Heute entscheiden Teltows Stadtverordnete darüber, ob Hafenpartner Thomas Klemm aus Berlin den Stadthafen am Teltowkanal übernehmen kann. Die Mehrheit der Stadtverordneten dürfte der frühere Seemann der DDR-Handelsmarine schon auf seiner Seite haben, nachdem bereits am Montag der Hafen,- der Haupt- sowie der Finanzausschuss in einer gemeinsamen Sitzung dem Konzept zustimmten, das Klemm ihnen vorstellte. Mitte Mai will er den Hafenbetrieb aufnehmen. Der Hafenmeister wird vorerst mit einem Container als Provisorium leben müssen, bis das Hafengebäude mit Gastronomie gebaut ist. Von 9 bis 18 Uhr soll der Hafen in der Saison geöffnet sein.
Betreiber setzt auf Charterboote
„Wir legen allerdings nicht einfach den Schalter um und eröffnen einen fertigen Hafen“, sagt Klemm. Die Anlage müsse sich erst entwickeln. Der 41-Jährige setzt vor allem auf Charterboote sowie auf maritimes Gewerbe auf einer Nachbarfläche des Hafens, die Teltow von den Klösters Baustoffwerken gepachtet und an Klemms Hafenpartner-Beratungsnetzwerk weiter vermietet hat. „Beim Chartergeschäft liegen vielleicht zweimal in der Woche etwa 20 bis 30 Boote im Hafen mit jeweils wechselnden Gästen. Das bringt der Stadt mehr Touristen als Besucher der Gastliegeplätze“, meint Klemm. Ein Drittel der Fläche ist dafür vorgesehen. Mit mehren Charterfirmen hat Klemm schon gesprochen. Ein großes holländisches Unternehmen will sogenannter Ankermieter im Hafen werden.
Selbst wenn der Hafen gut läuft, wird er nicht kostendeckend arbeiten, ist sich Klemm bewusst. Der maritime Gewerbebereich soll deshalb das Defizit auffangen. Dafür will der Hafenbetreiber eine Betriebsgesellschaft gründen, in der er die Mehrheitsanteile hält und an der sich die Ankermieter beteiligen können. „Das erhöht die Finanzierungsmöglichkeiten“, sagt Klemm. Er braucht mindestens 250 000 Euro Umsatz im Jahr, damit sich die Investition rechnet. Mit Blick auf die Diesel-Diskussion, die seiner Meinung nach auch bald die Bootshersteller erreichen wird, will sich ein Anbieter von hybridbetriebenen Booten in Teltow niederlassen. Auch einen Verleih von E-Bike-Tretbooten sowie E-Bike-Rädern kann sich Klemm vorstellen.
600 Plätze im Winterlager
Dazu sollen im Oktober mindestens vier Hallen in Leicht- oder Modulbauweise stehen. Dort will der Hafenbetreiber auch bereits ab diesem Winter die ersten von 600 Plätzen für Boote im Winterlager anbieten. Zu seiner Überraschung hat ihm der Anbieter des Travellifts signalisiert, den Kran bereits im Herbst in Betrieb nehmen zu können.
„Wir betreiben keine Marina mit großen Segelbooten, in der jede Woche ein Shantychor auftritt. Wir bewirtschaften einen Stadthafen, der für Teltow angemessen ist“, ärgert sich Klemm über die zuweilen falsche Bezeichnung für die Anlage. Trotz mehrerer umliegender Bootshäfen glaubt der Betreiber an einen Erfolg seiner Anlage. „Teltow hat eine optimale Verkehrsanbindung, eine überdurchschnittliche hohe Wasserfläche und eine dichte Unterkunfts- und Versorgungsstruktur“, lobt Klemm.
In einem erneuten Anlauf will die Stadt Teltow das Hafengebäude noch einmal öffentlich ausschreiben. Vielleicht findet sich jetzt ein Investor, nach dem es einen Hafenbetreiber gibt, hofft sie.
Von Heinz Helwig