Wärmestube-Leiterin in Werder Martina Müller bleibt - Tafelausgabe startet am Dienstag wieder

Am Dienstag öffnet die Lebensmittelausgabe in der Tee- und Wärmestube Werder nach einer Woche Zwangspause wieder. Darüber informierte die Potsdamer Tafel am Montag, die das Angebot in Werder, wie berichtet, übernimmt. Grund dafür war der plötzliche Rückzug des bisherigen Trägers der Tee- und Wärmestube, die Ernst-von-Bergmann Sozial gGmbH, zum Jahresende 2020. Immer dienstags und freitags wird die Tafelausgabe am gewohnten Ort in der Eisenbahnstraße 1 für einkommensschwache Menschen nun fortgeführt. Wie es mit dem bewährten Konzept aus warmem Essen, Kleidung, Sozialberatung und der Tafel in der Tee- und Wärmestube weitergeht, ist derzeit weiter offen. Die bisherige Leiterin der Wärmestube Martina Müller aber bleibt vorerst und leitet kommissarisch die Ausgabestelle. Zunächst hieß es, dass sie in den Ruhestand geht, doch das wollte sie angesichts der unsicheren Lage nicht. „Ich mache für die Stadt zwei Tage in der Woche weiterhin soziale Beratung, weil das ganz wichtig ist“, sagt Martina Müller. Klassische Sozialberatung findet aktuell nicht statt: Das bestätigte die Stadtverwaltung auf Nachfrage. „Als vertrautes Gesicht wird sie bedürftigen Menschen dort mit ihrem Erfahrungsschatz als Ansprechpartnerin zur Verfügung stehen. Sie wird ehrenamtlich dabei helfen, die zuständige Anlaufstelle für Problemlagen zu finden“, sagt Stadtsprecher Henry Klix. Eine klassische Sozialberatung finde aber nicht statt. Niedrigschwelliges Angebot müsse bleiben: Das Gesamtkonzept wird neu ausgeschrieben. Zunächst ist noch im Januar eine Abstimmung mit dem Landkreis zu Finanzierung und Träger geplant. Sowohl die Stadt Werder als auch der Kreis haben die Wärmestube in der Vergangenheit bezuschusst. „Es muss im Sinne der Klienten auf jeden Fall ein niedrigschwelliges Angebot bleiben. Ich sehe ja, wie schwer es ihnen fällt, die Treppe zu uns herunterzukommen“, erzählt Martina Müller, die seit 31 Jahren in der Sozialarbeit tätig ist und die Wärmestube viele Jahre geleitet hat. Wenn die Menschen dann erstmal in der Stube angekommen sind, vielleicht wieder und wieder kommen, sich Lebensmittel holen, eine Suppe essen, dann öffnen sich viele auch für Gespräche und Beratung. „Hier ist die Hemmschwelle für die Menschen, die am Boden sind, gering. Wir machen ihnen Mut und helfen“, sagt die 64-Jährige. Wunsch nach einem Verein, der die Stube übernimmt: Martina Müller wünscht sich, dass ein Verein die Wärmestube langfristig übernimmt. Unternehmer aus der Region, die sich sozial engagieren wollen, könnten sich so an Miete und laufenden Kosten beteiligen und die finanzielle Last wäre auf mehrere Schultern verteilt, sagt sie. Auch Martina Müller würde sich ehrenamtlich mit ihren Erfahrungen im Verein einsetzen. Lesen Sie auch Werders Wärmestube: Viel mehr als Tafel und Suppenküche Stadtpolitiker reagieren auf drohendes Aus der Tee- und Wärmestube Debatte um Wärmestube: Wer ist für die Finanzen zuständig? Langjährige Sponsoren sind treu geblieben: Trotz der Corona-Krise seien viele langjährige Sponsoren, darunter Gewerbetreibende, aber auch Privatpersonen, treu geblieben. „Ich kann mich nur vor allen verneigen, die uns immer zur Seite gestanden haben, auch wenn sie selbst mal in Schwierigkeiten waren. Ich weiß, dass die Werderaner ein Herz für uns haben“, so Martina Müller. Aber auch ohne den einhelligen Zuspruch der Stadtverwaltung und der Stadtverordneten sähe es für die Zukunft der Wärmestube schlecht aus. „Wollten das Aus nicht zulassen“: „Klienten haben vor der Tür gestanden und geweint, als sie von dem drohenden Aus gehört haben“, erzählt Martina Müller. Die ehrenamtlichen Helfer machen alle weiter. Es sei sogar jemand gefunden worden, der sich und sein Auto kurzfristig für die Fahrten zu den Supermärkten angeboten hat. Schon seit 20 Jahren arbeiten die Potsdamer Tafel und die Tee- und Wärmestube zusammen. „Das ganze Projekt stand vor dem Aus. Das wollten wir nach all den Jahren guter Zusammenarbeit nicht zulassen“, sagt die Leiterin der Potsdamer Tafel, Imke Eisenblätter. Die Stadt Werder übernimmt die Miete für die Ausgaberäume. Info: Sponsoren oder Unterstützer der Tee- und Wärmestube können sich an folgende Mobilnummer wenden: 0160/35 16 24 9. Über die einstige Festnetznummer ist das Team derzeit nicht erreichbar. Von Luise Fröhlich