Kirchengemeinde Teltow: Diese beiden Nachwuchspfarrer predigen nach Weggang von Pfarrer Klemp-Kindermann

Sie sind da, um der Teltower Gemeinde nach dem Weggang von Pfarrer Arndt Klemp-Kindermann beizustehen:. Luping Huang und Christoph Noack. Gemeinsam gestalten die beiden Nachwuchspfarrer die Gottesdienste in der St. Andreaskirche und der Siedlungskirche, unterstützen zudem die Pfarrerin für Ruhlsdorf, Sabine Beuter – allerdings auf Zeit. Denn noch ist die Pfarrstelle in Teltow nicht neu ausgeschrieben worden. Huang ist als eine von vier Schwestern einer christlichen Familie im südchinesischen Guangzhou aufgewachsen. „Als evangelische Gemeinde waren wir eine absolute Minderheit in der Hafenstadt. Meine Eltern gehörten der ersten christlichen Generation nach der Kulturrevolution an“, erzählt sie. Schon als kleines Mädchen sang die heute 38-Jährige im Chor und begleitete den Gottesdienst am Keyboard. „Damals brauchte die Gemeinde einfach jeden einzelnen. Das hat mich sehr ermutigt.“ 2002 folgte sie ihrem Mann nach Berlin, wo sie zunächst Geschichte auf Lehramt, dann aber Theologie studierte. Mitglied im Bibelkreis der Chinesischen Christlichen Gemeinde Berlins: Neben dem Studium von 2005 bis 2014 engagierte sich Huang bei Gottesdiensten und in einem Studenten-Bibelkreis der Chinesischen Christlichen Gemeinde Berlins. „Der große Theologe Friedrich Schleiermacher sagte doch, dass die praktische Theologie die Krone des theologischen Studiums ist. Entsprechend habe ich mich immer mehr von der Theologin zur Pfarrerin umorientiert“, sagt sie. Nach ersten entsprechenden Erfahrungen in Berlin-Schlachtensee entsandte sie der Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf nun nach Teltow. Seit dem 1. Januar 2021 ist sie dort Pfarrerin im Probedienst bis Ende März 2022. Lesen Sie auch Corona-Notbremse zu Ostern: Wie Kirchen in Potsdam und Potsdam-Mittelmark Gottesdienst feiern Evangelische Kirchengemeinde Teltow braucht neuen Pfarrer Corona-Seelsorge: „Ich mache mir weniger Sorgen um heute als um danach“ Noack ging einen gänzlich anderen Weg. Der 54-Jährige wuchs in der Kirchengemeinde am Buschgraben in Berlin-Zehlendorf auf. Kurz nach Abschluss einer Banklehre Ende der 1980er bemerkte er, dass der „schnöde Mammon“ ihn nicht ausfüllte. „Die Pfarrer Dr. Martin Lotz und Dr. Gerhard Borné haben mich sehr geprägt. Ich studierte dann evangelische Theologie in Zehlendorf und Mainz, um Pfarrer zu werden“, erzählt er. Vikariat in Teltow: Schließlich absolvierte Noack sein Vikariat in Teltow. Doch Ende der 1990er sei die Finanzlage der Kirche angespannt gewesen, nur wenige neue Pfarrer hätten eine Anstellung gefunden. Allerdings konnte Noack mit zwei theologischen Examen Religionslehrer in Glienicke und Reinickendorf werden. „Anfangs fremdelte ich mit der neuen Rolle, aber dank der Hilfe von Kollegen und Fortbildungen bin ich in den Beruf hineingewachsen.“ 2004 zog er dann nach Teltow , arbeitete im Folgejahr zunächst an der Voltaire-Gesamtschule und der Käthe-Kollwitz-Oberschule in Potsdam. 2006 und 2009 wechselte er ans Kant-Gymnasium in Teltow und ans Weinberg-Gymnasium in Kleinmachnow. Seit seinem Vikariat bei Pfarrerin Ute Bindemann predigte Noack in Teltow und kam 2004 in den dortigen Gemeindekirchenrat (GKR). Seit 2008 galt er offiziell als „Prädikant“ – als eine Art Hilfsprediger – und erhielt zehn Jahre später selbstgewählt die Ordination zum ehrenamtlichen Pfarrer. „Ich wollte weiter als Religionslehrer arbeiten. Meine dauerhafte Präsenz an den Gymnasien zahlte sich insofern aus, als dass die Religions-Anmeldezahlen erfreulich waren.“ Noack unterrichtet aktuell elf Lerngruppen mit zum Teil über 20 Schülern. Eigene Bewerbung auf Pfarrstelle nicht ausgeschlossen: Doch was wird aus der Pfarrstelle in Teltow? „Wenn es nicht möglich wird, sie zu besetzen, würde ich eine eigene Bewerbung nicht ausschließen“, sagt Noack und schmunzelt. Auch Huang ist vorsichtig: Wenn sie im April 2022 ihren Probedienst abgeschlossen hat, ist sie frei, sich als Pfarrerin zu bewerben – „vielleicht auch in Teltow“, sagt sie. Hier gilt es, rund 4300 Gemeindeglieder zu betreuen, die von einem „großen, kompetenten Team“ organisiert werden, wie Huang betont. Mit Ostern liegt vor Huang und Noack nun ein besonderes Fest. Nachdem beide am Gründonnerstag zusammen einen Gottesdienst in der St. Andreaskirche feierten, teilten sie sich auf: An Karfreitag und Ostersonntag predigt Huang und am Ostermontag Noack. Für den Fall, dass die Feiern aufgrund der Lockdown-Entwicklung ausgefallen wären, hatte die Gemeinde vorgesorgt: Huang und Noack hatten einen Ostergottesdienst als Video aufgenommen, das in Form von 500 DVDs an den Zäunen der Teltower Kirchen aufgehängt wurde. Diese Idee lohnt sich, auch nach der Coronakrise eingesetzt zu werden. Von Conrad Wilitzki