Treuenbrietzen feiert Partnerschafts-Jubiläum per Video nach Italien

Eine Partnerschaft lässt sich auch über eine Entfernung von gut 1280 Kilometer hinweg aktiv pflegen. Das praktizierten die Stadt Treuenbrietzen und die Kommune Chiaravalle in Mittelitalien am Freitagabend auf ungewohnte Weise als Fernbeziehung. Mit einem Festakt per Videekonferenz ist gemeinsam und doch weit getrennt ein Jubiläum gefeiert worden. Seit exakt zehn Jahen sind die Orte offizielle Partner. Wechselnde Begegnungen sollten dieses Jahr stattfinden. Eine Abordnung aus Treuenbrietzen wäre nun zum Festakt in Italien gewesen. Doch die Corona-Pandemie zwang zum Umdenken. Zelebriert wurde der Festakt daher online per Liveschaltung zwischen den Rathäusern. Im Internet bleibt der Mitschnitt weiter verfügbar. Cerimonia per i 10 anni del gemellaggio tra Chiaravalle e Treuenbrietzen - Zeremonie für die 10 Jahre der Partnerschaft zwischen Treuenbrietzen und Chiaravalle Posted by Comune di Chiaravalle on Friday, June 26, 2020 Francesco Favi, Ratsmitglied für Kultur und Jugend sowie Damiano Costantini, der Bürgermeister von Chiaravalle, erinnerten an den Ursprung der Partnerschaft aus einem Kriegsereignis heraus. Das Massaker überlebt: Edo Magnalardo aus Chiaravalle war einer von vier Überlebenden des Massakers von Nichel am 23. April 1945. Deutsche Soldaten erschossen damals 127 italienische Militärinternierte aus dem Arbeitslager Sebaldushof bei Treuenbrietzen. Im Jahr 2002 schlug Magnalardo dann eine Partnerschaft vor als Geste der Versöhnung. Die Partnerschaft von Chiaravalle und Treuenbrietzen geht auf Kriegsereignisse zurück. Edo Magnalardo, der aus Chiaravalle stammte, war einer von vier Überlebenden des Massakers von Nichel am 23. April 1945. Im Jahr 2002 Schlug er als Geste der Versöhnung eine Partnerschaft beider Ort vor. Deutsche Soldaten erschossen damals 127 italienische Militärinternierte aus dem Arbeitslager Sebaldushof bei Treuenbrietzen. Militärinternierte waren circa 650 000 italienische Soldaten, die nach der Kapitulation Italiens am 8. September 1943 und dem Zerfall des Bündnisses zwischen Berlin und Rom zur Zwangsarbeit nach Deutschland deportiert wurden. 50 000 von ihnen kehrten nicht heim. In Treuenbrietzen waren rund 150 Italiener im Munitionswerk Sebaldushof inhaftiert. Gemeinsam mit Russen, Polen Franzosen und Serben leisteten sie Zwangsarbeit. Michael Mrochen (FDP), der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung Treuenbrietzen, zeigte sich in seinem Grußwort froh darüber, das dieses Vermächtnis Magnalardos nach acht Jahren Vorbereitung schließlich erfüllt und nun zehn Jahre aktiv am Leben gehalten werden konnte. Weitsichtiger Vorschlag: Der Italiener habe 2002 bei einem Besuch in Treuenbrietzen und Nichel „wohl schon weitsichtig“ den Vorschlag gemacht, weil er sich sicher gewesen sei, „dass es nun eine junge Generation gebe, die bereit sei, die historischen Ereignisse aktiv aufzuarbeiten“ und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, erinnerte sich Mrochen. Dieser Gedanke habe die Partnerschaft fortan geprägt. Viele gemeinsame Veranstaltungen – vor allem auch für die Jugend beider Nationen – habe es gegeben. Das lobten auch die Bürgermeister Michael Knape (parteilos) aus Treuenbrietzen und Damiano Costantini aus Chiaravalle. Sie betonten in Videobotschaften ihre gemeinsame Verantwortung für eine weiter friedliche Entwicklung „im gemeinsamen Haus Europa“. Mit dem Versprechen, sich die Originale schnellstmöglich jeweils bei Besuchen wieder persönlich abzuholen, unterzeichneten die Rathauschefs anlässlich des Jubiläums Bestätigungsurkunden für die Partnerschaft. Vermächtnis für nächste Generation: Froh über die Bekräftigung dieser Freundschaft zeigten sich auch Magnalardos Tochter Rafaela sowie ein Enkel, die an dem Videofestakt teilnahmen. Die Kontakte würden von den Bürgern und den Verwaltungen aktiv gepflegt. Nun bereits von einer neuen Generation. Die Online-Konferenz ist auf der Internetseite und im Facebook-Kanal der Comune di Chiraravalle live übertragen worden. Dort kann der mit kleineren technischen Hürden erfolgte Mitschnitt weiterhin abgerufen werden. Im Nachgang soll ein Link dann auch auf der Homepage der Stadt Treuenbrietzen zu sehen sein. Lesen Sie auch Erasmus-Treffen läuft an Gesamtschule Treuenbrietzen Hier geht es zur Intenetseite der Comune di Chiaravalle Gedenken an Kriegsopfer in kleinster Runde in Treuenbrietzen und Nichel Corona-Anteilnahme: Treuenbrietzen hisst Fahnen der Partnerkommunen Treuenbrietzen/Nichel - Geschichtsstunde am Rande der Kiesgrube Massaker von Nichel dokumentiert - Treuenbrietzen: Film arbeitet Kriegsschatten auf Von Thomas Wachs