5G: Neue Technik kommt, Gegner sollen eingebunden werden

Die Zeiten, in denen ein Bürger vom Rathaus erwartet, dass die Verwaltung allwissend alle seine Fragen beantworten kann, sind passé. So lautet das Fazit von Marco Beckendorf. „Wir werden mehr denn je Information und den Austausch darüber organisieren“, schätzt der Bürgermeister der Gemeinde Wiesenburg/Mark ein. Anlass gibt ihm das Forum „Lass uns über 5 G reden!“. Am Mittwochabend ging es über die Bühne. Digital und analog diskutiert: Nachdem die für März geplante Podiumsdiskussion in der Kunsthalle der ersten Welle der Covid-19-Pandemie zum Opfer gefallen war, fand nun eine hybride Veranstaltung statt. Mit der technischen Unterstützung des Teams von Mals Scheune/Studio Wiesenburg konnten Teilnehmer dort sowie via Internet zugeschaltete Fachleute ihre Standpunkte vertreten. "LASST UNS MAL ÜBER 5G REDEN" - Info- und Austauschabend mit Diskussion Was?Um den Startschuss für einen Austausch zu diesem komplexen Thema zu geben, möchten wir Sie zu einem digitalen Format der Bürgerbeteiligung ganz herzlich einladen (für mehr Informationen siehe Rückseite).Wir haben verschiedene Fachleute aus dem Mobilfunkbereich als Referent*innen zum Thema eingeladen. Diese werden kurze Vorträge halten und zu folgenden Themen informieren:- 5G! Was ist das eigentlich? Was steht technisch hinter der Mobilfunktechnik und worin unterscheidet sich diese zu der Vorgängertechnik 3G, 4G, LTE usw.?- Welche Inhalte hat der Landkreis Potsdam-Mittelmark in seinem Konzept beim 5G Innovationswettbewerb eingereicht? Und haben unsere smarten Ideen und Projekte auch etwas damit zu tun? Wozu brauchen wir das in der ländlichen Region?- Ist 5G greifbar nah oder Zukunftsvision? Verstehen wir es als Chance oder als Risiko?- Was bedeutet das für unsere Gesundheit und unsere Umwelt? Wer schützt uns wie vor eventuellen Konsequenzen? Und wie können wir selbst Verantwortung für uns übernehmen?Wir freuen uns auf Ihre Fragen und auf weitere Diskussionen über die 5G Modellregion Wiesenburg/Mark - Bad Belzig in naher Zukunft!Dies war eine Veranstaltung der Gemeinde Wiesenburg/Mark - live aufgenommen in Mal's Scheune - Studio Wiesenburg. Posted by Fläming Bewegt on Friday, November 13, 2020 Interessierte hatten die Möglichkeit, nicht nur die Diskussion zu verfolgen. Sie konnten vorab oder im Verlauf der Diskussion noch Fragen stellen und ihre Meinung dazu kundtun. Dieses digitale Angebot ist von immerhin 50 Nutzern auf den Facebook- und Youtube-Kanälen des Portals „Fläming bewegt“ verfolgt worden. Die Beteiligten lobten die faire Debatte, obwohl sie durchaus kontrovers verlief. Bürgerinitiative will gern bremsen: Mehrere Redner stellten klar, dass die Entscheidungen zur Erschließung mit dem neuen Mobilfunkstandard auf nationaler Ebene längst getroffen sei und der Ausbau begonnen habe. Der Vorschlag von Claus Wichmann von der Bürgerinitiative „Stop 5 G!“, den Hohen Fläming eher als strahlungsarme Region zu profilieren und dies als touristisches Ziel und alternative Wohnadresse zu etablieren, fand in der Runde wenig Resonanz. Zumal Gunde Zieselberger vom Bundesamt für Strahlenschutz betonte, dass durch die neue Technik nach bisheriger Erkenntnis keine wesentliche Mehrbelastung für die Gesundheit der Menschen zu erwarten sei. Die Skeptiker hat sie damit nicht überzeugt. Wider die Unterversorgung: „Es geht um viele Leute, die hier vor Ort in den verschiedensten Branchen arbeiten und die nicht abgehängt sein wollen“, erklärt Karsten Gericke als Digitalbeauftragter des Kreises Potsdam-Mittelmark. „Und es geht um jene, die gern aufs Land ziehen würden, aber erst einmal eine Unterversorgung wahrnehmen und deshalb lieber in der Metropole bleiben“, so Silvia Hennig vom Verein Neuland 21 in Klein Glien. Vor dem Hintergrund treibt sie federführend die Bewerbung für einen Millionen schweren Modellversuch für autonom fahrende Busse voran. Ob und wie dazu 5-G-Technik zum Einsatz kommt, könnte dabei erprobt werden. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark präferiert Bad Belzig, Wiesenburg und Umgebung für den Test. Der Appell von Gemeindevertreter Johannes Blatt aus Schmerwitz lautet, Angst einflößende Begriffe wie Reallabor zu vermeiden und vielmehr mit Transparenz die 5-G-Gegner aktiv in das Projekt einzubinden. Seinen Vorschlag, die Vorreiterrolle abzulegen und Tempo aus der digitalen Entwicklung hierzulande zu nehmen, sei nicht zweckdienlich, meint indes André Göbel von der Digitalagentur Brandenburg. Im Zweifelsfall würde das Feld anderen überlassen, die – wie beispielsweise internationale Mobilitätskonzerne – erst recht nicht zu beeinflussen sind. Von René Gaffron