Mehr Tempo beim Impfen gegen Corona: Stadt Werder würde Tiefkühlschrank kaufen und Räume bereitstellen

Mittelmarks Kommunen wollen beim Impfen gegen das Corona-Virus helfen. Die Stadt Werder möchte sich zum Beispiel dafür einsetzen, dass die Impfung zum Bürger kommt und nicht andersherum, wie der 1. Beigeordnete Christian Große (CDU) der MAZ berichtet. Zum Beispiel könnte die Turnhalle des Ernst-Haeckel-Gymnasiums oder der Saal der Bismarckhöhe zu einem kleinen Impfzentrum umfunktioniert werden. Unter den Hausärzten der Blütenstadt und der Umgebung herrsche eine große Bereitschaft, beim Impfen zu unterstützen. „Zudem haben wir im Einwohnermeldeamt die Daten der über 80-Jährigen und könnten sie direkt kontaktieren“, sagt Christian Große. Mehr als 2000 Werderaner aus der Kernstadt und den Ortsteilen fallen aufgrund ihres Alters in die erste Kategorie der Impfberechtigten. „Das Land sollte auf die Kommunen zugehen und das Knowhow, das es vor Ort gibt, nutzen. Klar werden muss auch, wer für was zuständig ist“, erklärt er. Am erforderlichen Kühlsystem für den Impfstoff soll es in Werder nicht scheitern. Im Rathaus habe man sich bereits informiert und könnte kurzfristig Kühlschränke, die entsprechend zertifiziert sein müssen, anschaffen. Die Kosten für ein 80-Liter-Modell würden sich auf 7- bis 10.000 Euro belaufen, sagt Christian Große. Der Impfstoff könne darin sogar bis zu minus 111 Grad gelagert werden. Lesen Sie auch Fragen und Antworten zur Corona-Impfung für Potsdam-Mittelmark Warum es in Potsdam-Mittelmark kein Impfzentrum gibt Chaos beim Buchen der Impftermine für Pflegeheime in Potsdam-Mittelmark Dritter Impfstoff käme ohne Tiefkühlung aus: Das Vakzin von Biontech/Pfizer muss bei minus 70 Grad gekühlt werden. Das inzwischen zugelassene Präparat von Moderna benötigt etwa minus 20 Grad. Der dritte Impfstoff des Herstellers AstraZeneca könne laut der Deutschen Apotheker-Zeitung hingegen bei normaler Kühlschranktemperatur sechs Monate lang gelagert werden. Dieser könnte Ende Januar auf den europäischen Markt kommen. Schnelle Hilfe mit Anlaufstelle im Frühjahr: Schon im Frühjahr, als die Corona-Pandemie ausbrach, habe sich gezeigt, wie wertvoll die Hilfe der Gemeinden und Ämter in Sachen Krisenbewältigung war. In Werder wurde binnen kürzester Zeit eine Anlaufstelle für Menschen mit Atemwegserkrankungen in der Turnhalle des Gymnasiums eingerichtet. „Wenn man sich nun überlegt, dass die Idee dafür an einem Sonntagnachmittag kam und die erste Sprechstunde in der Anlaufstelle am darauffolgenden Mittwoch stattfand, ist auch klar, dass wir vor allem schnell helfen könnten“, so der 1. Beigeordnete weiter. Noch ist unklar, inwiefern die Kommunen das Land Brandenburg bei seiner Impfstrategie unterstützen werden. Am Wochenende sollten dazu Abstimmungen zwischen der Landesregierung, den Landkreisen und kreisfreien Städten stattfinden. Das Ergebnis war bis Montagmittag offen. Die Stadt Teltow kündigte bereits zuvor an, einen Fahrdienst zum Impftermin für die über 80-Jährigen einzurichten (MAZ berichtete). Bevor dieser Notfall-Service eingerichtet werden kann, müssen aber grundsätzliche Fragen wie zum Versicherungsschutz oder der weitgehenden Reduzierung des Infektionsrisikos geklärt werden. Hilflose Anrufer in den Rathäusern: Drei Landräte, unter anderem auch Potsdam-Mittelmarks Kreischef Wolfgang Blasig (SPD), und Potsdams Oberbürgermeister hatten vorige Woche die zentralisierte Impfstrategie des Landes kritisiert. Der holprige Impfstart und die oft überlastete Termin-Hotline 116 117 haben für viele hilflose Anrufe in den Rathäusern der Gemeinden gesorgt. „Wir machen uns regelrecht Sorgen, ob wir mit der jetzigen Strategie auch nur ansatzweise das Ziel erreichen, bis zum Sommer die Bevölkerung durchzuimpfen“, hatte Mittelmarks Landrat Wolfgang Blasig (SPD), der auch Präsident des Brandenburger Landkreistags ist, gesagt. „Wenn man eisern an dem System festhält, wird es ein Fiasko“, befürchtet er. Von Luise Fröhlich