Kultur in Corona-Krise: Wie sich Theater, Kino und Musiker aus Werder und Schwielowsee durchschlagen

Auftreten, singen, tanzen, proben, ins Kino gehen – was der Corona-Lockdown seit Monaten verbietet, stellt Kulturschaffende auf eine harte Probe. Auch in Werder und Schwielowsee kämpfen sie und hoffen auf den Frühling. Wird der Corona-Lockdown über den Februar hinweg verlängert, ist zum Beispiel Werders Scala Kulturpalast wieder auf Spenden angewiesen. Wie es dem beliebten Kino und Konzertsaal gerade geht? „Schlecht“, sagt Betreiber Gösta Oelstrom. Seit November liegt das Scala im aufgezwungenen Winterschlaf. Dabei wäre jetzt die Zeit, in der die Menschen ins Kino gehen würden. Das Scala verliert gerade monatlich mindestens 12.000 Euro, sagt der Betreiber. Bisher betrage der Verlust bereits um die 50.000 Euro. Die sogenannten Corona-Hilfen vom Bund seien noch nicht angekommen und zudem viel zu bürokratisch, bemängelt Gösta Oelstrom und adressiert seine Kritik klar: „Die Bundes- und Landesregierung zerstört die Kultur mit dieser undifferenzierten Zwangsschließung.“ Er fordert eine bundesweite Öffnung der Kinos spätestens bis Ostern und vor allem schon jetzt ein festes Datum. Die Kultur habe ausreichend Solidarität bewiesen und die Regierung sollte seiner Ansicht nach auf andere Strategien setzen. „Werder klingt“ auf Oktober verschoben: Überleben wird das Kino in Werder, fordert aber seine Opfer: „Nun stecken wir wieder alle privaten Mittel in den Betrieb, um dieses Haus für Kino, Konzerte und andere Kultur zu erhalten“, erklärt Gösta Oelstrom. Erst Ende 2019 konnte das Scala auf eine funktionierende betriebswirtschaftliche Basis gestellt werden. Die Planung für dieses Jahr musste das Team schon zweimal umwerfen. Der Neustart des Kinobetriebs ist für den 8. April vorgesehen. Konzerte und andere Veranstaltungen sind zunächst ab Oktober geplant. Darunter ist auch das Jazz-Festival „Werder klingt“, das der Saxophonist Thomas Walter Maria aus Werder organisiert. „Manchmal habe ich wegen all dem nachts kein Auge zu getan“, sagt der Musiker, der in mehreren Bands spielt. „Es deprimiert mich schon, nicht auftreten zu können. Ich stehe gerne auf der Bühne und genieße den Kontakt zum Publikum. Neben den schweren Tagen gibt es aber auch Zeiten, in denen ich in Aufbruchstimmung bin“, beschreibt Thomas Walter Maria seine Gefühle. Sein Glück sei es, vielseitig aufgestellt zu sein. Er konnte sich mit Komponieren und Unterrichten über Wasser halten. Singen und spielen ist aufs Studio begrenzt. Schreiben und Texten als zweites Standbein: Auch die vier Musiker der Fercher Obstkistenbühne konnten im vorigen Jahr nur einmal live auf der Seewiese in Ferch beim Fahrradsonntag spielen. „Unser ganzes Konzept lebt von der Kommunikation mit dem Publikum. Es ist eng, familiär und das ist auch so gewollt“, erklärt Wolfgang Protze. Mit Sorge denkt er an die jungen Musiker, aber auch an die ganze Industrie, die besonders unter der Krise leiden. „Bei uns ist das anders, denn wir sind alle vier schon Rentner“, sagt er. Wolfgang und Ingrid Protze haben sich ins Schreiben und Texten gestürzt und konnten dafür „Mikro-Stipendien“ in Anspruch nehmen. Am 27. Mai will das Quartett mit Freiluftkonzerten beginnen. Theater kämpft um eine neue Förderung: Das Theater Comédie Soleil in Werder wird die Corona-Krise überleben, wie Andreas von Essen von der Stiftung SPI, der Trägerin des Hauses, erklärte. Im Hintergrund geht es unabhängig davon aber um die langfristige Existenz, denn eine Finanzstütze fällt ab Sommer weg. „Wir hoffen, dass wir eine neue Förderung über das Kulturministerium des Landes bekommen“, sagt Andreas von Essen. Karoline Hugler und Julian Tyrasa sind die künstlerischen Leiter des kleinen Theaters und können sich dank der noch laufenden Förderung und Mikro-Stipendien über Wasser halten. Aktuell sammeln die Schauspielerin und der Autor und Regisseur Ideen und bereiten Stücke vor. „Wenn die Öffnung absehbar ist, brauchen wir dann noch ein wenig Vorlauf zum Proben“, erklärt Julian Tyrasa. Aus dem vergangenen Jahr liegt zum Beispiel noch das Stück „Der Kredit“, das vor dem ersten Lockdown nur zweimal gespielt wurde. Das Publikum vermissen die beiden schon, gerade weil die Atmosphäre im Theater familiär und auf Austausch angelegt sei. Gesichter des Ensembles in kurzen Videos zu sehen: Wer die Gesichter des Ensembles vermisst, kann sie auf der Theater-Homepage sehen. Die Schauspieler sind dort in kurzen Videos mit Szenen aus ihrem Alltag und in einen Monolog gefasste Gedanken zu sehen und zu hören. „Wir wünschen uns natürlich, dass wir bald öffnen können, aber auch mit einem guten Gefühl und vor allem, dass die Menschen im Miteinander irgendwann wieder unbeschwert sein können“, sagt Karoline Hugler. Lesen Sie auch Werder: Veranstaltungsagentur Havel-Tec leidet noch immer unter der Corona-Pandemie So haben sich Restaurants in Werder und Schwielowsee an die Corona-Regeln gewöhnt Trotz Corona-Krise: Werder bleibt beliebtes Ausflugsziel Von Luise Fröhlich