben. „Jeder kann uns anhalten und Fragen stellen. So ist der Plan.“ Der Bürgerkontakt ist das Wesentliche bei dieser Tätigkeit. „Kloster Lehnin ist ein nicht so dramatisches Revier. Es ist ländlich, da ist es schon ganz anders als in einer Stadt“, sagt Anett Klingner-Peters. „Unfälle und Einbrüche gibt es hier auch. Aber nicht so konzentriert. Und es gibt weniger Gewaltstraftaten. Es ist ja eine ganz andere Bevölkerungsstruktur als in Brandenburg an der Havel.“ Bodenständige Bürger: Und wie erlebt die Revierpolizistin die Menschen in Kloster Lehnin? „Die Leute sind nett. Man kann mit ihnen ganz anders reden. Sie sind bodenständig. Entspannter.“ Für das Jahr 2020 gibt die Polizei bisher nur eine Tendenz der Unfall- und Kriminalitätsstatistik heraus. Erst in einer Jahrespressekonferenz im Frühjahr werden diese Zahlen nach Angaben von Polizeisprecher Oliver Bergholz bekannt gegeben. Im Vergleich zu 2019 mit 476 Straftaten in Kloster Lehnin gab es im vergangenen Jahr eine steigende Tendenz. Auch von 2018 zu 2019 war es mit 41 weiteren Fällen bereits zu einem Anstieg an Straftaten gekommen. Knapp mehr als die Hälfte der Taten konnte damals aufgeklärt werden. Zugenommen hat die Zahl der Diebstähle (2018:123, 2019:158), die Zahl der Wohnungseinbrüche lag 2018 bei zehn, 2019 bei fünf. Diese Zahl ist 2020 wieder angestiegen. Weiter hält auch die steigende Zahl an Diebstählen aus Fahrzeugen an von 35 Fällen im Jahr 2018 auf 54 im Jahr darauf. Gesunken ist 2020 die Zahl der Unfälle. Diese lag 2019 in Kloster Lehnin noch bei 294 und 2018 bei 238. Zwei Menschen starben 2019 bei Unfällen in der Gemeinde, 39 Menschen wurden verletzt. Auch diese beiden Zahlen seien 2020 gesunken, so Oliver Bergholz. In der Unfallstatistik sind nicht die Crashs auf der Autobahn enthalten. Wenn jemand Kontakt mit Repos sucht, möchte er in aller Regel eine Anzeige aufgeben, „wegen Diebstahls oder Nachstellung“, sagt Anett Klingner-Peters. Aber mehr und mehr sind es auch Fragen, was während der Pandemie möglich ist. „Ob man beispielsweise zu einer Familienfeier einladen darf.“ Manfred Hoffmann sagt, „die meisten wissen schon, was los ist. Es gibt hier keine groben Verstöße.“ Er glaubt schon, dass Nachbarn sich an die Polizei wenden würden, sie hätten ein ungutes Gefühl, nebenan gehe eine Party ab. „Wenn etwas in der Nachbarschaft wäre, würden sich die Leute melden. Man sollte es als Gesundheitsvorsorge sehen“, es habe nichts mit Denunziantentum zu tun. Immerhin drohe ja auch noch eine verschärfte Lage, wenn die Corona-Mutante weiter um sich greife. Arbeit in Corona-Zeiten: „Wir versuchen, möglichst wenig Kontakt zu haben, auch die Bürgersprechstunde findet deswegen derzeit nicht statt“, sagt Anett Klingner-Peters. „Aber wenn ein Bürger vor der Tür steht, schicke ich ihn natürlich nicht weg.“ Komme jemand in einem Einsatz zu dicht auf sie zu, „gehen wir halt einen Schritt zurück“, sagt Manfred Hoffmann. Der Dienst beginnt morgens um 6 Uhr an, Feierabend ist um 14 Uhr. Wenn Sprechtag ist, dauert die Schicht bis 18 Uhr. Die Repos arbeiten mit der Gemeinde, den Ortsvorstehern und den Schulen zusammen und sind für Anfragen da. Doch während des Lockdowns ruht auch das Unfallgeschehen. „Alles ist komplett runtergefahren. Man merkt, dass die Leute zu Hause sind.“ Von Marion von Imhoff