Wenn die Kreistagsabgeordneten an diesem Donnerstag in Bad Belzig zu ihrer nächsten Sitzung zusammenkommen, können sie sich ein Thema sparen. Unter dem Punkt 6.2.10 steht eine brisante Anfrage des Kloster Lehniner Abgeordneten Andreas Bernig (Die Linke/Piraten) auf der Tagesordnung. Bernig verlangt Aufklärung über die angebliche Schließung der Notaufnahme im Lehniner Krankenhaus. Was ist da los?
Notfälle werden behandelt
„Wir haben keine Erklärung dafür, woher diese Gerüchte kommen. Seit der Eröffnung des Neubaus werden bei uns Notfallpatienten betreut. Daran hat sich bis heute nichts geändert“, sagte Jens Peter Bork, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Palliativmedizin und Akutgeriatrie der MAZ bei einem Besuch in den Lehniner Kliniken. Tatsächlich wurden in Lehnin im vergangenen Jahr 254 Notfälle behandelt, 2019 bekamen bislang rund 190 Menschen Hilfe.
Aufgebracht hatte der Kommunalpolitiker Bernig das Thema Mitte September nach einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses der Gemeindevertretung. Demnach soll die Notfallaufnahme bereits im April 2019 „klammheimlich“ geschlossen worden sein. Als Quelle wurde eine Mitarbeiterin angegeben. Doch auch Alexander Schulz, Sprecher des Evangelischen Diakonissenhauses Berlin Teltow Lehnin, stellte in einer schriftlichen Stellungsnahme klar: „Die Notaufnahme in Lehnin ist nicht geschlossen, entsprechende Gerüchte entbehren jeder Grundlage.“
Intensivstation aufgelöst
Richtig ist, dass sich die Klinikleitung zu einer internen Neuorganisation entschlossen hat. Danach wurde die aus vier Betten bestehende Intensivstation als eigenständige Einheit aufgelöst. Chefarzt Bork erläutert die Gründe: „Wir bekommen offene Stellen nicht ausreichend besetzt. Gleichzeitig muss das Haus seit Januar 2019 die Vorgaben der Personaluntergrenzen für die pflegeintensive Geriatrie umsetzen.“ Weil Leute fehlen, sollen deshalb die Bettenplätze der Inneren Abteilung mit dauerhafter Überwachungstechnik ausgestattet werden, mit der zum Beispiel Herzrhythmus, Blutdruck und Sauerstoffversorgung kontrolliert werden.
Die Einschränkung bei der stationären Überwachungskapazität hat auf die normale Notfall- und Erstversorgung keinen Einfluss. Notärzte und Rettungspersonal kennen die begrenzten Behandlungsmöglichkeiten des Lehniner Krankenhauses. Als Klinik der Grundversorgung deckt das 55-Betten-Haus längst nicht alle Fachrichtungen ab. Es gibt bekanntlich keine Chirurgie oder ein Herzkatheterlabor. Schwerpunkte sind die Palliativmedizin und die Altersmedizin. Deshalb gibt es auch noch 70 Betten in der Klinik für geriatrische Rehabilitation. „Entsprechend ist das Anfahrverhalten der Rettungswagen“, so Chefarzt Bork.
Rund um die Uhr
Im Alltag wird die Notfallaufnahme im Rahmen der Inneren Medizin durch einen extra dafür eingeteilten Arzt samt Pflegepersonal abgesichert. Und zwar montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten und am Wochenende wird ein neu eingerichteter Ein-Personen-Notfallraum in der Akutgeriatrie zur Erstversorgung genutzt. Um den Patienten in dem ehemaligen Drei-Bett-Zimmer kümmert sich dann der ärztliche Bereitschaftsdienst.
Notfälle können unter anderem die Abklärung eines Herzinfarktverdachts, eine Schnittverletzung, aber auch eine Lungenentzündung bei einem Bewohner des benachbarten Altenhilfezentrums sein. Bildgebende Diagnostik, wie Röntgen und CT, steht rund um die Uhr zur Verfügung. Bei der Auswertung kooperieren die Lehniner Kliniken mit dem Institut für Radiologie und Neuroradiologie am Unfallkrankenhaus Berlin per Richtfunk zusammen. Befunde über Blutungen, Brüche und Gallensteine erreichen den Arzt so in wenigen Minuten.
24 Stunden Notarztstandort
Erübrigt haben sich weitere Fragen des Kreistagsabgeordneten und Gemeindevertreters Andreas Bernig. Wie zum Beispiel nach den Auswirkungen auf die Rettungsstelle in Lehnin. Das Diakonissenhaus Berlin Teltow Lehnin teilte dazu mit: „Der Notarztstandort am Haus ist unverändert 24 Stunden täglich in Betrieb. Auch die Rettungseinsätze für den Landkreis werden durch Notärzte aus dem Haus nach wie vor gefahren.“
Von Frank Bürstenbinder