Dahnsdorferin wagt trotz Corona den Schritt in die Selbstständigkeit

Die Zeit ist reif für mutige Geschichten. Solche, wie sie Linda Winkelhaus zu erzählen hat. Die 30-Jährige hat nach fast zehn Jahren ihren sicheren Job als Krankenschwester aufgegeben – und den Schritt ins Ungewisse gewagt. Inmitten der Corona-Pandemie hat sich die Dahnsdorferin mit einem Salon für Fußpflege selbstständig gemacht. „Ich wollte gerne weiter im sozialen Bereich arbeiten und nicht den ganzen Tag im Büro sitzen, das ist nichts für mich“, sagt Linda Winkelhaus. „An meinem Job als Krankenschwester mochte ich, dass ich Menschen helfen konnte und man auch in schweren Situationen Erfolge gesehen hat. Dann ein Lächeln und ein ,Dankeschön‘ zurückzubekommen, war toll.“ Zeit für eine Veränderung: Allerdings habe sie die Zeit im Schichtdienst auch an ihre Grenzen gebracht, erzählt sie. „Ich bin damit nicht mehr gut zurechtgekommen, habe nach den Nachtdiensten schlecht geschlafen.“ Daneben erfordere das Familienleben mit dem fast fünfjährigen Sohn ebenfalls viel Planung – und daher sei es an der Zeit für eine Veränderung gewesen. „Ich wollte meine Arbeitszeit gerne selbst bestimmen und mir so auch wieder mehr Zeit für Menschen nehmen können, die zuletzt vielleicht zu kurz gekommen sind“, sagt Linda Winkelhaus. Einen Monat ist es jetzt her, dass sich die Türen ihres Geschäfts am Niemegker Markt zum ersten Mal öffneten. In den Räumen hat sich zuvor ein Kosmetikstudio befunden – und wie es der Zufall wollte, war dessen Inhaberin noch auf der Suche nach einem Nachnutzer. „Wir haben uns unterhalten, ob das nicht was für mich wäre“, erinnert sich die junge Mutter. „Also habe ich mich mit meiner Familie besprochen, ob alle hinter meiner Entscheidung stehen und schließlich in Potsdam die Umschulung zur geprüften Fach-Fußpflegerin gemacht – neben meiner Arbeit im Schichtdienst.“ Räume seit Ende 2020 leer: Dabei kam Linda Winkelhaus ihre Ausbildung als Krankenschwester zugute. Weil sie schon theoretische Vorkenntnisse aus Bereichen wie Hygiene, Anatomie und Krankheitslehre mitbrachte, konnte sich die gebürtige Lütterin auf den praktischen Teil der Ausbildung konzentrieren. Sie darf nun sowohl kosmetische als auch medizinische Fußpflege anbieten. Die Räume am Niemegker Markt standen seit Ende 2020 leer. Die Zeit bis zur Eröffnung hat Linda Winkelhaus also auch für Renovierungsarbeiten genutzt. Und sie konnte schon erste Termine für die weitere Planung annehmen. Ihre Ausbildung zur Krankenschwester hat Linda Winkelhaus in Bayerns Hauptstadt München absolviert. Anschließend zog es sie wieder zurück in Richtung Heimat. Hier war Linda Winkelhaus auf der Intensivstation des Bad Belziger Bergmann-Klinikums tätig sowie auf der Beatmungsstation des Johanniter-Krankenhauses in Treuenbrietzen. Für ihren Fußpflege-Salon in Niemegk hat die 30-Jährige bereits viele Ideen, die sie umsetzen will, sobald es die Situation wieder zulässt. So möchte sie ihren Kunden langfristig gerne auch einen mobilen Service anbieten und interessiert sich sehr für das Thema Fußreflexzonenmassage. Eine Fortbildung dazu ist geplant. Nach Ostern kann man sich seine Füße bei Linda Winkelhaus zudem mit Gel-Nägeln verschönern lassen. Denn die Fußpflege gilt als sogenannte „Körpernahe Dienstleistung im Gesundheitsbereich“ und darf deshalb weiterhin erbracht werden, sofern sie medizinisch notwendig ist und nicht rein kosmetischen Zwecken dient. Dennoch sei der Start bisher eher ruhig verlaufen, sagt Linda Winkelhaus. „Ich habe schon das Gefühl, dass die Menschen zurzeit ängstlicher und zurückhaltender sind. Es waren zwar ein paar Kunden da, trotzdem kann ich nicht so agieren, wie ich es ohne Corona könnte.“ Zudem stehe sie in stetigem Kontakt mit dem Niemegker Ordnungsamt. Um beispielsweise schnell zu erfahren, wenn künftig auch für den Besuch in ihrem Salon ein vorheriger Corona-Test notwendig wird. Apropos Notwendigkeit. Warum ist in den Augen von Linda Winkelhaus eigentlich gerade die Pflege von Füßen so wichtig? „Ich sehe das natürlich auch aus der Sicht der Krankenschwester“, antwortet sie. „In der Pflege ist man den ganzen Tag auf seinen Füßen unterwegs, sie sind einer hohen Belastung ausgesetzt. Da ist es wichtig, dass man einen guten Stand hat und ein angenehmes Fußgefühl.“ Lesen Sie auch: Niemegker Nasenfahrrad: So sorgt Optikermeisterin Fabienne Wendt für Durchblick Am Ende des Tages sei es eine Wohltat, wenn man sich bei der Fußpflege verwöhnen lassen kann. „Den Kopf verwöhnt der Friseur, warum sollte man sich nicht auch an den Füßen etwas Gutes tun lassen“, fragt die Jungunternehmerin. „Leider werden sie trotzdem oft vergessen, obwohl das nicht sein sollte. Schließlich tragen uns unsere Füße ein Leben lang.“ Das A und O sei deshalb die richtige Pflege. „Wichtig ist, die passende Creme für die eigenen Füße zu finden – und bei trockenen Füßen zum Beispiel darauf zu achten, dass Urea enthalten ist“, lautet ein Tipp von Linda Winkelhaus. Wenn sich die 30-Jährige nicht um die Füße ihrer Kunden kümmert, dann ist sie gerne mit Mann, Kind und Hund in der Natur unterwegs, wie sie erzählt. „Außerdem haben wir ein großes Grundstück mit Garten, wo jetzt die Saison anfängt und man sich verdingen kann“, ergänzt sie lachend. Von Josephine Mühln