Treuenbrietzen: Diskussion um Landkreis als Schulträger

Um Treuenbrietzen als Gesamtschulstandort zu erhalten, könnte die Stadt die Schule in die Hände des Landkreises Potsdam-Mittelmark übergeben. Zumindest soll ein Trägerwechsel geprüft werden. Nachdem der Ausschuss für Stadtentwicklung der Stadtverordnetenversammlung (SVV) für Gespräche mit dem Landkreis stimmte, diskutierte vergangene Woche auch der Bildungsausschuss über einen möglichen Trägerwechsel. Mit dem Landkreis als Träger wäre die Finanzierung des dringend benötigten Erweiterungsbaus und somit der Gesamtschulbetrieb in der Burgwallstraße gesichert, sind die Abgeordneten aus der Fraktion SPD/Die Linke überzeugt. Ob der Landkreis überhaupt zu einer Übernahme bereit wäre, ist aber noch unklar. Die SPD- und Linksfraktion hatte die Diskussion um den Trägerwechsel mit einem entsprechenden Antrag wieder ins Rollen gebracht. Dahinter steht die Befürchtung, den Gesamtschulstatus zu verlieren, wenn die geplanten Baumaßnahmen nicht finanziert werden können. Denn ohne Erweiterungsbau gibt es nicht genug Platz, um die Gesamtschule dauerhaft fünfzügig zu betreiben, wie es der Schulentwicklungsplan vorsieht. Stadt kann Eigenanteil nicht aufbringen: Derzeit platzt die weiterführende Schule „Am Burgwall“ aus allen Nähten. Entlastung bringen soll eine Erweiterung und Sanierung des Hauses III. Auch das Gebäude der ehemaligen Schollschule soll umgebaut werden. Doch selbst mit der bereits zugesagten Fördersumme über 1,1 Millionen Euro kann die Stadt Treuenbrietzen den Eigenanteil von 2,2 Mio. Euro nicht stemmen. Dafür ist die Lücke im Haushalt zu groß. Die ehemalige Oberschule ist erst seit dem Schuljahr 2018/19 als Gesamtschule anerkannt. „Letztendlich muss unser Ziel sein, diesen Standort zu sichern“, erklärte Katrin Schierwald (SPD) in der Diskussion im Bildungsausschuss. Treuenbrietzen habe „erfreulicherweise mit Zuzügen zu kämpfen“. Eine weiterführende Schule mit gymnasialer Oberstufe sei da ein wichtiger Standortfaktor in der Stadt. „Ich finde es elementar wichtig, in Treuenbrietzen ein Abitur ablegen zu können“, betonte auch Bettina Frank (Bündnis 90/Grüne). Bei der Sicherung des Standortes gehe es auch darum, den Bildungsauftrag zu erfüllen. Stadtverordnete fürchten Kontrollverlust: Für Skepsis sorgte die Tatsache, dass die Stadt bei einem Trägerwechsel das in der der Gesamtschule gebündelte Vermögen vollständig an den Landkreis übertragen würde – vom Gebäude bis zum letzten Stuhl. Der Bilanzwert der Stadt Treuenbrietzen würde dadurch gedrückt, erklärte Vize-Bürgermeister Ralf Gronemeier (TBV). „Wenn wir die Trägerschaft aus der Hand geben, bestimmen immer andere“, merkte Michael Mrochen (FDP) an. Er befürchtet, dass der Landkreis nicht nur über das Inventar und Renovierungsarbeiten bestimmt, sondern auch Einfluss auf die Ausrichtung der Schule nehmen könnte. Landkreis kennt keine vergleichbaren Fälle: Nach langer Diskussion entschieden sich die Mitglieder des Bildungsausschusses mit einer Mehrheit von fünf zu zwei dafür, die Abstimmung über den Antrag der SPD-/Linksfraktion zu vertagen. Lediglich Paul Vierkant (Bündnis 90/Grüne) und Walter Treu (Die Linke) stimmten dagegen. „Im Laufe der Diskussion kam heraus, dass es keine Standortfrage, sondern eine Finanzierungsfrage ist“, erklärte die Ausschussvorsitzende Anja Schmollack (CDU). Deswegen wolle man im Bildungsausschuss abwarten, was der Finanzausschuss entscheidet. Dort steht das Thema Gesamtschule am 26. Februar auf der Tagesordnung. „Erst danach können wir weitersehen“, so Anja Schmollack. Langer Weg vom Antrag bis zur Umsetzung: Und selbst, wenn die Fachausschüsse dem Antrag zustimmen: Am Ende muss er es noch durch die SVV schaffen. Und dann müsste noch geklärt werden, ob der Landkreis überhaupt Interesse an einer Übernahme hätte. Da der Vorschlag bisher nur in den Fachausschüssen diskutiert wurde, habe der Landkreis bisher keine Kenntnis davon gehabt, erklärte Kreissprecherin Andrea Metzler am Freitag. Fest stehe allerdings: „Ein Trägerwechsel wäre sehr langwierig“, so Metzler. „So etwas geht nicht von heute auf morgen.“ In den Entscheidungsprozess müssten neben dem Kreis und der Stadt Treuenbrietzen noch viele weitere Akteure einbezogen werden. Und einen vergleichbaren Fall habe es bisher nicht gegeben. Von Hannah Rüdiger

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