Corona nahm Opernsängerin Mandy Fredrich aus Rädigke die Lust zu singen

Vielleicht endet das Jahr 2020 doch noch fast versöhnlich für Mandy Fredrich. Am Mittwoch wird die aus Rädigke stammende Opernsängerin, die schon in New York und Salzburg auf der Bühne stand, noch einmal live zu sehen sein. Aber wie könnte es anders sein, natürlich nicht in einem Opernhaus, sondern im Internet, als Stream. Ab 17 Uhr wird ein Benefizkonzert ausgestrahlt, das zwei Tage zuvor aufgezeichnet wurde. Mit dabei sind unter anderem die Brandenburger Symphoniker, das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt, das Deutsches Filmorchester Babelsberg und die Kammerakademie Potsdam. Die Veranstaltung ist kostenfrei, es wird um Spenden für verschiedene Institutionen in Potsdam gebeten. Freude über jede Abwechslung: Eine, die das Geld auch dringend gebrauchen könnte, ist Fredrich selbst. In diesem Jahr sind so gut wie alle Engagements weggebrochen. Eigentlich hatten für 2020 mehrere Monate Lyon in Frankreich auf dem Programm von Fredrich, ihrem Mann Jan und den Söhnen Moritz und Felix gestanden. Dort hätte sie im Sommer gutes Geld verdient. Warum sie dennoch nun Ende dieses Jahres bei einem Benefizkonzert singt und sich damit kostenlos weggibt? „Ehrlich gesagt freue ich mich derzeit über jede Abwechslung und momentan ist es noch wichtiger als sonst, sich öffentlich präsentieren zu können“, so die gebürtige Rädigkerin. Die Coronakrise trifft Mandy Fredrich und ihre Kollegen gleich auf mehreren Ebenen. Das aktuell ausbleibende Geld ist da nur ein kleiner, überschaubarer Teil. Viel schwerer wiegt die fehlende Perspektive. „Dieses Jahr hake ich ab. Das war nicht gut. Aber damit kann ich leben“, sagt die 41-Jährige. „Doch was ist mit dem kommenden Jahr? Kaum jemand traut sich, aufwendige Produktionen zu planen. In den nächsten Wochen und Monaten passiert erst mal nichts.“ Und selbst wenn, müssen sich selbstständige Sänger oft hinten anstellen. Zuerst werden aus Gründen der Kostenersparnis in dieser Zeit die Mitglieder der hauseigenen Ensembles genommen. Lesen Sie auch: So hat Schauspieler Eberhard Weißbarth das Corona-Jahr erlebt „Ehrlich gesagt ist mir in diesem Jahr zwischenzeitlich die Lust zu singen abhandengekommen“, sagt Fredrich. Der komplette Plan für dieses Jahr ist peu à peu zerbröselt. Einziger Lichtblick war ein kurzfristiges Engagement in der Berliner Staatsoper Unter den Linden als Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte. Immerhin vier der geplanten fünf Aufführungen in diesem Herbst konnten gegeben werden, ehe der Lockdown wieder zuschlug. „Kaum zu beschreiben, wie lebendig ich mich in diesen Wochen gefühlt habe“, so Mandy Fredrich. Weihnachten in Rädigke: Seit Wochen sieht der Alltag aber wieder anders aus. „Mein Tagesrhythmus dreht sich um meine Jungs. Da sie nicht in der Kita sind, verbringe ich viel Zeit mit ihnen“, so Fredrich. „Wer weiß, vielleicht blicke ich irgendwann Mal später auf diese Zeit zurück und freue mich über das intensive Familienleben.“ Abends ist dann Zeit für Nähen, Backen und Malen. Zu Weihnachten möchte die Potsdamerin mit ihrer Familie zu den Eltern nach Rädigke fahren. Geplant ist aber keine Bescherung unter dem Tannenbaum, sondern ein Nachmittag draußen am Lagerfeuer. Der Stream des Benefizkonzerts wird ab dem 23. Dezember um 17 Uhr unter www.nikolaisaal.de kostenlos zur Verfügung stehen und ist danach noch bis zum 31. Dezember abrufbar. Von Stefan Specht