Streit um Corona-Hilfe für Havel-Therme in Werder: Investor Andreas Schauer kritisiert Badausschuss

Wie ist die Stimmung am Tag nach der h itzigen Debatte des Badausschusses um Corona-Hilfe für die Therme? Hat der Badausschuss zu spät reagiert? Was wird aus dem Prüfantrag der CDU-Fraktion? Der Projektpartner beim Bau und späteren Betrieb der Havel-Therme, Andreas Schauer, übte erneut klare Kritik am politischen Fachgremium. „Sie sollten doch zum Wohle der Stadt und der Bürger sowie zur Schadensabwehr agieren. Dieser Aufgabe hätte der Badausschuss intensiver nachgehen sollen“, findet der Investor. Durch solch endlos geführte Debatten seien schon Großprojekte wie der Flughafen BER oder die Elbphilharmonie in Schwierigkeiten geraten. Nach Einschätzung von Andreas Schauer hätte der Badausschuss rechtzeitig eine Lösung im Umgang mit der Pandemie während der Bauphase finden müssen. Wie berichtet, hatte er zum ersten Mal im März vor Verlusten wegen der Corona-Krise gewarnt und gefragt, wie sich die Stadt als Bauherr dazu positioniert. Auch Dirk Lutze (CDU) warf diese Frage eingangs der Sitzung in den Raum. Die finanziellen Auswirkungen bezifferte Andreas Schauer im Juni mit rund 750 000 Euro. Andreas Schauer würde auf Hilfe auch verzichten: Nach der langen Debatte am Dienstagabend in der Therme war er bereit zu sagen: „Ich verzichte auf die Unterstützung. Da sind Leute, die klopfen am Wochenende bei uns an und fragen, wann wir endlich eröffnen. Wir sind so froh, dass die Therme fast fertig ist. Wir machen unsere baulichen Abnahmen und starten den Betrieb, sobald wir dürfen.“ Ihn wurmten am Dienstagabend auch hervorgebrachte Behauptungen, dass die osteuropäischen Arbeiter nicht nach Mindestlohn bezahlt werden würden oder Fragen dazu, mit welcher Firma die Stadt denn nun die Verträge zum Bau und Betrieb der Therme geschlossen hätte. Sowohl für den Bau als auch für den Betrieb ist das die eigens gegründete „Havel-Therme GmbH“, nicht die „Schauer und Co.“, die vor zwei Jahren als Bestbieter vorgestellt wurde. „Das sollte dem Badausschuss doch klar sein“, sagt Andreas Schauer, der Geschäftsführer beider Unternehmen ist. Ausschuss-Chef weist Kritik zurück: Der Vorsitzende des Gremiums, Markus Altmann (Grüne), wehrt sich auf MAZ-Anfrage gegen die Kritik. Auch andere Mitglieder des Ausschusses wiesen den Vorwurf, sie würden ihrer Arbeit nicht hinreichend nachgehen, zurück. „Das ist schlichtweg eine falsche Unterstellung“, sagt Markus Altmann. Andreas Schauer habe im Juni detailliert die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Baustelle öffentlich dargelegt. Im nicht öffentlichen Teil sprach der Ausschuss anschließend darüber und auch im September sei es Thema gewesen. „Ich finde es hochgradig falsch, dieses Thema, gerade im Fachausschuss, nicht auszudiskutieren“, so Markus Altmann. „Ich sehe schon die von der Bürgermeisterin angesprochene moralische Verpflichtung und wir wollen Herrn Schauer auf keinen Fall verärgern, aber wir reden hier über Steuergeld“, ergänzte er. Zudem seien Werders Stadtverordnete und Ausschussmitglieder keine Berufspolitiker, sondern Ehrenamtler, die nicht nur das Thema Therme auf dem Schirm haben. Die Notwendigkeit einer Sondersitzung habe Markus Altmann nicht gesehen. Stadt: Keine schnellere Lösung möglich: Nach Aussagen der Stadtverwaltung wäre eine schnellere Lösung, abgestimmt mit den Stadtverordneten, nicht möglich gewesen. Mit der gestrigen Debatte und der mehrheitlichen Zustimmung für eine Pachtminderung je möglicher Auslastung der Therme und der vorzeitigen, gestaffelten Auszahlung der zweiten Fertigstellungsprämie sei man einer Einigung aber schon näher gekommen, sagt Stadtsprecher Henry Klix auf Anfrage. Der Prüfverfahren zu den Folgen und Verlusten durch die Corona-Krise in der Bauphase, beantragt von der CDU-Fraktion, kann erst nach der Stadtverordnetenversammlung beginnen. Die Politiker sollen zunächst signalisieren, ob sich die Stadt überhaupt an den entstandenen Mehrkosten beteiligen soll. „Eine Prüfung ohne diese Perspektive wäre im Aufwand völlig unverhältnismäßig“, so Henry Klix. Die Verwaltung werde gemeinsam mit dem Partner entscheiden, welche Grundaussagen aus dem Prüfergebnis öffentlich gemacht werden können. Lesen Sie auch: Vom Geisterbad zum Traumschiff: Ein Besuch auf der Baustelle Warum Andreas Schauer so fasziniert von Thermen ist Oktober 2019: Bauunternehmer führt über die Baustelle der Havel-Therme Von Luise Fröhlich