Teltower VW-Autohäuser insolvent: 110 werden arbeitslos

Keine Rettung gibt es für die VW-, Audi- und Skoda-Autohäuser am Bahnhof Teltow. Das bestätigte am Dienstagmorgen Ingo Schorlemmer, Sprecher der Kanzlei Schultze und Braun, die seit Mai mit der Insolvenz der Gruppe beschäftigt ist. Nun wurde das Verfahren eröffnet. Die Gespräche mit mehreren Interessenten mussten abgebrochen werden, den Mitarbeitern wurde mitten in der Corona-Pandemie gekündigt. „Das ist leider korrekt so, die Autohäuser konnten nicht erhalten werden“, sagt Schorlemmer. Dabei habe es Gespräche mit mehreren Interessenten gegeben, die bereit gewesen wären, sich um die drei Unternehmen in der Mahlower Straße – Teltower Autohaus am Bahnhof GmbH, Zweite Autohaus am Bahnhof Teltow GmbH und Teltower Autocentrum am Bahnhof GmbH – zu kümmern. Dann hätten allerdings die Fahrzeug-Hersteller die Verträge mit 30. September gekündigt, womit eine wesentliche Grundlage für einen Weiterbetrieb entzogen wurde. Investor will keine Autohäuser auf seinen Grundstücken: Das endgültige Aus bedeutete jedoch der Verkauf des Grundstücks, das in Großbeeren nur wenige Schritte knapp hinter der Teltower Stadtgrenze liegt, an einen Investor, der darauf laut Schorlemmer keine Autohäuser betreiben möchte. Was er stattdessen dort vor hat, ist dem Sprecher nicht bekannt. Aber eines ist klar: „Da haben dann auch die Gespräche keinen Sinn mehr gemacht.“ In der Folge wurde das Insolvenzverfahren am 1. Oktober eröffnet. Seitdem können Gläubiger ausstehende Forderungen beim Gericht einreichen, die dann vom Insolvenzverwalter Stefan Ludwig überprüft werden. Dieser hat aufgrund der finanziellen Probleme des Unternehmen bereits seit Mai den Betrieb gemeinsam mit der Geschäftsführung fortgeführt. „Die Aufarbeitung der Schulden bleibt aber dem Insolvenzverfahren vorbehalten“, erklärt Schorlemmer. Allen 110 Mitarbeitern wurde gekündigt: Dabei könnten auch knifflige Situationen auftreten. Etwa, dass eine Anzahlung für einen Neuwagen der Insolvenzmasse zugerechnet werde und ein Kunde noch mal anzahlen müsse, um sein Fahrzeug zu erhalten. Bisher sei ihm aber kein solcher Fall aus Teltow bekannt, betont er. Die 110 Mitarbeiter der drei Häuser haben laut Schorlemmer bereits mit 1. Oktober ihre Kündigung erhalten. Da die Kündigungsfrist im Insolvenzverfahren unabhängig von der Betriebszugehörigkeit immer drei Monate beträgt, sind sie damit mit Jahresbeginn 2021 arbeitslos. Die meisten von ihnen sind allerdings bereits freigestellt und beziehen schon ALG I. Mittlerweile sei der Geschäftsbetrieb von Werkstatt und Verkauf komplett eingestellt und nur Mitarbeiter, die noch für Arbeiten wie die Herausgabe von eingelagerten Reifen oder die Kündigung von Verträgen wie Versicherung benötigt würden, seien noch vor Ort, so Schorlemmer. Ein Interessensausgleich sowie ein Sozialplan seien gesetzlich vorgeschrieben und beides habe es natürlich gegeben. Mehrere Gründe für finanzielle Probleme: Die VW-Audi-Skoda-Gruppe soll zum einen unter dem Dieselskandal gelitten haben. Dieser hatte zur Folge gehabt, dass der vom Autohaus am Ende eines Leasingvertrages zu zahlende Restwert oft höher war als das, was ein Fahrzeug auf dem Gebrauchtwagenmarkt noch gebracht hätte. Zum anderen klagte die Branche generell über einen Rückgang der Verkaufszahlen, oft seien große Rabatte nötig, um Fahrzeuge verkaufen zu können. Die Höhe der Schulden der Autohaus-Gruppe am Bahnhof Teltow war nicht zu erfahren, diese stehe zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht endgültig fest und falle zudem unter die Geheimhaltungspflicht, so Schorlemmer. In diesem Fall soll es laut zudem noch ein Nachfolgerproblem gegeben haben, da der Sohn des Geschäftsführers das Unternehmen nicht fortführen will. Deutlich mehr Arbeitslose in der Autobranche seit Corona: Laut Arbeitsagentur bekommt die gesamte Autobranche Corona deutlich zu spüren. „Wir haben im Raum Potsdam-Mittelmark im Zeitraum von April bis Oktober dieses Jahres 25 Prozent mehr Arbeitslose im Wirtschaftsbereich Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz zum Vorjahresvergleich“, so Pressesprecherin Doreen Ließ. In diesem Jahr hätten in diesem Zeitraum 453 Menschen ihren Job verloren, 2019 waren es hingegen „nur“ 361. Auffällig sei auch, dass im April die meisten Kurzarbeiter aus dieser Branche gemeldet worden seien. Ließ liegen aktuell jedoch keine Statistiken vor, wonach vermehrt Insolvenzanträge aus der Kfz-Branche gestellt worden wären. Lesen Sie auch: Teltow: VW-Autohaus-Gruppe mit 110 Mitarbeitern vor Insolvenz Jet-Tankstelle in Teltow: Was passiert mit dem umstrittenen Grundstück? Teltower Indoor-Spielplatz „Kinderoase“ kommt früher unter den Hammer Von Konstanze Kobel-Höller