Die Funde von illegal entsorgtem Wellasbest weiten sich aus. Nach Wollin, Vehlen, Demsin und Schlagenthin meldete die Polizei am Dienstagmorgen die Entdeckung von weiteren 13 sogenannter Big Bags mit dem gesundheitsschädlichen Material. Und zwar in einem Waldstück bei Groß Briesen im Naturpark Hoher Fläming.
Noch keine Täter überführt
Derzeit gibt es noch keine Beweise, die auf die Herkunft und die Übeltäter schließen lassen. „Aber wir haben gute Kriminalisten, die alles tun, um diese Umweltstraftaten aufzuklären“, sagte Polizeisprecher Oliver Berkholz der MAZ. Fest steht, das in einem größeren Umkreis mehrere landwirtschaftliche Unternehmen Dachsanierungen vornehmen lassen.
Investoren mieten Dächer
Dabei werden in der Regel die aus DDR-Zeiten stammenden Hallendächer im Rahmen eines sogenannten Investorenmodells an Dritte vermietet, die die Asbest-Überdachungen auswechseln und Photovoltaikanlagen montieren.
So hat es auch die Agrargenossenschaft Fiener Bruch an ihren Standorten Zitz und Rogäsen gemacht. Dort finden derzeit umfangreiche Sanierungsarbeiten an Hallen statt.
Polizeieinsatz in Rogäsen
Auf einem Stallgelände der Agrargenossenschaft in Rogäsen sorgte am Montagabend ein Polizeieinsatz für Aufregung. Dort verlud eine Gruppe Arbeiter gerade Big Bags voller Wellasbest auf mehrere Transporter.
Augenscheinlich handelt es sich um die selben Ausführungen, wie sie in den Wäldern aufgefunden wurden. Die aus Polen und Rumänien stammenden Monteure streiten eine illegale Entsorgung ab. Sie hätten ihre Fuhre nach Berlin fahren wollen, hieß es bei einer Befragung durch die Polizei.
„Wir gehen ebenfalls von der Unschuldsvermutung aus. Dennoch werden wir als Unternehmen alles tun, um zur Aufklärung beizutragen. Nach mehreren Hinweisen haben wir bereits vor dem jüngsten Polizeieinsatz mit der Kripo zusammengearbeitet“, sagte Reinhard Schlieper, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Fiener Bruch der MAZ.
Agrarbetrieb weiß von nichts
Schlieper verweist darauf, dass die ersten Asbestfunde bereits gemeldet wurden, als in Rogäsen noch gar kein Abtransport des berüchtigten Baustoffs stattfand. „Wir haben ordentliche Verträge mit dem Mieter der Dächer. Das Unternehmen ist nicht einmal Auftraggeber für die Sanierung“, stellte der Vorstandsvorsitzende am Dienstag klar.
Dennoch hat die Polizei von allen der auf dem Rogäsener Betriebsgelände tätigen Männern die Personalien festgehalten. Außerdem wurden Spuren gesichert, die zur Aufklärung beitragen können.
Hohe Entsorgungskosten
Die Ordnungsbehörden in den Ämtern Ziesar und Wusterwitz hatten am Dienstagmorgen noch keine Kenntnis von den brisanten Funden in ihren Verantwortungsbereichen. Sollten keine Verantwortlichen für die illegale Entsorgung ermittelt werden, müssten die Ämter den Abtransport beim Landkreis als untere Abfallbehörde beantragen.
Am Ende müssten alle Gebührenzahler in Potsdam-Mittelmark für den Asbestskandal aufkommen. Eine fachgerechte Entsorgung der aufgefundenen Menge würde in die zehntausende Euro gehen.
Von Frank Bürstenbinder