Werders Gedächtnis: Stadtchronist Baldur Martin feiert 80. Geburtstag

Für die Stadtgeschichte von Werder gibt es ein Synonym: Baldur Martin. Seit Jahrzehnten befasst sich der eigentlich aus dem Erzgebirge stammende Diplom-Gartenbauingenieur mit diesem Thema. Er verbrachte nicht nur viel Zeit in Archiven, wo er tief in die Historie seiner Wahlheimat eintauchte, er schaute im wahrsten Sinne des Wortes auch den Werderschen aufs Maul. So entstanden unter anderem die „Sprüche der Werderschen“ oder auch die Sammlung mit den Sagen und Geschichten. Bücher zur Blütenstadt von den Anfängen bis in die Gegenwart: Schon als Student hatte er die Entwicklung der Siedlungsfläche von Werder zum Thema seiner Staatsexamensarbeit gewählt. Inzwischen gibt es eine große Zahl von Büchern und Broschüren aus seiner Feder, die sich mit der Blütenstadt von den Anfängen bis in die Gegenwart beschäftigen. Der junge Lehrer, der vor fast 60 Jahren nach Werder kam, wurde zum Chronisten. Die für sieben Bände konzipierte Chronik, deren erste Teile zum Stadtjubiläum 2017 erschienen und die er gemeinsam mit Klaus-Peter Meißner sowie Klaus Froh herausgab, wird wohl lange das Standardwerk der Werderaner Stadthistorie sein. Am Dienstag feierte Baldur Martin seinen 80. Geburtstag. Durch die gegenwärtigen Einschränkungen konnte er das nur im engen Familienkreis. Da man ihm nicht persönlich die Hand drücken oder ihn umarmen durfte, lief sich sein Telefon sicher heiß. Werders 700-Jahr-Jubiläum vorbereitet: „Für alles, was ich heute an der Geschichte der Menschen dieser, unserer Stadt bewundere und mag, hast Du den Grundstein gelegt. Mehr noch, Du hast mich immer teilhaben lassen an dem ‚intimen’ Hintergrundwissen, das Du über Jahrzehnte mit wachem Blick gewonnen hast“, schreibt unter anderem Klaus-Peter Meißner in seiner Glückwunschbotschaft. Seit 2013, als Baldur Martin den Verein „700 Jahre Heimatgeschichte Werder (Havel)“ initiierte, um das Jubiläum der urkundlichen Ersterwähnung für das Jahr 2017 gebührend vorzubereiten, arbeiten die beiden eng zusammen. Lesen Sie auch Chronik: 140 Jahre Baumblütenfest auf 48 Seiten Seminar zur Stadtgeschichte von Werder Neuauflage: „Sprüche der Werderschen“ kehren zurück Martin habe viel geleistet für das Geschichtsbewusstsein in der Stadt, hebt der promovierte Historiker Meißner hervor. „... so war für mich immer bedeutend, dass Du ein schlagendes Herz für diese aufrichtigen und doch armen, für diese arbeitsamen und doch misstrauischen, für diese gottesfürchtigen und doch ängstlichen ‚Werderschen’ hattest und hast“, versichert er seinem langjährigen Mitstreiter. Doktor der Agrarwissenschaften an der Gartenbau-Fachschule: Vielleicht brachte Martin das Gefühl der Heimatverbundenheit aus dem Erzgebirge mit. Auf jeden Fall übertrug er es schnell auf seinen neuen Lebensmittelpunkt. Das Forschen und Niederschreiben von Erkenntnissen scheint ihm ein Bedürfnis zu sein, denn auch als Lehrer an der Fachschule für Gartenbau war der Doktor der Agrarwissenschaften an der Erarbeitung von Lehrbüchern und wissenschaftlichen Beiträgen beteiligt. Er wurde zum Mitbegründer der Interessengemeinschaft Heimatgeschichte und Denkmalpflege im Kulturbund, aus dem später der Heimatverein Werder hervorging. Ein besonderes Verdienst von Baldur Martin sei, bei vielen Menschen Interesse und Begeisterung für die Stadthistorie geweckt zu haben, sagt sein Freund Klaus-Peter Meißner. Wenn man nachträglich einen Werderaner zum Werderschen ehrenhalber erklären könnte, Baldur Martin wäre ein echter Kandidat. Von Edith Mende

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