Treuenbrietzen: Lagerkoller statt Hausflohmarkt in Reuters Restaurant

Alles muss raus: Mit einem Abverkauf von Mobiliar und Restaurant-Inventar sollte das neue Jahr für Bernd Kuklinski und Karin Fester starten. Bis zuletzt fand sich niemand, der die Traditionsgaststätte von Reuters Restaurant im Herzen Treuenbrietzens weiter führt. Nun, nach 20 Jahren, ist für das Wirtshauspaar Schluss. Mit dem Erlös aus dem Abverkauf sollten auch Verlustrechnungen des gastronomisch katastrophalen Corona-Jahres beglichen werden. Jetzt heißt es Warten auf das Go vom Gesundheitsamt, dass aufgrund des verschärften Lockdowns vorerst keine Genehmigung für das Vorhaben erteilen kann. Berge von Geschirr, Tischdecken, Töpfe, Pfannen, Gläser und gute Tropfen: Die Auswahl, die schon wie in einem Kaufhaus auf den Tischen drapiert war, ist groß. Vom Schnapsglas bis zum besonderen Tafelservice, hier könnte sich mehr als nur ein Haushalt mit gutem Geschirr eindecken. „Man staunt immer, wie viel man über die Jahren angesammelt hat“, so Kuklinski. Der Euphorie, Hobbyköchen und inkompletten Hausständen mit genutztem, aber gut erhaltenen Inventar ein Schnäppchen anbieten zu können, folgte die Ernüchterung, dass die Genehmigung aufgrund des verschärften Lockdowns durch das Gesundheitsamt nicht erteilt werden kann. Mobiliar für rustikales Ambiente: Unter den Schnäppchen finden sich auch hausgemachte Sülze und Soljanka, alte Kochbücher oder eine fertige Mehlschwitze sowie ein im Restaurant standardmäßig vorhandener Kinder-Hochstuhl. Doch nicht nur was sonst in Küchenschränken steht, soll sobald möglich neue Besitzer finden, auch wer eine besonders rustikale Lampe sucht oder Tisch und Stühle für die Gartenlaube, sollte für ein schmales Entgelt glücklich gemacht werden. „Was übrig bleibt, landet, so schade wie es ist, auf dem Niemegker Wertstoffhof“, so Kuklinski, der in Gedanken noch einmal das etwas andere Gastronomenjahr und Weihnachtsgeschäft Revue passieren lässt. Fast schon entspannt war es, wo doch Gänsekeulen, Enten- und Wildschweinbraten oder Zanderfilet per Abholung ausgegeben wurden und die riesigen Abwaschberge ausblieben. Und nun bleiben aufgrund des abgesagten Hausflohmarktes Geschirrmassen auch weiterhin ungenutzt und ohne neuen Besitzer. Erst Lager, dann Trödelmärkte: Bis Ende Januar muss das Restaurant leer sein und wird dem Vermieter übergeben. Deshalb muss für den Bestand der Traditionsgaststätte nun eine andere Lösung her. „Wir lagern die Sachen jetzt ein und versuchen es zu einem späteren Zeitpunkt zu veräußern. Einen großen Teil wollen unsere Kinder auf Trödelmärkten anbieten, sobald wieder möglich“, hat sich Kuklinski entschieden. Da diese nicht in der Region leben, wird wohl ein Großteil der Gasthaus-Geschichte Abnehmer fernab von Treuenbrietzen finden. Jetzt konzentriert sich das ehemalige Wirtshauspaar auf die neue Herausforderung. Den Umzug nach Jüterbog, der voraussichtlich im Mai stattfinden kann. Der Urlaub, wie sich ihn die beiden noch zu Beginn des Jahres 2020, bevor Corona kam, für den Berufsausstand gewünscht hatten, ist vorerst in weite Ferne gerückt. Von Natalie Preißler