Kalkuliert die Stadt zu viel Zuschuss für Kita-Essen?

In Werders Kitas steigen die Zuschüsse, die die Eltern für das Essen ihrer Kinder zahlen müssen. 36 Prozent müssen sie mehr zahlen. Statt 1,70 Euro werden dann durchschnittlich 2,31 Euro fällig. Die Stadtverwaltung hat zu dem Thema eine neue Kalkulation erarbeitet, die derzeit in den Ausschüssen diskutiert wird. Am 18. Februar wird sich der Sozialausschuss mit dem Verwaltungsentwurf befassen. Gegenkalkulation der Eltern ergibt 1,66 Euro: Engagierte Eltern um die Vorsitzende der Elternvertretung der Kita „Anne Frank“ in Werder, Doreen Recknagel, haben sich die Kalkulation der Stadtverwaltung angeschaut und eine Gegenkalkulation erarbeitet. Sie kommen auf einen Durchschnittszuschuss von 1,66 Euro, den die Eltern zahlen müssten – also sogar einen niedrigeren als den derzeit geltenden. Der Kalkulation der Eltern liegt der vierwöchige Essensplan der Kita „Anne Frank“ zugrunde. Ihre Kalkulation und Einwände haben Recknagel, die zudem Vorstandsmitglied des Kita-Eltern-Beirates Potsdam-Mittelmark ist, und ihre Mitstreiter in einem offenen Brief an die Stadtverwaltung und die Stadtverordneten gesandt. Sie werfen der Verwaltung vor, Kosten in ihre Berechnung mit einzubeziehen, die sie nicht einbeziehen dürfte. Grundlage für diese Behauptung ist ein öffentlich-rechtlicher Vertrag, den die Stadt Werder mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark, als örtlicher Träger der Jugendhilfe, abgeschlossen hat. Eltern: Stadt bezieht Posten mit ein, die nicht einbezogen werden dürfen: „Hieraus geht hervor“, so schreiben Recknagel und die Eltern, „dass Kosten für Grundgebühren im Haushalt der Personensorgeberechtigten nicht in die Kalkulation zur Berechnung des Essengeldbeitrages angerechnet werden können, da es sich um Kosten handelt, die unabhängig von der Herstellung eines Mittagessens dem jeweiligen Haushalt entstehen und demnach nicht eingespart werden, wenn das Kind nicht am häuslichen Mittagessen teilnimmt. Demzufolge sind diese einkalkulierten Kosten aus der Berechnung zu entfernen.“ Zudem sei bei der Kalkulation von Verbrauchskosten lediglich der Anteil zu berücksichtigen, der auf die Mittagsportion des Kindes entfällt. Die Verbrauchskosten rechne die Stadt allerdings nicht auf eine Portion an, sondern auf die gesamte Familie, kritisieren Recknagel und ihre Mitstreiter. Anteil für Müll-Entleerung zu hoch angesetzt: Außerdem treibe die Berechnung der verbrauchsabhängigen Kosten für Müll die Kalkulation der Verwaltung in die Höhe. „In Ihrer uns vorliegenden Kalkulation setzten Sie eine Müllentleerung in einem 14-tägigen Rhythmus für eine 120 Liter Tonne an“, heißt es in dem Brief an die Stadtverwaltung. „Auch hier greift der zuvor genannte Sachverhalt, dass lediglich die Aufwendungen für die Herstellung der Mittagsportion des Kindes in der Kalkulation berücksichtigt werden darf.“ Außerdem entspreche weder die angegebene Mülltonnen-Größe von 120 Litern noch die angegebene Tonnen-Entleerung alle 14 Tage der Realität. Recknagel und die beteiligten Eltern werfen der Verwaltung weiter vor, Ausschreibungen in die Kalkulation für das Essensgeld miteinzubeziehen, obwohl das laut Vertrag mit dem Landkreis ebenfalls nicht erlaubt sei. „Zum einen sind dies keine Kosten, die den jeweiligen Personensorgeberechtigten bei der Herstellung eines Mittagessens für ihre Kinder entsteht, zum anderen kann z.B. eine Küche nicht eingespart werden, wenn das Kind an der Mittagsspeisung in Kita oder Hort teilnimmt“, argumentieren die Briefschreiber. Stadt bleibt Antwort auf Brief schuldig: Recknagel und ihre Mitstreiter haben für ihre Kalkulation, die satte 0,65 Euro niedriger ist als die der Stadtverwaltung, nicht nur auf all die erwähnten Posten, die die Stadt einbezogen hat, verzichtet. Sie haben auch ausschließlich frische Bio-Produkte von Rewe ausgewählt. Und trotzdem bleiben sie weit unter dem Zuschuss-Wert der Verwaltung. Im Krippen-Bereich kommen sie auf einen Zuschuss von 1,37 Euro, im Kita-Bereich auf die genannten 1,66 Euro und im Hort-Bereich auf 1,96 Euro. Die Stadtverwaltung konnte bis Montagabend keine Stellungnahme zu dem Schreiben von Recknagel und ihren Mitstreitern abgeben. Henry Klix, Stadtsprecher, teilte lediglich mit, dass „die Stadt ein ähnlich lautendes Schreiben von Vertretern der Werderaner Elternschaft erreicht“, hat. Und: „Eine Antwort wird vorbereitet und mit dem Landkreis abgestimmt.“ Lesen Sie dazu auch: Neue Kita in Werder eröffnet Brandenburger SPD verspricht kostenfreies Essen in Schule und Kita Potsdamer Eltern fordern veganes Kita-Essen Von Annika Jensen

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