Gesundheitsamt meldet erneute Mängel im Seniorenheim Haus am Zernsee in Werder an Heimaufsicht

Erneut muss sich das Seniorenheim „Haus am Zernsee“ in Werder teils schweren Mängel-Vorwürfen stellen. Wie der MAZ aus mehreren Quellen berichtet wurde, sollen Pfleger überfordert sein und zum Teil keine ausreichende Schutzkleidung tragen; Bewohner würden über Nacht in ihre Zimmern eingeschlossen. Der zuständige Gesundheitsaufseher des Landkreises hat der Aufsicht für unterstützende Wohnformen (AuW), ehemals „Heimaufsicht“, Ende Januar Missstände gemeldet, wie Kreissprecherin Andrea Metzler bestätigte. Das Gesundheitsamt forderte auch das Kriseninterventionsteam an, das das Heim nun unterstützen soll. Vor etwa zwei Jahren erhob die Tochter einer ehemaligen Bewohnerin schwere Vorwürfe gegen die Einrichtung. Die Mitarbeiter, so hieß es damals, sollen die Frau vernachlässigt haben. Im November 2018 reagierte die Heimaufsicht und die Einrichtungsleitung wurde entlassen. Im Mai 2019 kam Hans-Jochen Knöll für sechs Monate als Interimsleiter ins Heim, im September stellte die Heimaufsicht erneute Mängel fest. Dem „Haus am Zernsee“ fehlte vor allem Personal. Knölls Nachfolgerin Johanna Horn suchte nach festen Mitarbeitern mit dem Ziel, die Zahl der Leihkräfte zu reduzieren. Corona verschlimmerte die Situation offenbar wieder: Relativ schnell konnte die neue Leiterin drei neue Fachkräfte gewinnen, doch die Corona-Pandemie hat die Situation offenbar wieder verschlimmert, zumal das Pflegeheim bereits in der ersten Infektionswelle massiv und auch aktuell wieder betroffen ist. „Aufgrund krankheits- und quarantänebedingter Ausfälle von Mitarbeitern wird die Beschäftigung von Leasingkräften unterstützt“, sagt Tanja Kurz, Sprecherin der Korian-Gruppe, zu dem das „Haus am Zernsee“ gehört. Die Pflege und die Betreuung der Bewohner sei unter Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen gewährleistet. „Kein Bewohner wird in seinem Zimmer eingesperrt“: Die Vorwürfe, dass Bewohner über Nacht vorsätzlich eingeschlossen würden, weist Korian zurück. „Kein Bewohner wird in seinem Zimmer eingesperrt. Einige unserer geistig regen und mobilen Bewohner möchten auf eigenen Wunsch die Zimmer während der Nacht verschlossen wissen“, erklärt Tanja Kurz. Dafür hätten lediglich die schriftlichen Einverständniserklärungen gefehlt, die aber inzwischen eingeholt wurden – allerdings erst nachdem die Heimaufsicht zu diesem Fall um Stellungnahme gebeten habe. Eine Mitarbeiterin mangelhaft mit Corona-Regeln vertraut: Im Notfall kämen die Bewohner nachts trotz von außen verschlossener Tür raus, wie Tanja Kurz auf Nachfrage versichert. Sie müssten dazu nur den innen liegenden Knauf drehen. Die Tür nachts verschließen zu lassen, gebe den Bewohnern ein Stück Privatsphäre. Das Betreiberunternehmen Korian räumt zu den weiteren Vorwürfen ein, dass es sich nur um einen Einzelfall gehandelt haben soll. Eine Leiharbeiterin sei nicht ausreichend mit den umfangreichen Corona-Hygieneregeln vertraut gewesen. „Wir haben umgehend ihren Arbeitgeber informiert, die Mitarbeiterin wurde von uns zu den Hygienemaßnahmen im Umgang mit Covid-19 geschult“, sagt Tanja Kurz. Alle Pfleger würden zu den aktuellen Anforderungen regelmäßig fortgebildet werden. Kreis leitet Verfahren ein: Das Gesundheitsamt Potsdam-Mittelmark sieht den Fall allerdings kritischer. Es bestätigt auf MAZ-Nachfrage, „dass einige Pflegekräfte sich nicht an die angeordneten Hygiene- und Barrieremaßnahmen halten.“ Deshalb genüge auch eine Nachschulung nicht, heißt es weiter, sondern: „Dazu wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren angestoßen.“ Fünf weitere Corona-Verstorbene: Seit des erneuten Corona-Ausbruchs im Dezember 2020 sind fünf Bewohner verstorben – während der ersten Welle im Frühjahr verlor das Heim elf Senioren an das Virus. Aktuell sind nach Angaben von Korian sechs Bewohner und drei Mitarbeiter positiv getestet. „Wir haben alles getan, um eine Einschleppung des Virus in unsere Einrichtung zu verhindern“, sagt Tanja Kurz. Seit dem ersten Ausbruch gebe es ein Schutz- und Hygienekonzept, das fortlaufend angepasst wird. Bewohner und Mitarbeiter werden seit November mit Schnelltests auf Corona getestet, seit Mitte Dezember seien die Testintervalle verkürzt. Mitarbeiter werden täglich getestet, die Bewohner zweimal wöchentlich oder bei Auffälligkeiten. So wurde auch am 15. Dezember ein positives Ergebnis festgestellt. Lesen Sie auch Corona-Ausbruch im Frühjahr 2020: Heimleiterin Johanna Horn spricht über die Herausforderungen der Krise Neun Pflegeheime in Potsdam-Mittelmark sind durchgeimpft Neues Pflegeheim nach einjähriger Bauzeit in Werder eröffnet Die Einrichtung sei daraufhin unter Quarantäne gestellt worden und die betroffenen Mitarbeiter in häusliche Isolation geschickt. Im Quarantäne-Bereich würden die Mitarbeiter unter Vollschutz arbeiten, so die Korian-Sprecherin weiter. Trotz intensiver Nachverfolgung konnten Heim und Behörde nicht herausfinden, wie das Virus erneut den Weg in die Einrichtung gefunden hatte. „Wie die Erfahrungen der vergangenen Monate gezeigt haben, bietet nur eine Impfung einen sicheren Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung“, sagt Tanja Kurz. Inzwischen ist das Heim durchgeimpft. Weitere zusätzliche Maßnahmen stimmt die AuW derzeit mit der Pflegeeinrichtung ab, wie das zuständige Landesamt für Soziales und Versorgung auf Nachfrage mitteilte. Von Luise Fröhlich