Café-Retter legen los: Michendorf hat jetzt ein Bürgercafé

Am Kreuzpunkt in Michendorf gibt es jetzt ein Bürgercafé, das auch Suppen zu bieten hat und mietbare Arbeitsplätze für Menschen, die den Austausch mit anderen brauchen, um kreativ zu sein. Das Café am historisch bedeutsamen Kreuzpunkt haben sechs Frauen und drei Männer aus der Gemeinde übernommen, die sich Café-Retter nennen und gerade dabei sind, einen gemeinnützigen Verein zu gründen. Der Verein, der bis Ende Januar gegründet werden soll, wird das Bürgercafé betreiben. Das Kaffeehaus am Kreuzpunkt bekommt eine zweite Chance: Die Akteure des Projektes sind wirklich Café-Retter. Die bisherige Betreiberin musste das Kaffeehaus in der Potsdamer Straße 67 aufgeben. Für das kleine Café waren die Corona-Einschränkungen leider zu viel, sagt Matthias Noack, einer der Retter. Lesen Sie auch: Wie zu alten Zeiten: Ein Café am Kreuzpunkt Erstes Haus ist fertig: Energieversorger EMB zieht von Potsdam nach Michendorf Weil Cafés selbst in besseren Zeiten keine Goldgruben sind, setzen die Mitstreiter, die dem Kaffeehaus eine zweite Chance geben, auf ein neues, modernes Konzept. Im Haus wird es einen Bereich mit drei bis vier Coworking-Places geben. Zwei dieser mietbaren Tagesarbeitsplätze sind bereits eingerichtet. Ein Angebot für Menschen, die nicht mehr mit der Katze reden wollen: Der Begriff Coworking steht für eine moderne, flexible Arbeitswelt, die für Freiberufler, digitale Nomaden und andere Kreative das Dasein als berufliche Einzelkämpfer aufhellen kann. Gedacht ist das Angebot für Menschen, „die eine Möglichkeit des Austausches mit anderen suchen und nicht mehr mit der Katze reden wollen“, wie es Matthias Noack ausdrückt. Der Wildenbrucher betreibt in Potsdam das Co-Working-Unternehmen „MietWerk“ und hatte die Idee, aus dem Bürgercafé ein Hybrid-Modell mit Kaffeehaus-Angebot und mietbaren Arbeitsplätzen zu machen. Die Café-Retter erhoffen sich vom Coworking-Angebot feste Einnahmen, um das Bürgercafé wirtschaftlich betreiben zu können. Der Bereich mit den mietbaren Arbeitsplätzen soll noch mit einer Glastür getrennt werden und perspektivisch auch als Meetingraum nutzbar sein. „Den Arbeitsplatz gibt es für 25 Euro pro Tag – inklusive Internet, Drucker, Kaffee, Wasser, Obst und Gummitiere“, so Noack. Fürs Miet-Büro mit Kaffeehaus-Atmosphäre ist ein 24-Stunden-Zugang möglich. Der Eintritt erfolgt über eine Handy-App. Gestartet ist das Bürgercafé diese Woche mit Suppen-Angebot: Das Konzept der Café-Retter sieht für die Zeit nach den Corona-Lockdowns noch mehr vor. „Irgendwann wollen wir das Bürgercafé auch für Firmen und ihre Betriebsfeiern öffnen“, so Noack. Auch Veranstaltungen wie Lesungen und kleine Konzerte sollen in Zeiten, in denen direkte Kontakte wieder zum Alltag gehören, stattfinden. Gestartet ist das Bürgercafé diese Woche mit einem Suppen- und Kaffeeangebot. Weil das Haus noch nicht öffnen darf, gibt es etwa die Kürbis-Kartoffel-Karotten-Ingwer-Creme-Suppe zum Mitnehmen. Montags bis donnerstags von 11.30 und 13.30 Uhr werden gesunde Suppen an der Café-Tür angeboten. Kuchen zum Mitnehmen dürfen nur Konditoren verkaufen: Wer das To-Go-Angebot nutzen will, bestellt am besten vorher telefonisch und bringt Transportschalen mit, damit kein Müll entsteht. Es gibt aber auch Einweggläser für die Suppen. Den Pfand für die Gläser bekommt der Kunde zurück, wenn er sie zurückbringt. Kuchen bietet das Café noch nicht an. „Kuchen außer Haus verkaufen dürfen nur ausgebildete Konditoren.“ Eierschecke zum Mitnehmen anzubieten ist für die ehrenamtlichen Café-Betreiber, die alle einen Hauptberuf haben, deshalb nicht erlaubt. „Kuchen wird es bei uns geben, wenn das Café wieder richtig öffnen kann“, sagt Noack. Durch Zufall zum Café-Retter geworden: Er kann sich auch gut vorstellen, dass im Café, wenn es gut läuft, eines Tages Festangestellte arbeiten werden. „Unterm Strich sollen die Miete durch Mitgliedsbeiträge gestemmt und die Einnahmen fürs Personal aufgewendet werden. Das wäre die Wunschvorstellung“, so Noack, der durch Zufall zum Café-Retter wurde. Er saß mit seiner Frau am 31. Oktober 2020 im Café. Es war der letzte Tag, an dem es geöffnet hatte, als Mitstreiter der kurz vorher gegründeten Bürgerinitiative hineinkamen. „Wir saßen dann zusammen und haben überlegt: Wie könnte man es machen“, erzählt er. Vereint hat sie die Erkenntnis: „Michendorf braucht das Café.“ Info: Mehr Informationen und Rufnummer für Suppen-Bestellung unter www.café-michendorf.de Von Jens Steglich