Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe über das Corona-Jahr, Sorge um Senioren und den Rathaus-Umbau

Der Ausbau der Schulen steht im Jahr 2021 ganz oben auf der Agenda der Gemeinde Schwielowsee. Im Rathaus in Ferch hat sich einiges verändert und eine weitere Investition steht für die Verwaltung bevor. Hinzu kommen die Herausforderungen des alltäglichen Lebens und Arbeitens während der Corona-Krise. Worin diese genau liegen und was im Rathaus neu ist, erklärt Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) im Interview. Frau Hoppe, was wünschen Sie sich im Jahr 2021 für Schwielowsee? Kerstin Hoppe: Dass wir zu unserem „normalen“ Leben zurückkehren können, ohne Einschränkungen und die Pandemie überwinden. Vor allem wünsche ich mir, dass das gesellschaftliche Leben wieder vielfältiger wird, ich denke da an Kultur- und Sportveranstaltungen, an unser Fährfest oder einfach daran, wieder spontan Freunde zu treffen. Welche großen Projekte stehen in der Gemeinde bevor? Oben auf der Liste stehen die Bauarbeiten an unseren Schulhäusern: das Bestandsgebäude der Meusebach-Grundschule in Geltow wird weiter saniert, in Caputh wird der Schulanbau dieses Jahr in Angriff genommen. Das Rathaus wird weiter umgebaut und im Logierhaus am Schloss in Caputh wird bis 2022 unsere Touristinformation einziehen können. Was hat sich durch den Umbau im Rathaus verändert? Zunächst muss ich sagen, dass die Umstrukturierung mitten in der Corona-Krise, beginnend im April, einen großen Umbruch für uns bedeutet hat. Räumlich hat sich zum Beispiel die Poststelle verändert, es gibt neue und moderne Arbeitsräume für Mitarbeiter, noch bis kurz vor Weihnachten wurde alles renoviert. Der Fachbereich Bürgerservice, Ordnung und Sicherheit ist in komplett neue Räume gezogen und wir haben eine neue Telefonanlage. Wenn wir die Unterstützung im neuen Haushalt bekommen, wird im Dachgeschoss die nächste Baustelle für einen neuen Sitzungsraum entstehen. Ich bin sehr stolz, dass wir es bis hierhin so toll geschafft und dass die Mitarbeiter trotz der Unruhe mitgezogen haben. Und Gott sei Dank sind auch die Baufirmen nicht ausgefallen. Auch bei der inneren Struktur der Verwaltung hat sich etwas getan. Was bedeutet das für die Schwielowseer? Es gibt teilweise neue Ansprechpartner und auch neue Telefonnummern. Ziel der Veränderung war es unter anderem, Mitarbeiter zu stärken und zu fördern. Die Fachbereiche wurden nach einer aufwändigen Analyse neu strukturiert und wir haben jetzt untergliederte Sachgebiete. So können wir zum Beispiel neue Aufgaben besser und gezielter verteilen. Ein Rathaus zu lenken und zu leiten, ist eine große Herausforderung. Wir müssen uns ständig hinterfragen und Arbeitsprozesse optimieren. Sie sagen selbst, dass das Jahr 2020 das schwierigste Jahr in Ihrer bisherigen Karriere war. Warum genau? Keiner ahnte auch nur ansatzweise, was die Corona-Pandemie für alle Menschen bedeuten würde. Das Schwierigste war grundsätzlich die kurze Reaktionszeit, die wir im Rathaus hatten, um all die Beschlüsse der Landesregierung umsetzen zu können. Ein Beispiel ist die Organisation der Notbetreuung für Kitas und Schulen im Frühjahr. Am 9. August 1965 in Luckenwalde geboren, kam Kerstin Hoppe 1993 nach Schwielowsee. Seitdem lebt sie in Caputh. Sie ist studierte Ingenieurin für Hochbau und war bis 2002 Büroleiterin in einem Potsdamer Tragwerksplanungsbüro. 2003 wurde sie zur Bürgermeisterin der Gemeinde Schwielowsee gewählt und zuletzt 2018 im Amt bestätigt. Kerstin Hoppe hat weitere politische Ämter inne. Seit April 2018 ist sie zum Beispiel erste Vizepräsidentin des Präsidiums des Städte- und Gemeindebundes Brandenburg und seit September 2019 Landesvorsitzende der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU Brandenburg (KPV), in der sie vor allem die Interessen der kleinen Kommunen vertritt. Was hat Sie persönlich am meisten herausgefordert? Das Schlimmste für einen Bürgermeister ist es, keine Antwort geben zu können. Es gab Momente, in denen ich hilflos war und bin, etwa wenn Gastronomen, Kulturschaffende oder auch Eltern vor mir stehen, weil sie am Limit sind und fragen, wohin die Reise noch gehen soll. Wir müssen viel Druck aushalten, sollen immer eine Lösung parat haben, wollen für die Menschen da sein. Wenn wir das nun noch mit der Arbeit von Intensivmedizinern und Pflegern vergleichen, können wir uns nur entfernt vorstellen, was sie leisten müssen. Ich mache mir auch große Sorgen um die Senioren, die allein zu Hause sitzen und nur noch telefonieren können. Sie vereinsamen. Da müssen wir ganz doll aufpassen. Nehmen Sie solche Sorgen mit nach Hause? Ich glaube, dass jeder Bürgermeister, der seinen Beruf mit Leib und Seele ausübt, nicht einfach die Tür zu macht, sondern die Probleme mit nach Hause nimmt, um bei nötigem Abstand und Ruhe gute Lösungsvorschläge vorbereiten zu können. Erinnern Sie sich an einen besonders berührenden Moment in 2020? Ja, es gibt immer besondere Ehejubiläen. In diesem Jahr bestand der Wunsch eines Ehepaars, dass ich trotz Corona persönlich zum 60. Hochzeitstag gratulieren soll, natürlich mit Abstand. Also kam ich bis zum Gartenzaun. Es macht mich stolz und ist für mich herzergreifend, wenn zwei Menschen so lange einen gemeinsamen Weg gehen und nicht aufgeben. Was konnte trotz Corona-Pandemie im zurückliegenden Jahr in Schwielowsee erreicht werden? Nach jahrelangen Diskussionen ist der Ausbau der Straßen Schmergberger Weg und Fasanenweg in Caputh endlich abgeschlossen, der Neubau der Geltower Grundschule konnte im Mai übergeben werden und der Kita-Anbau in Ferch ist seit Sommer fertig. Die Caputher Feuerwehr hat ein neues Fahrzeug bekommen und in Geltow entstand die neue Feuerwehr-Gerätehalle. Abschließend konnten im Jahr 2020 noch die Bauanträge für die neue Kita in Geltow am Bundeswehrgelände und für den Anbau der Caputher Grundschule eingereicht werden. Wie groß ist das Loch im Haushalt, das Corona gerissen hat? Es gibt noch keinen endgültigen Stand, aber bis jetzt ist der Verlust durch Corona vergleichsweise gering. Vor allem dank der Unterstützung durch Bund und Land. Unser Defizit im Haushalt liegt bei rund 400.000 Euro und ergibt sich vor allem aus einem Minus an Steuereinnahmen aus den Bereichen Gewerbe und Einkommen. Was machen Sie als erstes, wenn der Corona-Lockdown vorbei ist? Auf jeden Fall Freunde treffen und ich würde mir sehr gern einen Traum erfüllen und mit dem Schiff über Norwegen nach Spitzbergen und Island reisen. Von Luise Fröhlich