Endlich kommt der dringend nötige Kita-Neubau für Treuenbrietzen

Darauf haben Eltern im Stadtgebiet Treuenbrietzen schon lange gewartet. Um den in den jüngsten Jahren großen Mangel an Kindergartenplätzen endlich zu beseitigen, haben die Stadtverordneten jetzt den Neubau einer Tagesstätte auf den Weg gebracht. 80 Plätze sollen so geschaffen werden. Der Bau soll nach den aktuellen Ideen im hinteren Bereich des Angers auf einem kommunalen Grundstück neben der Hauptwache der Feuerwehr zur Wiese hin errichtet werden. Maximal drei Jahre sollen ins Land gehen für die Planung und den Bau selbst. Zwischenlösung in Berliner Siedlung: Bis dahin ist eine Zwischenlösung mit einem Containerbau geplant. Er soll schnellstmöglich mitten in der Berliner Siedlung an der Lessingstraße errichtet werden. Dort soll auf dem kommunalen Areal einer Grünfläche mit vorhandenem Spielplatz auch die völlig marode Baracke eines alten Konsum-Geschäftes weichen. „Damit würden wir gleichzeitig diesen Schandfleck loswerden“, sagt Bürgermeister Michael Knape (parteilos). Riesiger Bedarf: Der Handlungsbedarf ist groß. Denn die in den zurückliegenden Jahren erfolgten Erweiterungen der Tagesstätten „Spielkiste“ in Treuenbrietzen und „Kinderland“ in Pechüle sowie der im November eröffnete Neubau in Marzahna konnten den Mangel an Betreuungsplätzen nicht beheben. Er ist auch entstanden, weil die Stadt viel Zuzug erfährt von Familien mit Kindern. Ab Herbst dieses Jahres wachse die Platznot abermals drastisch an. „Wir haben aktuell 88 Anfragen von Eltern, denen wir keinen Kita-Platz anbieten können“, sagt Ralf Gronemeier, der auch für soziale Belange zuständige Leiter des Bürgeramtes. Lesen Sie auch Johanniter-Unfall-Hilfe unterzeichnet Verträge für Kita und Hort in Niemegk und Schlalach Brück - Neue Chefs für die Hasenbande – MAZ - Märkische Allgemeine Neue Rettungswache eröffnet - Beste Bedingungen für Treuenbrietzener Retter – MAZ - Märkische Allgemeine Großer Engpass bei Kita-Plätzen in Treuenbrietzen bleibt trotz eines Neubaus Für das Neubauprojekt sowie die Zwischenlösung geht die Stadt einen neuen Wege. Wegen ihrer Finanznot kooperiert die Kommune erstmals mit einem freien Träger. In der gemeinsamen Sitzung des Haupt-, Finanz und Wirtschaftsausschusses sowie des Ausschusses für Bildung, Ordnung und Sicherheit gaben die Abgeordneten am Mittwochabend grünes Licht für die Zusammenarbeit mit der Johanniter-Unfallhilfe (JUH). Träger in der Region schon aktiv: Der Träger sozialer Dienst betreibt im Hohen Fläming unter anderem am örtlichen Krankenhaus bereits eine Rettungswache, sowie den christlichen Kindergarten „Hasenbande“ in Brück und engagiert sich bei Aus-und Neubau von Kindergärten in Niemegk sowie Schlalach. Die Unfallhilfe hatte sich in einem Auswahlverfahren knapp gegenüber dem Oberlinhaus Potsdam als zweitem Bewerber durchgesetzt. „Wir hatte 14 freie Träger im Landkreis angeschrieben. Diese zwei bekundeten Interesse“, erklärt Bürgermeister Knape. Nun muss noch die Stadtverordnetenversammlung entscheiden. Sie tagt am 22. Februar. „Dann wollen wir so schnell wie möglich die Planungen starten, damit im Idealfall im Spätherbst der Containerbau bezogen werden kann“, sagt der Rathauschef am Donnerstag der MAZ. Kaum Investitionskosten für die Stadt: Für den Betrieb der neuen Kita-Plätze sowie den Bau und die Miete der Container werde allein der Träger zuständig sein. Eine Erbbaupacht für mindestens 30 Jahre soll es geben. Für die Kosten kontinuierlich aufkommen müssen dann auch die Kommune, der Landkreis und die Eltern im Rahmen der auch für kommunale Einrichtungen üblichen Verrechnungen. Für das Projekt entstehen der Stadt kaum Investitionskosten, die sofort fällig wären. Lediglich maximal 80.000 Euro sind eingeplant für den Aufbau der Container. Zehn Quadratmeter pro Kind: Die Containeranlage und der Kita-Neubau sollen rund 800 Quadratmeter Nutzfläche haben. Von den gut 10.000 Quadratmetern am Anger werden 3000 Quadratmeter eingeplant als Kita-Grundstück. „Die ruhige Lage in Nähe des Stadtzentrums und des Freibades ist für uns ideal“, sagte Ralf Boost, Regionalvorstand der Johanniter-Unfallhilfe Potsdam-Mittelmark-Fläming, vor den Stadtverordneten. Sie waren dem Antrag der Fraktion CDU/Burger gefolgt, die eine private Lösung vorgeschlagen hatte angesichts der Finanznot der Kommune. Ziel müsse es sein, die Stadt wieder familienfreundlicher zu machen. „Viele Eltern haben Existenzängste, wenn sie ohne einen Kita-Platz nicht mehr arbeiten gehen können“, sagte Nicole Burger. „Wir brauchen die Kita-Plätze eigentlich schon gestern statt morgen“, so die Abgeordnete. Eltern sind besorgt: Das sehen auch besorgte Eltern so. „Als Treuenbrietzener bekommen wir hier keinen Platz“, sagt René Stobinski der MAZ. „Da hätte die Stadt schon viel früher mal was machen müssen“, fordert der Vater. Ein Kind schafft die Familie daher täglich bereits nach Brück. Für das zweite, nun drei Monate alte Baby müsse aber eine Lösung her in der Stadt. „Nach zwölf Monaten Elternzeit wollte meine Frau wieder arbeiten gehen. Das ist ja auch eine finanzielle Frage, gerade in der Corona-Zeit.“ Für einige Monate noch ohne Betreuungsplatz für ihr heute vier Monate altes Kind bleiben werden auch Andy Vetter und seine Frau. „Wir haben mit 18 Monaten Elternzeit kalkuliert“, sagt der junge Vater. „Das könnte dann knapp passen für uns mit den neuen Lösungen. Darum ist es gut, dass die Stadt nun endlich den ersten Schritt gegangen ist“, sagt Andy Vetter nach der Ausschusssitzung am späten Mittwochabend. Von Thomas Wachs