Ausstellung „Hiddensoer Künstlerinnenbund" in Ferch eröffnet

Die Bilder sind aus dem Heimatmuseum Hiddensee in Kloster sowie von privaten Besitzern bis in den Oktober ausgeliehen. Wenn auch die Schutzmaske für Mund und Nase unumgänglich war, so verriet der gut gefüllte Museumshof doch, wie groß die Sehnsucht nach originaler Kunst ist, dauerhaft durch elektronische Medien nicht zu ersetzen. Die Kuratorin der Fercher Galerie, Jelena Jamaikina, vermittelte bei der Vernissage reiche Hintergrundinformationen zu der Künstlerinnenvereinigung. Denn anders als bei Schriftstellern, Filmkünstlern oder Architekten die zu Beginn des 20. Jahrhunderts Hiddensee für sich entdeckten, ist über die Malerinnen nur wenig bekannt. Schreibweise kommt aus dem Schwedischen: Der Künstlerinnenbund, der sich 1919 gründete, ist in vielerlei Hinsicht besonders. Durch die Beschränkung auf weibliche Mitglieder wie auch durch den Verzicht auf Galeristen und Kunsthändler. Die Schreibweise Hiddensoer war damals als Folge schwedischer Herrschaft noch gebräuchlich. Die Blaue Scheune in Vitte, Atelier und Galerie der Mitbegründerin und langjährigen Vereinsvorsitzenden Henni Lehmann, wurde Zentrum des Bundes, zu dem nach und nach Malerinnen aus ganz Deutschland stießen. Mehr als zwanzig waren es, die als Sommergäste hier arbeiteten, ausstellten und zu Veranstaltungen einluden. In der Kunstszene bereits etablierte wie auch noch weniger bekannte. 1933 lösten die Nazis den Bund auf. Einige der Künstlerinnen erhielten Arbeits- und Ausstellungsverbot, ihre Werke wurden als entartete Kunst diffamiert. Bundmitglieder jüdischer Herkunft wurden verfolgt und sogar in Vernichtungslagern getötet wie Julie Wolfthorn. Gründerin Henni Lehmann nahm sich im Jahr 1937 das Leben. Sechs Handschriften kann man begegnen: Sechs Handschriften von Künstlerinnen des Bundes begegnet man nun in der Fercher Ausstellung. Den ersten Raum der Schau dominiert die aus Stralsund stammende Elisabeth Büchsel mit Ölbildern von Strandlandschaften und Fischern sowie Porträts. Katharina Bambergs „Inselblick" mit leuchtend gelb blühendem Ginster führt hinüber in den zweiten Raum, der von kleinformatigen Arbeiten verschiedener Malerinnen bestimmt wird. Darunter ist auch ein Blick durch die Dünen auf das Meer von Julie Wolfthorn. Die kleine Dachetage des Museums ist zarten Aquarellen der Berlinerin Clara Arnheim vorbehalten. Die Ausstellung kann man bis zum 25. Oktober jeweils donnerstags bis sonntags zwischen 12 und 16 Uhr besuchen. Coronabedingte Sicherheitsmaßnahmen wie Mund- und Nasenschutz sowie Abstände sind einzuhalten. Von Edith Mende