Naturfreund tüftelt in Schlalach an schicken Quartieren für wilde Bienen und Vögel

Was für ein Tummelplatz für bunte Schmetterlinge, wilde Wespen und Fliegen: Im großen Garten und auf dem Hof von Familie Pflug in Schlalach herrscht breite Gastfreundschaft für Insekten, Vögel und kleine einheimische Reptilien. „Das ist noch nicht lange so“, erzählt Oliver Pflug. „Früher war hier viel Wiese, die regelmäßig gemäht wurde“, sagt der Sohn des Hauses. Vor drei Jahren begann er, aus dem großen Garten ein Naturparadies zu schaffen. „Etwas Überzeugungsarbeit bei den Eltern hat es schon gebraucht“, bekennt der 31-Jährige. Nun jedoch ziehen alle an einem Strang für den Umweltschutz. Nur Wege werden gemäht: Öfter gemäht werden lediglich die Wege durch das grüne Reich. Die Wiesenflächen zwischen Obtsbäumen, Kräuter-Hochbeeten und blühenden Rabatten indes erhalten nur einmal noch im Frühjahr einen Schnitt. Oliver Pflugs neues Spezialgebiet sind Häuser für Wildbienen. Seit diesem Jahr teilt er diese Leidenschaft für Natur, Ökologie und Artenschutz auch mit anderen Umweltfreunden. Seine in Handarbeit hergestellten Wildbienenhäuser versendet Pflug inzwischen quer durch Deutschland. „Zwei gingen auch schon nach Österreich“, erzählt der Konstrukteur. Direkt im Fläming sei die Nachfrage aber noch nicht so groß. „Zumindest der Nachbar hat aber schon zwei Häuser auch bei sich im Garten aufgehängt“, erzählt der Naturfreund. Spezielles Material und Werkzeug: Aus robustem Hartholz hergestellt, sind sie eine langlebige Brutstätte für die Insekten. Überall im Öko-Garten der Pflugs hat der Junior die Quartiere schon postiert. Die Herstellung brachte einige Herausforderungen mit sich für Material und Werkzeug. Zwei bis drei Jahre lässt er die Holzbohlen aus Eiche, Robinie, Pappel und Esche trocknen, bevor daraus verschiedene Brutstätten entstehen. Für die Bienenhäuser benötigt der Tüftler spezielle Bohrer. Diese müssen Löcher von nur drei bis zehn Millimeter Durchmesser bohren, die jedoch elf Zentimeter tief gehen müssen im Hartholz. „Dafür lange, stabile Bohrer zu finden, die auch eine Weile durchhalten, war gar nicht so einfach erst“, erzählt Oliver Pflug. Immerhin sollen dieses Jahr bis zu 50 Bienenhäuser seine Hobbywerkstatt verlassen. Tiefe Löcher müssen sein: Nicht vergleichbar mit der aus harzendem Kiefernholz hergestellten Massenware aus dem Baumarkt seien seine Handarbeiten mit eigenem Logo „made in Schlalach“. Oft werde woanders ungeeignetes Material verwendet für das Innenleben. „Und die Brutlöcher sind meist gar nicht tief genug“, sagt der Schlalacher Tüftler. Schon als Junge war er im heimischen Garten aktiv. „Die Eiche hier habe ich so in der achten oder neunten Klasse gepflanzt“, erinnert sich Pflug. Stolz ist er auch auf die bunten Beete, die nun auf ehemaligen Rasenflächen für Artenvielfalt sorgen. Immer blüht etwas anderes: „Sie sind so angelegt, dass hier vom Frühjahr über den Sommer bis zum Herbst immer etwas blüht“, erzählt der Hobbygärtner. Die Insekten danken das. Überall summt und fliegt es im Öko-Reich. „Die Zahl und die Artenvielfalt der Schmetterlinge haben deutlich zugenommen hier“, hat Pflug festgestellt. „Sie lieben gerade besonders den blühenden Oregano.“ Quartier gibt es für Käfer und Insekten auch in Stapeln aus Baumstämmen, die aufgeschichtet sind entlang der Grundstückgrenze. Auch Schwalben genießen Gastfreundschaft auf dem Hof der Pflugs. In einem Stall und sogar direkt über dem Auto unter dem Carport herrscht derzeit reger Flugbetrieb zu den Nestern. Für Fledermäuse, Spatzen und Stare hat Oliver Pflug ebenfalls spezielle Quartiere gebaut. Zum Schutz von Wildbienen, der aktuell populär sei, warnen Experten des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) vor ungeeigneten Nisthilfen. Ein Großteil verbreiteter Exemplare bringe wegen ungeeigneter Materialien und Bauweisen nicht den erwünschten Nutzen. Unter Umständen schaden sie sogar. Ungeeignet sind unter anderem Glasröhren, frisches Holz sowie Bündel von Pflanzenstängeln oder Stroh. Auch Loch- und Hohlziegel werden nicht besiedelt von Wildbienen. Völlig nutzlos seien „Weidenruten-Lehmwände“ zur Förderung grabender Bienenarten, weil das Lehmmaterial fast immer viel zu hart sei. Tipps zu korrekten Nisthilfen gibt es beim NABU. Anregungen holte hat sich der gelernte Keramiker beim Start vor drei Jahren im Naturparkzentrum Nuthe-Nieplitz im Glauer Tal. Im Austausch mit regionalen Experten des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) und durch Recherchen im Internet lernte er immer mehr dazu. Öko-Paradies statt Urlaub: Nach seiner Ausbildung zum Keramiker in Landshut in Bayern zog es den Schlalacher über eine Station in Magdeburg wieder zurück in die Heimat im Fläming. Nach einer Umschulung ist der 31-Jährige heute als Erzieher in einem Hort tätig. Den Weg zum Arbeitsplatz absolviert er umweltbewusst mit dem Zug und dem Fahrrad. „Manchmal fahre ich die ganze Strecke von 30 Kilometern auch gleich mit den Rad“, erzählt der Naturliebhaber. Daheim in seinem Öko-Paradies gibt es immer etwas zu tun. Bäume werden gepflanzt, Obst geerntet, Benjeshecken angelegt und vor allem immer neue Wildbienenhäuser gebaut. Auf der Internetplattform Facebook ließ der Tüftler Interessenten darüber abstimmen, welches Design für die Insektenquartiere der Favorit ist. Denn seine Exemplare sollen nicht nur zweckmäßig, sondern auch dekorativ sein. „Vielleicht regen ich ja so auch andere Leute dazu an, direkt vor ihrer Haustür etwas für den Naturschutz und gegen den Klimawandel zu tun“, sagt der Schlalacher Enthusiast. „In den Urlaub fahren brauche ich eigentlich nicht.“ Schließlich gibt es mitten im Öko-Garten der Familie auch noch einen Badeteich. Natürlich ist auch dieser ökologisch. Das Wasser wird über Pflanzen statt mit Chemie sauber gehalten. Das versteht sich von selbst für Oliver Pflug. Von Thomas Wachs