Nach Bombensprengung in Stahnsdorf: Missachtete Auflage wird wohl nicht weiter verfolgt

Nachdem Polizei und Bauaufsicht am Donnerstag bereits angegeben hatten, sie hätten nicht vor, Ermittlungen zu den Abläufen rund um die Auffindung der Stahnsdorfer 500-Kilo-Bombe auf der Baustelle in der Wilhelm-Külz-Straße aufzunehmen, haben sich nun auch die Staatsanwaltschaft und das brandenburgische Innenministerium gegenüber der MAZ dazu geäußert. Der Bauherr Bonava hatte zuvor eingeräumt, dass am Fundtag entgegen der Auflage keine kampfmitteltechnische Begleitung vor Ort gewesen sei, obwohl mit ungeprüfter Erde gearbeitet wurde. Dies sei für diesen Tag nicht vorgesehen gewesen, das Subunternehmen habe ohne Absprache gehandelt. Bombenentschärfer Mike Schwitzke erklärte gegenüber der MAZ, dass er davon ausgehen musste, dass durch die Berührung mit dem Bagger der Verzögerungszünder ausgelöst wurde und nicht bekannt war, wann die Bombe von selbst auslösen würde. Staatsanwaltschaft beruft sich auf Presseberichte: Markus Nolte, Sprecher der Staatsanwaltschaft Potsdam, gab an, in der Behörde seien keine Vorgänge dazu bekannt. „Wir erkennen aus der Presse-Berichterstattung auch keine Veranlassung zur Aufnahme strafrechtlicher Ermittlungen.“ Schon am Donnerstag hatte die Polizei angegeben, dass nach aktuellem Kenntnisstand keine Untersuchungen laufen würden. Das Innenministerium sieht sich unterdessen nicht in der Pflicht. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) habe eine Empfehlung abgegeben, dass die Erdarbeiten fachtechnisch begleitet werden sollen. „Die Begleitung ist angezeigt, wenn vorauszusehen ist, dass Sondierungsmaßnahmen aufgrund gestörter Bodenverhältnisse nicht zielführend wären“, so Andreas Carl, Stellvertretender Pressesprecher des Ministerium des Innern und für Kommunales. „Ob und wie diese Empfehlung zur kampfmitteltechnischen Baubegleitung bei der Erteilung der Baugenehmigung zur Auflage erklärt wurde, entzieht sich unserer Kenntnis, da dies in der Zuständigkeit der Baubehörde liegt. Ein unmittelbares Weisungsrecht beziehungsweise eine Befugnis des Kampfmittelbeseitigungsdienstes zur Beauflagung bestand nicht.“ Innenministerium: Baubehörde ist zuständig: Für die Kontrolle einer Auflage in einer Baugenehmigung sei die erteilende Baubehörde und nicht der KMBD zuständig, so Carl weiter. Er wehrte sich gegen den Vorwurf, damit würden sich die Behörden die Zuständigkeit gegenseitig zuschieben: „Ich denke vielmehr, die Baubehörde stiehlt sich da etwas aus der Verantwortung.“ Der Landkreis hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass der Bauaufsicht lediglich nach Abschluss der Untersuchung des vollständigen Grundstückes auf Kampfmittel eine Munitionsfreiheitsbescheinigung vorzulegen ist. Auf die Nachfrage, ob der Verstoß gegen eine Auflage keine Konsequenzen habe, hieß es, diese sei von der Polizei (KMBD) aufgelegt worden und damit sei diese auch für die Kontrolle zuständig. Am Donnerstag gab es Gespräche zwischen der Bauaufsicht und Bonava. Darin zeigte man sich einig, dass der Baustopp weiterhin anhält, bis die technischen Analysen zur Baustelle abgeschlossen sind. Untersuchungen zu den Abläufen sollen wohl nicht beschlossen worden sein. Das Innenministerium stehe unterdessen ständig mit der Gemeinde unterstützend in Kontakt, so Ministeriums-Pressesprecher Martin Burmeister. Er macht zudem darauf aufmerksam, dass in allen Fragen – auch hinsichtlich der Schäden – Stahnsdorf der wichtigsten Ansprechpartner für alle betroffenen Bürger ist. „Denn zuständig für die Räumung von Kampfmitteln ist in erster Linie das Ordnungsamt der Gemeinde.“ Lesen Sie hier mehr: >>> Bombe in Stahnsdorf: Baufirma hat Kampfmittel-Auflage missachtet >>> Bombe erfolgreich gesprengt – mehrere Häuser beschädigt >>> Entschärfer: „Im Umkreis von 200 Metern hätte wohl niemand überlebt“ Von Konstanze Kobel-Höller

Bombenfund in Stahnsdorf - Trotz Verstoß gegen Auflage: Gegen Stahnsdorfer Bauherrn wird nicht ermittelt