Kita-Eltern in Teltow verteidigen sexualpädagogisches Konzept

Empört haben Eltern einer Teltower Kita des Kita-Eigenbetriebes „MenschensKinder Teltow“ die Kritik der CDU-Bundestagsabgeordneten Saskia Ludwig aus Potsdam an den Beratungs- und Fortbildungsangeboten für Erzieherinnen und Erzieher zum Thema sexualpädagogische Konzepte zurückgewiesen. In einem Brief an die Bundestagspolitikerin, der der MAZ vorliegt, werfen sie Ludwig vor, sich sachlich unzutreffend, unprofessionell und populistisch zu diesem Thema geäußert zu haben. Die Eltern unterstellen, dass Ludwig den MAZ-Beitrag über eine Weiterbildungsveranstaltung für Kita-Pädagogen nicht oder nicht mit der gebotenen Aufmerksamkeit gelesen und nicht den Kitaträger kontaktiert hat. Verein schult den Umgang mit dem Thema: In der Kita der Eltern gäbe es weder eine „sexualpädagogische Früherziehung“ noch einen „Sexualunterricht“, wie Ludwig es in ihrer Kritik formuliere, versichern die Eltern. In den Beratungs- und Weiterbildungsveranstaltungen des Vereins „Dreist“ gehe es vielmehr darum, Erzieherinnen und Erzieher zu schulen, wie sie mit kindlicher Neugier auf dieses Thema – durch Fragen, sofern sie von den Kindern überhaupt gestellt werden, oder ihr körperliches Verhalten – kind- und altersgerecht umgehen können. In keiner Weise thematisiere die Kita das Thema Sexualität mit den Kindern proaktiv. Die Beratung für die Pädagogen solle gerade dazu beitragen, dass Erwachsenensexualität aus dem Kita-Alltag ganz herausgehalten wird, weil sie nicht kindgerecht sei und daher in der Kita nichts zu suchen habe. Lesen Sie auch: Wie weit dürfen Kinder bei „Doktorspielen“ gehen, Herr Doktor? Erzieher sollen vorbereitet sein: Allerdings sei der Umgang mit dem menschlichen Körper nun einmal Bestandteil des alltäglichen Kitalebens. Wenn Kinder beim Spiel oder beim Mittagsschlaf ihren Körper erkunden, müssen die Pädagogen darauf vorbereitet sein, sensibel darauf reagieren und das betreffende Kind vor den Blicken der anderen – beispielsweise mit einer Decke – schützen können. Dafür brauche eine Kita eine fachlich fundierte Beratung und Betreuung, wie sie der Verein „Dreist“ anbiete, sowie ein ebensolches sexualpädagogisches Konzept, sagen die Eltern. Mittlerweile würden viele Kitas und nicht nur in Teltow – darunter auch konfessionell geführte Einrichtungen in freier Trägerschaft – solch ein Konzept haben. Mit diesem Konzept und dem Thema gehe die Kita sehr transparent um, sagen die Eltern. Beides werde mit den Elternvertretern im Kita-Ausschuss besprochen und in einsehbaren Protokollen vermerkt. Kita-Leitungen und Pädagogen seien bei allen Fragen und Problemen jederzeit Ansprechpartner. Für die Eltern veranstalte „Dreist“ außerdem Informationsrunden, in denen die Konzepte erläutert werden. Die regelmäßige Teilnahme an qualifizierten Weiterbildungen stärke das Vertrauen zwischen Erziehern und Eltern, lautet die Erfahrung Letzterer. Kitas brauchen fachlichen Rat: „Bei diesem Thema brauchen Erzieher und Eltern fachkundige Unterstützung“, bekräftigt auch Doreen Recknagel, Vorstandsmitglied im Kita-Elternbeirat Potsdam-Mittelmark. Dass Kinder ihren Körper erforschen, sei nun mal eine ganz natürliche Sache. Diese Entwicklung werde nicht von den Erzieherinnen und Erziehern geprägt, sondern vollziehe sich in den Kindern selbst. Ähnlich emotional geführte Diskussionen zu sexualpädagogischen Konzepten wie in Teltow seien aus anderen Regionen des Landkreises nicht bekannt. Letztendlich bleibe es den jeweiligen Kitas und ihren Trägern überlassen, wie sie dieses Thema in das Gesamtkonzept der Einrichtungen aufnehmen. Von Heinz Helwig