Der erste Wein fließt gleich hinterm Bahnhof. Dicht gedrängt und behangen mit Blütenketten kaufen die meist jungen Besucher am Samstag eine Flasche nach der anderen. Weiter hinten am Hohen Weg in den Gärten ein ganz anderes Bild: Ganz entspannt sitzen die Menschen mit Sonnenbrillen bei herrlichem Wetter auf den Bierbänken und schlürfen Obstwein, die Bäume blühen prächtig.
Festumzug eröffnet Baumblüte
Um 13 Uhr setzt sich der Festumzug in Bewegung. Insgesamt 1600 Menschen laufen Richtung Insel. Unter ihnen zahlreiche Obstbauern, Vereinsmitglieder, Schüler. Im Zug gibt es viel zu sehen: herrlich geschmückte Wagen, Spielmannszüge, traditionelle Trachten der Heimatvereine.
Werderaner und Gäste stehen am Straßenrand und beobachten das Spektakel. Anneliese ist begeistert: „Ich freue mich immer sehr auf das Treiben und komme jedes Jahr,“ erzählt die 76-Jährige. Von der Straße winken die neue Blütenkönigin Peggy Sinning und Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU).
Blütenkönigin Peggy Sinning empfängt die Besucher
Zwischendurch sorgen Seifenkisten der AG Feuerwehr für Staunen im Publikum. Die Autos werden durch angebaute Akkuschrauber von allein angetrieben. Mit viel Freude düsen die Kinder die Straße entlang. „Saugeile Idee, das habe ich noch nie gesehen“, sagt Zuschauer Wolfgang (48).
Am Markt empfängt Organisator Klaus-Dieter Bartsch mit der Blütenkönigin Peggy Sinning die Teilnehmer. „Eigentlich kann doch Werder froh sein – was wir alles haben,“ verkündet Bartsch stolz.
Volle Züge sorgten für Chaos am Bahnhof
Kritisch war für viele Gäste allerdings die Anreise. „Alle Bahnhöfe waren bis zum frühen Nachmittag überfüllt“, so Stadtsprecher Henry Klix. Auch in den Zügen herrschte Platzmangel, dichtes Gedränge und genervte Besucher: „Zu voll, zu viele Menschen, keine Belüftung“, klagt Katrin (25). Ein anderer Besucher meckert: „Das war die schlechteste Bahnfahrt meines Lebens“. Völlig überraschend hatte die Bahn hatte am Freitag mitgeteilt, dass die angekündigten Sonderzüge am ersten Festwochenende ersatzlos gestrichen werden. Grund: eine Grippewelle unter den Mitarbeitern.
Probleme gab es auch bei der Abreise: Am Abend musste die Bundespolizei den Zugang zum Bahnsteig in Werder wegen des großen Andrangs zeitweise sperren, die Abreise vom Fest, das um 22 Uhr endet, zog sich bis Mitternacht hin.
Mehr als 40 Strafanzeigen am ersten Tag
Gänzlich friedlich blieb es nicht. Wie in den vergangenen Jahren musste die Polizei auch diesmal zahlreiche Betrunkene aus dem Verkehr ziehen. Es gab Rangeleien und Pöbeleien – mehr als 40 Strafanzeigen waren die Folge, darunter 13 wegen Körperverletzung. Mehr als 200 Platzverweise wurden ausgesprochen. Die Feuerwehr wurde auch gebraucht: Am späten Samstagabend brannte ein Bungalow auf der Insel. Die Polizei ermittelt, ob es sich um Brandstiftung handelt.
Das ganz große Chaos blieb aber aus, auch auf den Bahnsteigen. „Dank verstärkter Anstrengung konnten wir es einrichten, dass jeder zweite Sonderzug doch gefahren ist,“ teilte eine Sprecherin der Bahn mit. Am Montag sollen die Sonderzüge wieder wie geplant fahren.
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Von Anne Knappe und Julian Stähle