Familienzirkus Bernardo gastiert in Niemegk

Sechs Monate mussten sie warten. Nun heißt es für Ramona, Armando, Diego, Megan und Bernarndo nach der langen Corona-Zwangspause wieder „Manage frei“. Der kleine Familienbetrieb kann es kaum abwarten, dass sie mit ihrem eineinhalbstündigen Zirkus-Programm starten und Gäste in ihrem Zelt begeistern. Aktuell gastiert der Zirkus auf dem Niemegker Festplatz, bevor es am Montag wieder Richtung Seyda in Sachsen-Anhalt geht. „Natürlich sind wir aufgeregt und nervös. Seit Anfang der Woche sind wir alle schon fleißig am Üben“, sagt Ramona Renz. Für die fünfköpfige Familie war die lange Pause eine große Herausforderung. Nicht nur finanziell, sagt die gebürtige Mecklenburg-Vorpommerin. „Wir kennen es nicht, solange still zu stehen und sind es gewöhnt, jede Woche an einem anderen Ort zu sein“, sagt Ramona Renz. Lediglich für ihr Winterlager pausiert die Familie jedes Jahr für drei Monate oben im hohen Norden in Lübtheen, wo sie auch ihren festen Wohnsitz hat. „Während Corona sind wir nicht nach Hause gekommen und saßen mit unserem Zelt in Chemnitz fest. Das war unsere letzte Station, bevor der Lockdown kam. Die erste Zeit war schon schwierig, aber wir haben Unterstützung von den Anwohnern bekommen, die Heuspenden für die Tiere übergaben. Das ist sehr nett gewesen“, berichtet die dreifache Mutter. Seit Beginn des Lockdowns erlebte die Familie und ihr kleines Unternehmen eine bisher nie da gewesene Situation, sagt Renz. Auch die Zeit mit zwei schulpflichtigen Kindern gestaltete sich nicht immer einfach, sagt Ramona Renz. „Den Kindern hat die Schule gefehlt. Es gab bei uns keinen Onlineunterricht, sodass ich mich mit ihnen hingesetzt musste und versuchte, Ihnen zu helfen, so gut ich konnte.“ Seit vier Jahren gibt es den kleinen Familienzirkus Bernardo. Zum Team gehören neben dem Chef des Hauses Armando und seine Frau Ramona auch Sohn Diego (13 Jahre), Tochter Megan (9 Jahre) und Bernardo (3 Jahre) sowie vier Pferde, drei Ponys und vier Ziegen. Die Familie ist mit ihrem Zirkus in ganz Deutschland unterwegs. Das Zelt ist im Durchmesser 22 Meter breit. Darin finden etwa 100 Besucher Platz. Das ständige Reisen, jede Woche an einem anderen Platz zu sein, ist Familie Renz gewöhnt. „Wir kennen das von klein auf“, sagt die 34-Jährige. Die regelmäßigen Auftritte in der Manage sicherte das Einkommen des kleinen Familienunternehmens, bis der Lockdown kam, sagt Ramona Renz. Überschattet wurde die Corona-Zwangspause von Existenzängsten. „Wir fragten uns, wie wir alles bezahlen und haben uns viele Gedanken gemacht“, sagt die dreifache Mutter. Zwar erhielt die Familie in der Notsituation die staatliche Soforthilfe, doch große Sprünge konnten sie damit nicht machen, sagt Renz. In kleinerer Formation: Den Blick richtet die Familie intensiver in die Zukunft. „Man muss für diesen Beruf sehr viel Leidenschaft mitbringen. Auch unsere Kinder wollen das machen. Wir lieben es, vor Publikum aufzutreten“, betont Ramona Renz. Sorgen bereitet dem Familienunternehmen die stetig weniger werdenden Besucherzahlen. Die Zeiten haben sich verändert, sagt Renz. „Früher sind die Kinder zu uns gekommen, waren begeistert vom Zirkus und wollten auch mithelfen. Das ist kaum noch.“ Damit das kleine Unternehmen dennoch überleben kann, hat die Familie vor vier Jahren entschieden, den Zirkus in kleinerer Formation am Leben zu halten. „Meine Eltern und Schwiegereltern machen nicht mehr mit.“ Ein Stück Kultur: Die unfreiwillige Ruhezeit in den letzten Monaten nutzten Ramona Renz und ihr Mann Armando, um den Zirkus auf Vordermann zu bringen. „Wir konnten alles neu streichen und haben ein paar Sachen ausgebessert. Arbeit war immer da. Wir haben alles das erledigt, wozu wir in der Saison nicht kommen.“ Gespannt schaut die Familie auf die erste Vorstellung in Niemegk und hofft auf ein paar Besucher, die sich von Corona nicht abschrecken lassen, sagt Renz. „Damit unsere Arbeit nicht umsonst ist.“ Was wünscht sich die Familie für die Zukunft? „Ich hoffe, dass der Zirkus noch lange existiert, der ja auch ein Stück Kultur ist. Ich wünsche mir, dass wir und unsere Kinder das noch lange machen können.“ Lesen Sie auch: Zirkus Bernardo kommt zum Gastspiel nach Niemegk Von Johanna Uminski