Ein sitzender Bär. Dem man schon ansieht, dass er mit sich und der Welt zufrieden ist. Und ein unglaublich realistisches Nashorn. Und ganz viele blaue Bilder, die an Foto-Negative erinnern. In der Ausstellung der Schüler der freien Waldorfschule Christian Morgenstern in Werder hängen und stehen Werke, die alle eines gemeinsam haben: Sie sind von Gedichten Christian Morgensterns inspiriert. Jener Dichter, der bekannt war für seine Galgenlieder.
Im letzten Jahr hatte der Freundeskreis Bismarckhöhe, der dort auch das Christian-Morgenstern-Literatur-Museum betreut, die Idee dazu. „Sie kamen auf mich zu und fragten, ob die Schüler nicht Lust dazu hätten, eine Ausstellung auf der Bismarckhöhe zu machen“, erzählt Katharina Ulitzka (41), die Kunstlehrerin. Ihre Schützlinge sind Schüler der neunten, zehnten und elften Klasse. Und jede Klasse hatte ihre eigenen Vorgaben.
So sollten die Jüngsten Tierfiguren aus Ton modellieren. „Das machen wir mit den neunten Klassen sowieso. Nur dieses Mal kamen die Gedichte von Morgenstern dazu“, sagt Ulitzka. Es entstanden Figuren, die wie der Bär und das Nashorn sehr realistisch sind und solche Figuren, die mehr Fantasie fordern – sowohl bei der Schaffung des Werkes als auch bei dessen Betrachtung.
„Der Schnupfen“ malte ein Schüler auf Stofftaschentüchern
Die Schüler der zehnten Klassen haben sich mit der Cyanotypietechnik beschäftigt, einem fotografischen Edeldruckverfahren. Dabei vermischten die Jugendlichen zwei chemische Substanzen in Pulverform mit Wasser, erhielten eine lichtempfindliche Flüssigkeit, verteilten diese auf Papier und konnten mittels einer bedruckten oder bemalten Folie und UV-Strahlung Bilder erzeugen. Die Schüler haben sich mit ihren Cyanotypiebildern an der ganzen Breite von Christian Morgensterns Werk orientiert. So nutzte ein Schüler das Verfahren, um das Gedicht „Der Schnupfen“ zu visualisieren. Dazu nahm er allerdings kein Papier, sondern Stofftaschentücher.
Bis April sind die Werke zu sehen
Die elfte Klasse malte mit Acrylfarben auf Leinwand. Sie ließen sich von Morgensterns Natur- und Landschaftsimpressionen inspirieren.
Der Freundeskreis und die Waldorfschule arbeiten bereits seit vielen Jahren zusammen. Die Ehrenamtler waren es auch, die die Schulleitung dazu ermunterten, ihre Schule nach dem Zeitgenossen und Verehrer Rudolf Steiners, Christian Morgenstern, zu benennen.
Die Vernissage ist am Sonnabend, 2. März, um 16 Uhr in der Mensa des Oberstufenzentrums Werder/Havel. Von dort geht es gemeinsam in die Turmgalerie. Anschließend ist die Bilderschau bis zum 22. April an den Öffnungstagen der Turmgalerie zu sehen.
Von Annika Jensen