Ruhlsdorf: Auch die Teltower Rübchen sind von Corona betroffen

Ronny Schäreke aus Ruhlsdorf ist einer von zwei Landwirten in der Region, die das Teltower Rübchen anbauen. Der Rübchenanstich, bei dem die ersten Exemplare feierlich geerntet werden, findet in diesem Jahr am ersten Oktober auf seinem Hof statt. Die MAZ hat mit ihm über die Saison, das Wetter und Corona gesprochen. Wie läuft Ihre diesjährige Rübchensaison? Ronny Schäreke: Im Moment bin ich zuversichtlich. Ich habe aber noch nicht nachgesehen. Das ist immer so ein Überraschungsmoment. Wichtig ist nur, dass sie nicht so überdimensional werden, sondern nur so zwei bis drei Zentimeter dick und sieben bis acht Zentimeter lang. Wann haben Sie mit dem Anbau gestartet? Die ersten wurden Ende Juli, die nächsten Anfang August ausgesät. Dann spielen ja immer mehrere Faktoren eine Rolle. Vor allem das Wetter und das Problem mit der Kohlfliege, dem größten Feind des Teltower Rübchens. Aber das sehen wir ja erst später, ob sie runtergekrochen ist und wie viel betroffen ist. Wenn wir sie dann ernten. Ohne Netz geht es nicht, damit werden sie vor der Fliege geschützt. Außerdem wachsen sie darunter ein bisschen besser, wenn es kälter wird. Schon im Mittelalter wurde das kleine Rübchen von Teltowern im sandigen Boden ihrer Gärten oder Äcker angebaut. Sie wurden körbeweise zum Verkauf nach Berlin gebracht und sogar bis nach Lissabon exportiert. Bekannte Freunde der Rübchen waren etwa Papst Pius IX. oder der Dichter Johann Wolfgang von Goethe. Zwischenzeitlich wurden sie von den Landwirten weitgehend vergessen, nur dank der Hobbygärtner ging die regionale Spezialität mit dem würzig-pikanten Geschmack nicht verloren. 1993 ließ der Verband „pro agro“ den Namen „Teltower Rübchen“ schützen. Axel Szilleweit und Ronny Schäreke sind die zwei Teltower Landwirte, die das Rübchen in größerer Menge anbauen. Der jährliche Anstich findet im Wechsel bei ihnen statt, gemeinsam mit einem Prinzenpaar, das hier der Öffentlichkeit präsentiert wird. Wie war das Wetter dieses Jahr? Es war wieder zu trocken, zu wenig Regen. Wie auch schon in den vergangenen Jahren. Ich habe wieder bewässert, je nach Bedarf. Haben Sie Ihre Anbaufläche wie geplant vergrößert? Ja, es sind jetzt drei Hektar, das ist einer mehr als 2019. Das kommt einfach darauf an, wie sich der Absatz verändert. Früher war das Problem, dass es einfach wenige Leute und Gastronomen kannten. Jetzt bin ich dritten Jahr und es lief voriges Jahr schon besser. Machen Sie sich keine Sorgen, dass wegen Corona die Gastronomen Ihnen weniger Rübchen abnehmen? Es könnte sein. Die Branche leidet leider sehr. Aber ich hoffe auch, dass wir neue Gastronomen dazu gewinnen, denn das Teltower Rübchen ist schon ein einmaliges Gemüse und verschönert die Saisonkarte der regionalen Gastronomie. Aber es ist auch schön, wenn immer mehr private Hobbyköche das Rübchen kaufen. Wie vertreiben Sie Ihre Teltower Rübchen? Ich habe einen Hofladen. Am Wochenende haben wir Rübchen vorrätig, wenn man unter der Woche welche kaufen möchte, muss man ein oder zwei Tage vorher bestellen. Wir buddeln nur Frischware. Außerdem liefern wir deutschlandweit – man kann über meine Homepage www.teltower-ruebchenbauer.de bestellen. Und in der Tourist Information im Teltower Rathaus auf dem Marktplatz wird man sie ab dem 6. Oktober jeweils am Dienstag und Donnerstag während der Öffnungszeiten auch wieder kaufen können. Was ist das Besondere an Teltower Rübchen? Der würzig-pikante Geschmack. Mit einem Einschlag von Meerrettich? Nein! Das kann man mit nichts vergleichen, die Teltower Rübchen sind halt einzigartig im Geschmack. Wie mögen Sie persönlich die Rübchen am liebsten? Karamellisiert als Beilage. Gibt es auch Plagiate? Ja, die gibt es. Ich habe mich damit noch nicht großartig beschäftigt – sollte ich aber mehr. Der Name ist ja geschützt und es versuchen immer wieder Leute, andere Rübchen als Teltower Rübchen zu verkaufen. Aber wer sie kennt, weiß, was eines ist und was nicht. Lohnt sich die Arbeit? Es ist mehr eine Liebhaberei, denke ich. Ich bin ja auch auf dem Pferdehof Bernadotte GbR in Ruhlsdorf angestellt. Man muss es wollen, so etwas zu machen. Dass viel Arbeit dahintersteckt, das wissen wohl die wenigsten. Aber natürlich muss es sich im Endeffekt rechnen. Das tut es halt nicht von Anfang an, man muss ja auch den Markt und die Abnehmer haben. Wir machen das auch wegen der Tradition und immerhin schon in der vierten Generation. Nächste Woche wird mit dem traditionellen Rübchenanstich die Saison gestartet. Mit Prinzenpaar? Nein, diesmal gibt es zwei Prinzessinnen. Warum, weiß ich nicht. Aber es hat keinen politischen Hintergrund. Gibt es das Rübchenfest wieder? Nein, das wurde in diesem Jahr leider wegen Corona abgesagt. Lesen Sie auch Freie Bürger und Bauern scheitern mit Sturm auf Aufwandsentschädigung Landwirte: Freiwillige in der Coronakrise kein Ersatz für Erntehelfer Von Konstanze Kobel-Höller