Sportvereine in Potsdam-Mittelmark kämpfen sich durch den Lockdown.

Noch immer sind bestimmte Sportarten im Freien nur unter strengen Auflagen erlaubt, die Hallen sogar ganz geschlossen. Eine Änderung der Einschränkungen ist nicht in Sicht. „Diese Perspektivlosigkeit, gerade bei den Hallensportarten, macht uns zunehmend Sorgen“, sagt Jens Hempel, Vorsitzender des SV Ruhlsdorf 1893. „Viele haben über Monate ihren Sport nicht ausüben können und trotzdem weiter Beitrag gezahlt. Langsam werden sie ungeduldig.“ Um den Kontakt zu den Mitgliedern zu halten, suchen die Vereine ständig nach neuen Wegen. Online-Trainings etwa werden in vielen Sportarten gut angenommen. Einen Hallensport jedoch einfach nach draußen zu verlegen, funktioniert indes nicht so einfach. „Für ein effektives Tischtennistraining brauchen wir die Bedingungen einer Halle“, erklärt Martina Weigel vom TSV Stahnsdorf/Kleinmachnow. Das sieht auch Frank Bechtold vom Volleyballclub Teltow/Kleinmachnow so: „Rasenturniere oder Beach-Volleyball sind kein Ersatz für den echten Hallensport.“ Kaum Neueintritte in Vereine: Im Ruderclub Kleinmachnow-Stahnsdorf-Teltow wird vor allem zu viert gerudert. Nur noch allein oder zu zweit zu fahren, kommt für viele Mitglieder nicht infrage. „Wir sind ein Breitensportverein“, sagt Vorstand Stefan Biastock: „Ganz abgesehen davon, dass wir so viele Einer- oder Zweier-Boote gar nicht organisieren können.“ Laut aktueller Verordnung bleiben die Sporthallen geschlossen. Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 100 wird der Individualsport auf allen Sportanlagen unter freiem Himmel auf maximal zwei Personen bzw. die Personen des eigenen Haushalts beschränkt. Kindersport in Gruppen wird vollständig untersagt. Dies gilt voraussichtlich bis 11. April. Dennoch halten die meisten Mitglieder ihrem Verein die Treue. Vor allem im Jugendbereich gäbe es aber immer etwas Fluktuation. Corona sorge bislang zwar in allen Altersgruppen kaum für mehr Austritte als in den Vorjahren, berichten die regionalen Vereine. Allerdings nehmen nur wenige derzeit neue Mitglieder auf. Die dadurch entstehende Beitragslücke ist vor allem bei den größeren Vereinen spürbar. Keine Gebühr für Sportstätten: Die Unterhaltskosten der eigenen Sportstätten fallen auch im Lockdown an, so Michael Grunwaldt, Vorsitzender des RSV Eintracht 1949. In einer etwas besseren Lage sind Vereine ohne größere finanzielle Verpflichtungen. Während die Stadt Teltow die Nutzung ihrer Sportstätten ohnehin kostenfrei ermöglicht, kommt Kleinmachnow den Vereinen während des Lockdowns durch Rückerstattung oder Aussetzung von Nutzungsbeiträgen entgegen. Veranstaltungen fallen aus: Für Löcher in den Vereinskassen sorgen auch abgesagte Veranstaltungen. Projektbezogene Fördermittel des Kreises oder des Sportbundes müssten mitunter zurückgezahlt werden, so Bechtold vom Volleyballclub. Ruderer Biastock beklagt außerdem: „Fallen Sportfeste oder Tage der offenen Tür aus, fehlen nicht nur Einnahmen. Solche Events haben große Bedeutung für aktive Mitglieder, Interessierte und Sponsoren gleichermaßen.“ Über gemeinsame Aktionen entstünden zwischen Sponsor und Verein Synergieeffekte, die für die Vereinsarbeit wichtig seien, bestätigt auch Marketingleiter Sven Hannich vom „United Teltow Fußball Club“. Lesen Sie auch So leiden die Potsdamer Sportvereine unter dem Corona-Lockdown Wie Brandenburgs Sportvereine unter Corona leiden Wegen Corona: Brandenburgs Sportvereine verlieren Geld und Mitglieder Sponsoren ziehen sich zurück: Der Teltower FV 1913 hat mit einem Berliner Handwerksbetrieb im letzten Jahr einen Sponsor dazu gewinnen können. „Vereinsmitglieder erhalten auf Wunsch im Betrieb unseres Sponsors sogar eine Ausbildungsstelle“, sagt TFV-Vorsitzender Holger Bednarek: „So versuchen wir alle, uns gegenseitig zu unterstützen.“ Die Vereinbarungen mit Sponsoren aus dem Gastronomiegewerbe ruhten derzeit jedoch, bedauert er. „Die haben gerade ihre eigenen Sorgen.“ Auch beim RSV Eintracht 1949 haben sich Sponsoren aus dieser Branche zurückgezogen. Deshalb wird RSV-Chef Grunwaldt vorerst auch weiterhin „jeden Euro dreimal umdrehen“ müssen. Sogenannte „Corona-Hilfen“ für Sportvereine hat der RSV bislang nicht beantragt. Diese würden laut Richtlinie des Landesministeriums für Bildung, Jugend und Sport nämlich erst bei einem „existenzbedrohlichen Liquiditätsengpass“ gewährt. „Aber an diesem Punkt sind wir noch nicht“, so Grunwaldt. „Doch die uns zur Verfügung stehenden Mittel sind zunehmend zweckgebunden und täuschen über den wirtschaftlichen Zustand des Vereins hinweg.“ Von Madlen Pilz