Waschbär könnte in Schwielowsee zur Plage werden

Die Gemeinde Schwielowsee hat ein Waschbär-Problem. Das ist so groß, dass sich die Verwaltung genötigt sieht, die Einwohner in einer öffentlichen Mitteilung daran zu erinnern, wie sie sich gegenüber den Tieren verhalten sollen. „Immer häufiger gehen beim Sachgebiet Ordnung und Sicherheit Anzeigen ein, in denen der Waschbär im eigenen Garten, auf der Terrasse oder auf dem Balkon zum Problem wird“, heißt es darin, „der Waschbär ist auf dem Vormarsch und kann sich in unserer Gemeinde zu einer Plage entwickeln.“ Auf MAZ-Nachfrage teilt Sandra Glau, Sachgebietsleiterin Ordnung und Sicherheit und Autorin des Textes, mit, dass pro Jahr zehn Meldungen aus der Bevölkerung wegen Waschbären in ihrer Abteilung eingehen. Noch mal etwa die gleiche Zahl erreiche die Jäger in der Gemeinde. Besonders in den Monaten April bis September treten Vorkommnisse mit Waschbären häufiger auf, da die Tiere in diesen Monaten ihre Junge bekommen und sie aufziehen. Ursprünglich kommt der Waschbär aus Nordamerika. Doch einst wurde er in Europa ausgesetzt und büxte aus Gehegen aus. Da er außer dem Menschen keine natürlichen Feinde hat und sich sehr wohl in den hiesigen Laub- und Mischwäldern fühlt, wo er reichlich Nahrung findet, kann er sich ungestört vermehren. „Ein Waschbärweibchen bekommt im Frühjahr vier bis fünf Junge“, sagt Karsten Schulz (60), Jäger und Jagdpächter im Bereich Geltow, „die Vermehrungsrate liegt also sehr hoch.“ Bejagung auf dem Grundstück nur mit Genehmigung: Hat ein Grundstückseigentümer in Schulz’ Zuständigkeitsbereich ein tatsächliches Problem, also ein Tier oder gleich eine ganze Familie, die sich auf seinem Grundstück eingenistet hat, wendet er sich an das Ordnungsamt der Gemeinde oder direkt an Karsten Schulz. „Der Eigentümer muss dann eine Genehmigung zur Bejagung auf seinem Grundstück beantragen“, sagt Schulz. Dieser Antrag kostet nach seinen Angaben 30 Euro und ist beim Landkreis, bei der Unteren Jagdbehörde, zu stellen. Nur im sogenannten befriedeten Bezirk bedarf es dieser Genehmigung zum Jagen, also Straßen, Bahnflächen oder eingezäunte Grundstücke. „Außerhalb dieses Gebietes und wenn es im Pachtgebiet liegt, dürfen die Jäger unter Beachtung des Tierschutzgesetzes jagen“, sagt Schulz weiter. Waschbären sind selten aggressiv: Das passiere entweder mit der Jagdwaffe oder, wie in den befriedeten Bereichen, mit einer Kastenlebendfalle, so Schulz. Sitzt ein Waschbär in der Falle, erlegt der Jäger das Tier. Aussetzen dürfte er es nur an Ort und Stelle. Das Gesetz verbietet ihm das Aussetzen an anderer Stelle. Angst haben müssen die Menschen vor dem Waschbären nicht, sagt Karsten Schulz: „Er verhält sich nicht aggressiv uns gegenüber. Nur wenn er sich bedrängt fühlt.“ Sollte es zu einem Angriff kommen, ist der Besuch bei einem Arzt ratsam. Waschbären können nämlich Tollwut übertragen. Tiere können unangenehm werden: „In Deutschland ist die Gefahr einer Erkrankung an Tollwut durch den Biss eines Wildtieres aber extrem niedrig“, teil Sandra Glau mit. Neben Tollwut können Waschbären andere infektiöse Krankheiten, wie Staube, Panleukopenie und Hasenpest übertragen. Das weitaus größere Problem als die persönlichen Begegnungen zwischen Mensch und Tier ist das Chaos, das der Waschbär in den menschlichen Siedlungen hinterlässt. Er durchwühlt Mülleimer und Komposthaufen und dringt in Häuser ein, um auf Dachböden Junge zu gebären und großzuziehen. Dort hinterlässt er in entsprechender Menge Kot und Urin. Waschbären weder bewusst noch unbewusst füttern: „Wichtig ist, dass die Menschen die Tiere weder bewusst noch unbewusst füttern“, sagt Jäger Karsten Schulz. Denn auch die Tatsache, dass die Waschbären so leicht an Futter durch den Menschen kommen, erleichtere den Tieren ihre Fortpflanzung. Schulz rät deswegen dringend davon ab, Waschbären mit Katzenfutter zu füttern. Außerdem sollten keine Lebensmittelreste auf einen offen für die Waschbären zugänglichen Komposthaufen geworfen werden. Zudem sollten Heimbesitzer ihre Häuser sichern. Schulz rät etwa zu Blechmanschetten über den Fallrohren der Regenrinnen. Die sind wie Regenschirme gespannt und hindern die Waschbären, von unten an den Rohren entlang zum Dach zu klettern. Auch Schutzringe, die mit Stacheln versehen sind, können an Rohre und Bäume angebracht werden oder Planen, an denen die Waschbärenhände keinen Halt finden. „Durch ein umsichtiges Verhalten ist ein friedliches Neben- und Miteinander von Mensch und Waschbär möglich“, fasst Sandra Glau die Ratschläge, wie sich die Schwielowseer Waschbären gegenüber verhalten sollten, zusammen. Von Annika Jensen

Schwielowsee - Gemeinde Schwielowsee warnt vor Waschbär